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0229 - Der schwarze Druide

0229 - Der schwarze Druide

Titel: 0229 - Der schwarze Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mißbraucht«, sagt de Blaussec. »Das ist im Grunde unwichtig. Hoffen Sie mit mir, daß es keine Folgen hat. Das ist alles.«
    »Monsieur le comte, ich bitte um meine Entlassung«, sagte Clement spröde.
    Doch de Blaussec schüttelte den Kopf.
    »Ich werde Sie nicht entlassen«, sagte er. »Sie haben mir über dreißig Jahre treu und zuverlässig gedient. Und nun… nun kommt es nicht mehr darauf an. Sie bleiben in meinen Diensten. Aber Sie werden die Schatzkammer nie mehr betreten. Die Schlüssel.«
    Fordernd streckte er die Hand aus und nahm den Schlüsselbund entgegen.
    »Nun muß ich alles allein tün, was mit dem Schatz zusammenhängt.« Er sah Raffael an.
    »Monsieur Bois, ich weiß, daß ich ein wenig unhöflich bin und gegen das Gastrecht verstoße. Aber ich muß Sie auffordern, das Haus unverzüglich zu verlassen. Unverzüglich. Sie werden es nicht verstehen, aber es ist zu Ihrem eigenen Besten.«
    Hoffentlich, dachte er, ist es nicht nicht zu spät! Dabei darf ich beiden nichts sagen! Ich darf sie nicht einweihen, verdammt! Oh, Merlin, was hast du mir da eingebrockt…
    »Sie werden dieses Haus auch nie wieder betreten«, verlangte er weiter. »Ganz egal, was immer geschehen mag. Und - Sie werden alles vergessen, was sich hier abgespielt hat. Sie werden alles vergessen. Sie müssen es -wenn Sie es noch können…«
    Hoffentlich! Hoffentlich kann er es noch vergessen!
    Raffael nickte verwirrt. Was konnte er anderes tun als den Willen seines seltsamen Gastgebers zu erfüllen?
    »Gehen Sie, lassen Sie mich allein!« verlangte Blaussec. »Ich wünsche Ihnen noch alles Gute - und alles Glück der Welt, Monsieur Bois. Sie werden es gut gebrauchen können.«
    Verwirrt verließ Raffael die Bibliothek. Nicht einmal die Hand zum Abschied hatte ihm der Graf gereicht! Hatte ihm einfach den Rücken zugedreht!
    Draußen vor der Tür sahen sich zwei alte Männer, die immer noch Freunde waren, lange stumm an. Dann sagte Clement: »Ich besorge dir ein Taxi, Raffael.«
    Und hinter der schalldichten Tür, drinnen in der Bibliothek, sagte ein Mann und zerbrach fast den Stiel seiner Pfeife:
    »Merlin, ich verfluche dich für das, was du mir antust! Du Sohn des Teufels!«
    ***
    In der Dunkelheit der umfangreichen Kellergewölbe schloß sich ein Augenpaar und öffnete sich wieder. Die Augen schienen zu leuchten.
    Die Pupillen waren schwarz wie die Nacht, und das Weiße um sie herum funkelte hell. Die schwarzen Pupillen waren klein und stechend. Langsam bewegte sich das Augenpaar.
    Es bewegte sich vorwärts, in vorsichtigem, tastendem Schrittempo. Hin und wieder verharrte es, als müsse sich der Besitzer der Augen orientieren oder nach verdächtigen Geräuschen lauschen.
    Er selbst verursachte kein einziges Geräusch. Nicht einmal Atemzüge waren zu hören - nichts.
    Und das Nichts bewegte sich durch die Dunkelheit, in der nur die Augen glühten. Aber sobald die Lider sich schlossen, war von der Anwesenheit dieser Augen nichts mehr zu ahnen.
    In jenem Moment, in welchem Raffael das Schmuckstück aus der Truhe nahm und es wie unter einem fremden, unheimlichen Zwang hob, wie um es näher zu betrachten - brach der Bann eines Mächtigen. Das, was Graf Victor de Blaussec befürchtete, war geschehen.
    Etwas war erwacht.
    Jemand.
    ***
    Sie schafften es natürlich nicht vor dem Abendessen oder zumindest vor der Zeit, die für gewöhnlich als Essenszeit angesetzt wird. Als der weiße Cadillac vor der großen Eingangstreppe mit den mächtigen Steinlöwen ausrollte, zeigte die leise tickende Borduhr, die selbst während der Fahrt noch zu hören war, fast acht Uhr abends an.
    Über das Uhrticken schüttelte selbst Zamorra noch verwundert den Kopf. Ähnlichen Geräuschkomfort kannte er allenfalls noch vom Rolls-Royce, bloß wurde dort beim neuesten Modell auch dieses Ticken noch als störend empfunden, und deshalb gab es da jetzt serienmäßig elektronische Uhren.
    »He, bleibst du wohl sitzen«, brummte Zamorra, als sich Nicole in winzigstem Tangahöschen und knallengem T-Shirt ins Freie schwingen wollte. »Du siehst doch für einen Besuch bei Grafens ein wenig unstandesgemäß aus.«
    Er selbst hatte es während der rasenden Fahrt, an die er sich im Laufe der überlebten Kilometer gewöhnt hatte, fertiggebracht, sich in seinen weißen Leinenanzug zu zwängen. Damit konnte er schon eher vor gräflichen Augen bestehen und stieg aus.
    Im gleichen Moment stoppte ein Taxi hinter dem Cadillac. Der Fahrer stieg aus, warf einen bewundernden Blick

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