0228 - Ratten-Tanz
Zeit. So ließ sie den Caddy hinterdrein gleiten.
Gut zweihundert Meter vor dem Krankenhausgelände hielt der Wagen an. Nicole tupfte sofort auf die Bremse. Die beiden Insassen des Geländefahrzeugs, ein Mann und eine Frau, stiegen aus und gingen zu Fuß weiter. Nicole ließ den Cadillac am Straßenrand ausrollen und beobachtete.
Ein paar Autos zogen in beiden Richtungen an ihr vorbei. Ein Fahrer hupte erbost, weil hier eigentlich und nicht grundlos Halteverbot war. Nicole schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und beobachtete weiter.
Plötzlich begriff sie, warum sie auf den Wagen aufmerksam geworden war. Es mußte eine winzige Bewegung eines der beiden Insassen gewesen sein. Mehr wohl nicht, aber ihr empfindliches Gespür reagierte sofort darauf.
Die Bewegungen der beiden hatten etwas Raubtierhaftes an sich!
Raubtier… Nagetier… Ratten…
Plötzlich war sie sicher, Rattenmenschen vor sich zu haben. Wie richtig ihr Verdacht war, ahnte sie nicht einmal, weil sie Louise Piquet nicht einmal auf Fotos gesehen hatte.
Ihr Blick ging in die Runde. Für gewöhnlich befindet sich in der Nähe eines Krankenhauses stets eine Telefonzelle. In einiger Entfernung entdeckte sie auch eine, fuhr darauf zu und setzte den Wagen unvorschriftsmäßig auf den Gehsteig.
Sie rief die Polizeipräfektur an und hatte Glück. Kommissar Maidonnes wartete die abendliche Aktion in seinem Büro ab. Ob er nicht verheiratet war oder sonstige Familienbande besaß, daß er nicht zwischendurch heimfuhr? Nicole entsann sich, nicht auf seine Hände geachtet zu haben, ob er einen Trauring trug.
Sie berichtete ihm von ihrer Beobachtung.
»Das ist alles sehr vage«, brummte Maidonnes. »Ich schicke Ihnen Philippe und ein paar Uniformierte, die Anweisung haben, im Notfall von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Noch ein paar Bisse können wir uns nicht leisten. Äh - wie war doch das Kennzeichen des Geländewagens?«
Nicole gab es ihm durch.
»Danke, Mademoiselle. Das haben wir gleich… Unsere Leute kommen in wenigen Minuten.«
»Hoffentlich ist es dann nicht zu spät«, befürchtete Nicole und legte auf. Sie konnte sich denken, daß der Besuch der beiden Wer-Ratten im Krankenhaus nicht von ungefähr kam. Die beiden planten etwas.
Aber was immer sie auch vorhatten -Nicole selbst konnte sie nicht mehr daran hindern. Denn sie befanden sich bereits im Innern des Gebäudes…
***
Die Ratten tanzten wieder.
Sie waren niemals untätig. Ständig geschah irgend etwas. Sie waren auf der Hut. Diesmal sandten sie ihre Kraft aus, um nach jenem zu tasten, der als Mensch zu stark war.
Er bemerkte es nicht. Das Amulett sprach nicht auf den Tastversuch der Ratten an, wie es auch bisher nicht vor Angriffen aus dieser Richtung gewarnt hatte.
Zamorra schlief traumlos und ahnungslos und erholte sich, schöpfte neue Kraft für seinen Kampf gegen die Ratte in seinem Innern und gegen die Ratten irgendwo draußen.
Und jene merkten es. Sie wurden wachsam. Etwas geschah, das sie nicht für möglich hielten. Ein Gebissener rebellierte gegen den Keim.
Wir müssen wachsam bleiben, teilten sie sich untereinander mit. Er wird kommen, wird dem Ruf folgen, dabei aber versuchen, eine Falle zu stellen. Daran müssen wir ihn hindern. Uns wird etwas ein fallen.
Die Macht der Ratten reichte weit, weiter als Zamorra ahnte. Er war und blieb ahnungslos. Und so gab er den Ratten die Chance, ihrerseits eine Falle für ihn aufzustellen.
Und sieben Ratten beendeten ihren seltsamen Tanz, der ihre magische Kraft ins fast Grenzenlose verstärkte.
***
Zwei Polizei-Renaults stoppten hinter Nicoles Wagen. Philippe und fünf uniformierte Beamte sprangen aus den Fahrzeugen. »Ist das da hinten der fragliche Wagen?« erkundigte sich Philippe. In diesem Moment zeigte er mit keiner Regung, ob er immer noch verärgert war, seinen verdienten Feierabend missen zu müssen.
»Das ist er«, nickte Nicole.
»Der Chef versucht momentan festzustellen, auf welchen Namen er zugelassen ist«, erklärte Philippe und gab einem der Polizisten Anweisung, sich um das Fahrzeug zu kümmern. Der Mann trollte sich in die entsprechende Richtung.
»Und wir sehen einmal nach, was die beiden Verdächtigen machen«, beschloß Philippe. Die Gruppe, Philippe und Nicole an der Spitze, setzte sich in Marsch.
Die erste Schlappe handelten sie sich am Empfang ein. Die beiden Verdächtigen hatten nach niemandem gefragt, sondern waren einfach durchmarschiert.
Nicole schnipste mit den Fingern.
»Ich wette, sie
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