0228 - Ratten-Tanz
Klinikpersonal aus. Philippe raffte sich auf und erstattete einen Kurzbericht, während er seine Waffe wieder nachlud. Die Ärzte und Pfleger wurden blaß.
Drei der vier Beamten brauchten sofort ärztliche Behandlung. Der vierte kam aus der Kammer zurück und schüttelte sich.
»Sie haben ihn getötet«, sagte er.
Nicole schloß die Augen.
Doktor Sonnier würde als Untoter nicht mehr aufstehen. Die Rattenmenschen hatten ganze Arbeit geleistet.
Und sie selbst mußten auch Untote sein. Denn sie waren von den Kugeln getroffen worden…
»Da kommt ja was Schönes auf uns zu«, murmelte sie und fragte sich, wie sie mit diesem Problem fertig werden sollten, wenn sich die Wer-Ratten auch bei der nächtlichen Aktion als so widerstandsfähig erweisen sollten.
***
Als sie endlich nach draußen kamen, eine geschlagene, müde Truppe, zeigte sich weiteres Unheil. Der Geländewagen war, wie fast schon erwartet fort. Einer der Polizeiwagen war zerstört, durch Faustschläge demoliert, wie sich zeigte. Die beiden in den Fahrzeugen zurückgebliebenen Polizisten waren schwer verletzt und bereits in Behandlung, der Mann, der sich um den Geländewagen hatte kümmern sollen, verschwunden.
»Ihn trifft das Schicksal am härtesten«, murmelte Philippe bedrückt. »Denn er ist mit Sicherheit gebissen worden und einer der ihren. Verflixt, wie bringen wir das seinen Angehörigen bei?«
Darauf wußte niemand eine Antwort.
»Ein perfekter Fehlschlag«, brummte Philippe weiter. »Und für so etwas mache ich Überstunden… Kameraden, ich sage euch etwas. Heute nacht laden wir geweihte Silberkugeln, und der Teufel soll mich holen, wenn ich es nicht schaffe, bis dahin ein paar Magazine voll zu besorgen!«
Nicole lächelte trotz der bitteren Situation, in der sie sich befanden.
»Dafür, daß Sie zum erstenmal mit schwarzer Magie zu tun haben, lernen Sie schnell, Monsieur Philippe«, stellte sie fest.
»Zu schnell«, brummte er mißmutig. »Deshalb werde ich auch immerzu dazu verdonnert, Überstunden zu schieben… ein Trost, daß Maidonnes das gleiche Schicksal trifft…«
***
Der Teufel brauchte Philippe dann doch nicht zu holen, obgleich er es nicht geschafft hatte, die Silberkugeln weihen zu lassen. Der Pfarrer, den er mit einer Schachtel der frisch gedrehten Kugeln aufsuchte, weigerte sich schlichtweg. »Ich werde mich hüten, irgendwelchen Waffen oder der Munition den Segen zu erteilen! Mit Waffen wird getötet, und das lasse ich nicht zu.«
Philippe begann seine lange Geschichte zu erzählen, aber der Pfarrer gehörte zur jungen Generation, die nicht mehr an Teufelswerk dieser Art glaubte. »Das Böse steckt in jedem von uns und ist nicht personifizierbar«, erklärte er. »Besuchen Sie doch meinen Gottesdienst, junger Mann. Ich habe Besseres zu tun, als mir Ihre Gruselgeschichte anzuhören.«
»Uff«, machte Philippe, als ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Zum Glück kannte er noch freundlichere Seelsorger als diesen und nahm zu dessen Gunsten zusätzlich an, daß ein schwerer Arbeitstag hinter ihm lag. Denn auch die Arbeit der geistlichen Hirten erschöpft sich nicht allein darin, die Predigt für den nächsten Sonntag zu erarbeiten und reuigen Sündern die Beichte abzunehmen. Ein wenig mehr Arbeit steckt schon dahinter…
Philippe sah auf die Uhr. Das Gießen und Drehen der Silberkugeln hatte allein schon zu lange gedauert. Es wurde Zeit, daß er zur Präfektur zurückkehrte, mit oder ohne die Weihe. Denn die Zeit, die sich Zamorra ausbedungen hatte, lief ab. Zumindest bei der Einsatzbesprechung wollte Philippe anwesend sein.
Seinen Überstunden weinte er nicht einmal nach. Es war nur eine seiner kleinen Marotten, die er sich im Umgang mit seinem Vorgesetzten angewöhnte und auf die Allgemeinheit übertrug, über alle Kleinigkeiten zu meckern. In Wirklichkeit brannte er darauf, diese Rattenmenschen unschädlich zu machen, und er hoffte, daß es mit den Silberkugeln gelang, sie zumindest handlungsunfähig zu machen. Töten wollte er sie nicht unbedingt. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, sie zu heilen.
Gleichzeitig mit Zamorra und Nicole traf er in der Präfektur ein.
»Da sind die Kugeln«, sagte er grimmig. »Nur geweiht sind sie nicht, das hat leider nicht mehr geklappt…«
»Vielleicht geht es auch mit dem Amulett«, sagte Zamorra. »Ich werde versuchen, die Kugeln mit der weißen Magie entsprechend zu präparieren. Dann werden wir sehen. Nicole hat mir von Ihrem Einsatz erzählt.«
»Ich begreife
Weitere Kostenlose Bücher