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0228 - Ratten-Tanz

0228 - Ratten-Tanz

Titel: 0228 - Ratten-Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Claudine wurde es schwarz.
    ***
    Der Besitzer des kleinen Hotels, der in eigener Person die Rezeption bediente, wunderte sich nicht wenig, Zamorra und Nicole wiederzusehen. »Sie wollten doch Weiterreisen«, strahlte er sie an. »Gefällt es Ihnen nun in Morlaix doch so gut?«
    »Es ergab sich so«, brummte Zamorra. »Ist unser Zimmer noch frei?«
    Der Mann nickte eifrig. »Selbstverständlich. Sie können sofort wieder einziehen. Bleiben Sie noch länger…«
    Zamorra und Nicole sahen sich an und dachten an die Ratten.
    »Vielleicht«, sagte der Meister des Übersinnlichen. »Ich weiß es noch nicht. Es hängt von gewissen Begebenheiten ab.«
    »Welche Begebenheiten, wenn ich fragen darf?« erkundigte sich der Hotelier neugierig.
    Zamorra zwinkerte Nicole zu. Sie lächelte und formte die Lippen zum Kußmund.
    »Ach so«, schmunzelte der Hotelier. »Ja dann… wünsche ich Ihnen auch weiterhin einen angenehmen Aufenthalt.«
    Sie bezogen wieder das kleine, aber gemütlich eingerichtete Doppelzimmer, das sie schon in der vergangenen Nacht bewohnten. Zamorra stellte sich unter die Dusche und warf sich dann auf das Bett.
    »Bitte, in drei Stunden wecken«, nuschelte er und klappte die Augen zu.
    Nicole sah ihn bedauernd an. Aber er brauchte seine Ruhe. Vergnügliche Spielchen konnten sie nachholen, wenn dieses Abenteuer ausgestanden war.
    Aber Nicole dachte nicht daran, drei Stunden lang im Hotelzimmer zu versauern, und ebenfalls schlafen konnte sie nicht. Also stellte sie den Wecker und verließ das Zimmer und das Hotel, nicht ohne vorher das Scheckbuch eingesteckt zu haben.
    Morlaix war zwar nur ein kleiner Ort, aber gerade hier in der Provinz fand man zuweilen kleine Kostbarkeiten in Sachen Modeverrücktheit. Und ein Kleid in bretonischer Landestracht fehlte Nicole immer noch in ihrer Sammlung.
    ***
    Und wieder sprachen Riesenratten zu ihren Dienern.
    Einer verlor seine Kraft. Er ist wertlos für uns. Sorgt dafür, daß er endgültig stirbt, bevor sie aus ihm herauspressen, was es mit ihm und uns auf sich hat.
    Wer ist es? pfiff Herve zurück. Jener, der uns hier überraschte? Von ihm kommt nur schwache Antwort. Als Mensch muß er unglaublich stark sein. Aber für uns bedeutet er keine Gefahr, denn notfalls kontrollieren wir ihn. Jener, den Louise biß, verlor seine Kraft und muß den endgültigen Tod empfangen.
    Kann Louise dies nicht tun? pfiff Herve in der Art der Ratten, mit denen er sprach. Sie kennt ihn!
    Sie wird es tun, doch währt es zu lange, sie zu Fuß hinzusenden. Du wirst das Fahrzeug nehmen und sie hin fahren, auch wieder zurückbringen. Es geht rascher. Denn ohne die Königin sind wir noch nicht so weit, euch mit der Kraft der Gedanken im Kreis dorthin zu bringen, wo ihr benötigt werdet.
    In dieser Nacht werden wir die Königin krönen, triumphierte Herve.
    Geht und handelt! befahlen die Ratten.
    Herve und Louise brauchten sich nicht zu verständigen. Sie gehorchten beide dem Befehl der Riesenratten, weil sie nichts anderes tun konnten. Daß Louise wahnsinnig war, spielte dabei keine Rolle. Denn in ihrer beider Köpfe regierte längst nicht mehr menschlicher Verstand, sondern der Keim der Ratten.
    Die beiden Menschen setzten sich in Bewegung, eilten über den Strand dorthin, wo in einiger Entfernung zwischen Strauchwerk der Geländewagen versteckt war.
    Wenig später brummte der starke Motor auf, und der Wagen kletterte die Böschung hinauf, die an dieser Stelle felsig war, so daß es keine Spuren gab. Dann jagte das Fahrzeug davon, in Richtung Morlaix.
    Die Rattenmenschen schickten sich an, am hellen Tag zuzuschlagen!
    ***
    Es war reiner Zufall, daß Nicole den Geländewagen sah, der mit hoher Geschwindigkeit durch die Straße preschte. Sie war gerade dabei, wieder in ihren Wagen zu steigen, nachdem sie ein flaches Paket, dessen Inhalt ein kleines Vermögen gekostet hatte, sorgfältig im riesigen Kofferraum des Cadillacs verstaute. Morlaix war klein, aber groß genug, den Weg vom Hotel bis zu den Geschäften, auf die Nicole es abgesehen hatte, zu einer Weltumrundung werden zu lassen. Zudem gab es hier kaum Parkplatzprobleme, so ging sie nicht, sondern fuhr einkaufen.
    Der Geländewagen rauschte an ihr vorbei.
    »Na, der hat’s aber eilig«, sagte sie und sank in den weichen Ledersitz hinter dem Lenkrad. Da sah sie, daß der Wagen in Richtung Krankenhaus abbog.
    Sie wußte später selbst nicht, weshalb sie dem Wagen folgte. Es war eine Eingebung, vielleicht ein sechster Sinn, und sie hatte immerhin

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