0228 - Der Leichenpfad
hatte, war Göpfert schon da.
Und er fiel Frank an.
Wie Hauklötze waren seine muskulösen, kräftigen Arme. Sie fielen gleichzeitig nach unten. Frank sah sie, duckte sich, um ihnen zu entgehen, er war nicht schnell genug. Zwar riß er noch seine Arme hoch, doch die beiden Hände des Monstrums durchbrachen seine Deckung.
Die rechte Hand traf sein Gesicht. Frank spürte einen irrsinnigen Schmerz und er merkte, daß Blut aus seinen Nasenlöchern floß.
Dann brach er in die Knie. Zwischen Tür und Kühlschrank fiel er zu Boden, wobei er sofort einen harten Tritt kassierte, der ihn zur Seite schleuderte und er nicht mehr zwischen dem Monstrum und seiner Freundin lag.
Göpfert hatte freie Bahn.
Der Niederschlag des jungen Mannes war innerhalb von Sekunden erfolgt. Einem trainierten und an Gefahren gewohnten Menschen hätte sie zur Flucht gereicht, nicht Chris Berger. Zwar war sie körperlich fit, doch der seelische Zustand lag im argen. Die Schwelle, die sie umsetzen mußte, war zu stark.
Der Eindringling schaffte es, sich dem angststarren Mädchen zu nähern. Um Frank kümmerte er sich nicht mehr. Der junge Mann lag am Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Das Blut rann weiterhin aus seiner Nase und hinterließ auf den hellen Fliesen dicke, rote Flecken.
Die geöffnete Hand kam schnell wie ein Säbelstich. Chris sah sie übergroß vor ihrem Gesicht auftauchen, dann fiel sie etwas nach unten, streifte noch die Haut und fand sicher das Ziel.
Den Hals!
Die Finger waren wie eine Klammer. Chris lehnte bewegungslos mit dem Rücken an der Kühlschranktür, hatte noch den Mund weit aufgerissen, doch das Monstrum ließ ihr keine Chance, auch nur ein Quentchen Luft in die Lungen zu saugen.
Seine Stärke war in der Hölle geboren. Da nutzte es auch nichts, daß sich Chris Berger plötzlich wehrte. Sie schlug um sich, trat mit den Füßen zu, es gelang ihr auch, die Beine des Zombies zu treffen, aber das war in der Wirkung nicht mehr als ein Mückenstich auf der Haut eines Elefanten.
Göpfert blieb ruhig. Kein Laut drang aus seinem Maul, er keuchte nicht, er stöhnte nicht. Zielstrebig ging er vor, ließ das Mädchen schlagen und wartete sogar eiskalt ab, bis dessen Kräfte erlahmten.
Das geschah bald. Chris Berger war psychisch und physisch nicht mehr in der Lage, mitzuhalten. Sie brach urplötzlich zusammen, der Luftmangel und die nachlassenden Kräfte zwangen sie dazu.
Darauf hatte das Monstrum nur gewartet. Jetzt konnte ihm sein Opfer nicht mehr entkommen.
Seinen Griff löste er vom Hals des Mädchens, das nun überhaupt keinen Halt mehr besaß und zu Boden fiel. Sofort bückte Göpfert sich. Er wollte Chris in die Höhe ziehen. Seine Klauen berührten schon ihren Körper, als Ralf die Küche betrat. Sofort erfaßte er die Situation. Seine Augen weiteten sich, er selbst verlor alle Farbe, aber er machte nicht kehrt, um wegzulaufen, sondern wollte kämpfen.
Mit einer Waffe hatte er sich versorgt. Ralf wußte, daß etwas Schreckliches geschah, in seiner Aufregung hatte er zum ersten Gegenstand gegriffen, der ihm im Bad in die Finger gefallen war.
Einen Schemel!
Nicht sehr groß und vielleicht auch nicht besonders wirkungsvoll, aber besser als nichts.
Auch der unheimliche Mörder bemerkte den jungen Mann, er wußte, daß ihm ein weiterer Feind gegenüberstand und kam aus seiner gebückten Haltung hoch, um sich des Jungen anzunehmen.
Darauf hatte Ralf gewartet. Dieser Typ reagierte genau richtig.
Der Schemel war schon unterwegs, als sich Göpfert noch in der Aufwärtsbewegung befand.
Und er traf genau.
Ein kleines, aber stabiles Möbelstück, das Ralf dem Unheimlichen regelrecht um die Ohren drosch. Zwar konnte er einen Zombie nicht erschlagen, aber aus dem Weg schaffen.
Der Untote flog erst hoch, sein Kopf wurde zur Seite gerissen, dann krachte er auf den Küchenboden und überschlug sich.
In diesem Augenblick schrie Chris los.
Sie wollte sich einfach nicht mehr beruhigen, die Angst mußte sich freie Bahn verschaffen, und Ralf drehte den Kopf, denn er wurde durch den Schrei für einen Moment abgelenkt.
Sein Fehler. Plötzlich spürte er fünf Finger, die sein Bein dicht oberhalb des Knöchels umklammerten.
Der Zombie hatte ihn!
Für den Bruchteil einer Sekunde erstarrte Ralf Göpfert. Dann ließ er den Schemel mit voller Wucht auf den Schädel des Untoten sausen. Er selbst schloß dabei die Augen, wollte nicht sehen, was geschah, und als er sie wieder öffnete, da hatte der Zombie ihn nicht nur
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