0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls
Corp. anzurufen und sich nach Flunkys Vater zu erkundigen. Die Auskunft war erstklassig. Ein Geldmotiv schied also unbedingt aus.
Wir konnten uns nicht aus dem Office wegrühren, da der Kidnapper ja angekündigt hatte, er werde Trace erst in letzter Minute informieren, wann und wo er die weitere halbe Million zu kassieren gedenke.
So saßen wir also, zerbrachen uns immer noch die Köpfe und langweilten uns trotzdem nach Noten. Es juckte mich, noch einmal im East End herumzustöbern, wo sich Topsy und Turvy unbedingt verborgen halten mußten, aber ich mußte warten.
Um sechs Uhr kamen die Abendblätter heraus. Ich fuhr nach unten und schnappte mir eines von einem der Zeitungsjungen. Dann hockte ich zuzusammen mit Phil, und wir begannen zu studieren.
Die Raumraketen fingen schon an, uns zum Halse herauszuwachsen, genauso wie die sich an allen Ecken des Erdballs ablösenden Krisen. Einmal waren es die Mongolen, eip andermal die Afrikaner, und wenn die Ruhe hielten, dann kriselte es irgendwo in Südamerika. Im Grunde war es immer dasselbe.
In der rechten Spalte der »News« war eine Überschrift:
»Mädchen in der 36. Straße tödlich überfahren. Fahrerflucht!«
Darunter war ein, wie gewöhnlich, schlechtes Fote der Getöteten mit dem Vermerk: »Wer kennt diese Frau?«
Das halb verwischte Bild erweckte eine verschüttete Erinnerung. Neben mir sagte Phil:
»Verdammt, die Frau habe ich doch schon irgendwo gesehen.«
»Dasselbe habe ich soeben gedacht«, und ich wählte die Nummer der Stadtpolizei.
Beim Unfalldezernat meldete sich Sergeant Starck.
»Ist es Ihnen möglich, mir einen Originalabzug der in der 36. Straße überfahrenen Frau hierher zu schicken?« fragte ich ihn. »Ich glaube sie schon irgendwo einmal gesehen zu haben, aber das Bild im ›News‹ ist so verdruckt, daß ich nichts erkennen kann.«
»Ich schicke sofort einen Motorcop los. Rufen Sie mich bitte wieder an«, antwortete der Sergeant.
Zehn Minuten später brachte der Motorradfahrer einen Umschlag, den er mir, wie das so üblich ist, gegen Quittung aushändigte. Ich riß ihn auf, und als wir das Hochglanz-Foto der Toten sahen, fiel es uns wie Schuppen von den Augen.
»Das ist doch Lucy, die heute nacht auf dem Tisch getanzt hat«, sagte mein Freund, und dann starrten wir beide auf die durch den gewaltsamen Tod entstellten Züge.
Auf der Rückseite des Bildes fanden wir die Personalbeschreibung, und der Vermerk »flammend rotes Haar« beseitigte den- Rest von Zweifel, der noch geblieben war.
Ich telefonierte an Starck.
»Das Mädchen heißt mit Vornamen Lucy und war bis zum frühen Morgen um fünf mit einem Boy friend im ›Goldenen Drachen‹ in Mottstreet. Ich rate Ihnen, sich dort zu informieren. Es sah aus, als ob sie nicht zum ersten Male dagewesen sei.«
»Das werde ich sofort tun, Mr. Cotton. Soll ich Ihnen berichten, was wir dort herausfinden?«
»Ich habe kein besonderes Interesse daran, aber trotzdem möchte ich es gerne wissen. Die Kleine war so temperamentvoll und vergnügt, daß mir ihr Schicksal leid tut.«
»Okay, Mr. Cotton.«
»Wie hat sich denn der Unfall eigentlich abgespielt?« fragte ich.
»Das Mädel wollte an der Kreuzung mit Lexington Avenue die Straße bei grünem Licht überqueren, als ein sicherlich angetrunkener Fahrer, ohne sich um die Verkehrsampel zu kümmern, einfach durchbrauste. Sie wurde von dem Kühler gepackt und flog mindestens dreißig Fuß durch die Luft und gegen den Mast einer Straßenlaterne. Sie war auf der Stelle tot. Der Kerl aber gab Gas und war verschwunden, bevor jemand auch nur seine Nummer erkennen konnte. Allerdings sagten zwei Augenzeugen aus, diese sei vollkommen verschmutzt gewesen. Bereits drei Minuten später ging ein Aufruf an sämtliche Radiowagen hinaus, aber suchen Sie einmal einen grauen Wagen unbekannter Nummer und unbekannten Fabrikats. Es war von vornherein aussichtslos. Allerdings muß der Kühler Blutspuren und vielleicht Schrammen davongetragen haben. Wir haben deshalb auch sämtliche Garagen und Tankstellen zur Mitarbeit aufgefordert.«
»Hoffentlich erwischen Sie den Burschen«, wünschte ich ihm.
Um halb acht, von Mr. Trace war immer noch keine Nachricht gekommen, rief Starck wieder an.
»Die Betreffende war tatsächlich Stammgast im ›Goldenen Drachen‹. Wir haben den Besitzer und einen seiner Kellner herausgetrommelt und die Bestätigung erhalten. Früher kam sie des öfteren mit verschiedenen Männern, seit einem halben Jahr jedoch meist mit demselben,
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