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0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls

0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls

Titel: 0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kein Lösegeld für blonde Girls
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einem vielleicht fünfundzwanzigjährigen, blassen Jüngling mit Hornbrille. Wie sie heißt, wußte dort allerdings niemand. Man kannte sie nur unter ihrem Vornamen Lucy. Wir werden jedenfalls sofort einen neuen Aufruf erlassen und die Presse bitten, dafür zu sorgen, daß das Klischee ähnlicher und der Druck besser wird.«
    Wir wurden es müde, noch länger zu warten. Schließlich hatte Kays Entführer gesagt, er werde erst am folgenden Tag und in letzter Sekunde seine Instruktionen durchgeben. Er wußte zweifellos, daß Trace am Sonntag doch kein Geld werde flüssig machen können. Wir hinterließen also, man solle mich durch Sprechfunk benachrichtigen, wenn wider Erwarten etwas passiere, und im übrigen würde ich von Zeit zu Zeit durchrufen.
    Es war die Gegend rund um Springstreet, wo man Tony ermordet hatte und wo Tobsy und Turvy, wie unser Abenteuer in der »Blauen Kuh« bewies, bekannt waren.
    Dort allerdings würden sich die beiden Kerle vorläufig nicht mehr sehen lassen, aber es ist eine alte Erfahrung, daß berufsmäßige Gangster immer an der gleichen Gegend kleben und sich nur schwer entschließen können, fremde Straßen und fremde Kneipen aufzusuchen.
    Also fuhren wir los. Heute deponierten wir meinen Jaguar nicht im Police HQ, sondern stellten ihn an der Grünfläche des Roosevelt Parkway ab, wo Ich ihn im Bruchteil einer Minute erreichen konnte.
    ***
    Dann bummelten wir zur Abwechslung die Springstreet nach Westen hinunter. Hier waren die Kneipen noch schäbiger als in der Bowery, und sie waren mit zahlreichen Pfandleihgeschäften durchsetzt, die zum großen Teil die ganze Nacht über geöffnet waren, um Bummlern, denen das Bargeld ausging, Gelegenheit zur Auffrischung ihrer Kasse zu geben.
    Die Beleuchtung war schlechter und die Mädchen infolgedessen älter als in der Bowery oder Delanceystreet.
    Von den schmierigen Kneipen suchten wir uns die allerschmierigste aus. Hinter der schmutzigen Scheibe brannte eine rote Lampe, die den Namen des Lokals »Zur roten Laterne« versinnbildlichte. Drinnen gab es nichts zu versinnbildlichen, es sei denn den Schmutz und den Gestank.
    Hinter der Theke stand die stinkbesoffene, grauhaarige Wirtin mit aufgekrempelten Ärmeln, die andernfalls die Schmutzschicht darauf verborgen hätten. Das Wasser im Abwaschbecken schwappte dickflüssig wie Suppe, und die wenigen Gläser, die kein Mensch benutzte, waren undurchsichtig.
    Auf der Bar stand eine Platte mit Hamburgern, auf denen dicke, vollgefressene, blaue Fliegen saßen, und ich wäre gar nicht erstaunt gewesen, wenn Regenwürmer sich in den Drinks geaalt hätten.
    Sehen konnte man sehr wenig, die paar Glühbirnen waren dicht mit Fliegendreck betupft. Zuerst glaubte ich, die Tische hätten einen Linoleumbelag, aber es war nur eine natürliche Kruste, die sich im Laufe vieler Monate darauf gebildet hatte.
    Die Gäste paßten sich der Umgebung vollkommen an. Es waren Weiber mit Zottelköpfen und Männer, die in ihrem Leben noch kein weißes Hemd gesehen hatten. Am liebsten wäre ich rückwärts wieder hinausgegangen, aber Phil gab mir einen Schubs, und somit waren wir drinnen.
    Glücklicherweise hatten wir die Schlipse abgenommen, aber trotzdem erregte unsere saubere Wäsche Aufsehen. Wir drückten uns schleunigst in eine möglichst finstere Ecke und warteten der Dinge, die da kommen sollten. Sie kamen denn auch in Gestalt einer außerordentlich jungen, hübschen, ungepflegten Kellnerin, die sich den Luxus erlaubte, ein noch halbwegs weißes Schürzchen zu tragen. Wir bestellten zwei Flaschen Bier und paßten auf, als diese geöffnet wurden. Man konnte nie wissen, ob auch der richtige Inhalt vorhanden war.
    Das Bier war das beste an dem ganzen Lokal, und es war sogar kalt. Das hob unsere Stimmung, und so sahen wir uns um.
    Was hier saß, war der Abschaum des Abschaums von Bowery, alte schmierige Männer, junge, grölende Burschen mit und ohne Anhang und ein paar stumme, finstere Gestalten, die ihre Umgebung aus zusammengekniffenen Augen mißtrauisch musterten.
    Eine Razzia der Stadtpolizei hätte hier sicher einen ungeahnten Erfolg gehabt. Wir spitzten die Ohren, aber es gab nichts zu hören, was uns interessiert hätte. Das, was hörbar war, bestand aus Flüchen und Obszönitäten, und der Rest der Unterhaltung wickelte sich in geheimnisvollen Untertönen ab.
    Wir tranken unser Bier. Gerade wollte ich der hübschen, aber verkommenen Jungfer winken, damit sie abkassiere, als aller Augen sich der Eingangstür zuwandten.

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