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0228 - Der Leichenpfad

0228 - Der Leichenpfad

Titel: 0228 - Der Leichenpfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nacht.
    »Heute abend erstatten wir Ihnen Bericht«, sagte Will zum Abschluß und lächelte, als wir das Gasthaus verließen.
    Vor der Tür merkten wir wieder die stechende Sonne. In der Gaststube war es kühl gewesen. Ich setzte mir meine dunkle Brille auf. Will war schon auf den Manta zugegangen, ich schaute noch nach links und sah einen Wagen mit hohem Tempo über die Straße fahren.
    Es war eine grüne Ente, Ralf Göpfert fuhr sie.
    »Will!« rief ich, »Schau mal zurück.«
    Der Kommissar drehte sich um, und er sah das gleiche wie ich.
    Göpfert hatte uns fast erreicht, trat hart auf die Bremse und brachte die Ente schlingernd zum Stehen. Sie drehte sich noch, als er bereits die Tür aufstieß.
    »Kommen Sie mit, da ist was Schreckliches passiert!«
    ***
    Ein Teil der oberen Etage des Hauses wurde von Frank Göpfert bewohnt.
    Er besaß dort ein großes Zimmer mit einer Verbindungstür in sein eigenes Bad.
    Durch die Schlitze des Rollos fiel nur wenig Licht, so daß die einzelnen Balken schmale Streifen auf die kleinen Fliesen malten.
    Selbst sie waren wärm, das merkte Chris, als sie mit nackten Füßen zum Duschbecken schritt.
    Auf dem Weg dorthin löste sie das Oberteil des Bikinis, blieb dann stehen und stieg aus dem Höschen. Dann schob sie den grünen Duschvorhang zur Seite, betrat das Becken und stellte sich unter die Brause. An der Mischbatterie regulierte sie die richtige Temperatur, denn eiskalt wollte sie nicht duschen. Eine gewisse Temperatur mußte sein, da erfrischte sie sich am besten.
    Zuvor hatte sie noch eine Badekappe aufgesetzt, so daß die Wasserstrahlen auf das Gummi trommelten.
    Nichts tat besser, als sich bei dieser Hitze lauwarm zu duschen. Es war ein herrliches Gefühl, unter den Strahlen zu stehen, und Chris bog ihren Körper wie eine Gummifeder, damit auch jede Hautfalte etwas von dem kühlen Naß abbekam.
    Und nachdem sie sich das Sonnenöl vom Körper gespült hatte, seifte sie sich ein.
    Träge floß der duftende Schaum über ihre Haut. Fingerdicke Streifen liefen von oben nach unten, die Chris mit den Händen verrieb.
    Dann drehte sie sich und stellte sich wieder unter die harten Wasserstrahlen.
    Der Schaum wurde weich, füllte sich mit Wasser auf und wurde abgespült.
    Der grüne, leicht durchsichtige Duschvorhang hielt die meisten Wasserspritzer ab, und letzte Schaumreste sammelten sich zwischen ihren Füßen im Duschbecken, bevor das Wasser sie in den Ausguß spülte, wo sie kreisend verschwanden.
    Chris wandte dem Vorhang den Rücken zu, deshalb sah sie auch nicht den Schatten, der sich durch das Zimmer bewegte. Er ging gekrümmt, war ziemlich groß, und sein Rücken zeigte eine Rundung, die sich bei genauerem Hinsehen als eine Last entpuppte, die der Eindringling über die Schulter geworfen hatte und durch den Duschraum trug.
    Bevor er durch die Tür in Franks Zimmer verschwand, blieb er stehen und drehte sich um.
    Bisher hatte ihn die Umgebung nicht interessiert, jetzt aber sah er den menschlichen Umriß hinter dem Vorhang, und er wandte langsam seinen Körper.
    Chris genoß die jetzt eiskalten Wasserstrahlen, die wegen ihrer Aufprallwucht die Haut regelrecht massierten, zudem rieb sie noch mit den Händen nach und lockerte die Muskeln.
    Da die Strahlen auch den Rücken massieren sollten, drehte sich das junge Mädchen um.
    Und sah den Schatten!
    Chris erstarrte vor Schreck. Dann dachte sie an Frank, und daran, daß er ihr vielleicht gefolgt war. Als sie genauer hinschaute, erkannte sie, daß dem nicht so war.
    Frank hatte eine andere Figur.
    Also ein Fremder!
    Chris hatte eigentlich schreien wollen, aber die Überraschung war so groß, daß sie nur dastand und auf den Schatten stierte, der sich nicht bewegte und sich erst nach einer Weile allmählich umdrehte, dann jedoch blitzschnell reagierte und seinen Arm nach vorn drückte.
    Zielsicher griff der Fremde zu.
    Fünf Finger einer knochigen bleichen Hand fanden genau die Lücke zwischen den beiden Duschhälften und zogen eine Hälfte nach rechts weg. Das metallene Rollen unter der kleinen Laufschiene ging im Prasseln des Wassers unter.
    Chris starrte den Fremden an.
    Unheimlich sah er aus. Ein verwüstetes Gesicht, ein weit aufgerissener Mund, aus dem ein schreckliches Ächzen drang, dunkle Kleidung und Augen, die wie gläserne Steine wirkten.
    Sekunden dehnten sich zu kleinen Ewigkeiten, während das Girl innerhalb des Duschbeckens stand, als hätte es einen Krampf bekommen.
    Der Unheimliche allerdings senkte seinen Kopf.

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