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0229 - Der schwarze Druide

0229 - Der schwarze Druide

Titel: 0229 - Der schwarze Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auf den fünfeinhalb Meter langen Straßenkreuzer und strebte dann dem Portal des Herrenhauses entgegen. Er erreichte es noch vor Zamorra.
    Wie auf Kommando öffnete sich das Portal, und zwei alte Männer, einer davon mit Koffer und im Zweireiher, der andere in Dienerlivree, traten ins Freie.
    »Raffael!« stieß Zamorra verblüfft hervor. »Sie wollen schon abreisen? Das trifft sich ja prächtig, wir wollten uns gerade nach Ihrem Befinden erkundigen.«
    »Monsieur le Professeur!« sagte Raffael erstaunt. »Ich bin überrascht.«
    Der Taxifahrer wandte sich ungeachtet dessen an Clement Ferrac, den Diener. »Sie hatten ein Taxi geordert. Bitte, der Fahrgast…«
    »Steht hier, mit Verlaub«, sagte Ferrac und deutete mit einer eleganten Handbewegung auf Raffael.
    »Das ist doch wohl nicht nötig«, erklärte Zamorra. »Wenn Monsieur Bois abreisen will, kann er doch bei uns mitfahren.«
    »Wenn ich Ihnen dadurch nicht zur Last falle, wäre es natürlich sehr angenehm«, gestand Raffael.
    Der Taxifahrer sah von einem zum anderen. »Vielleicht könnten Sie sich kurzfristig einigen«, empfahl er.
    Clement zückte einen größeren Geldschein. »Bitte, die Unkosten für Ihre An- und Rückfahrt. Wir danken Ihnen.« Und mit unnachahmlich-herablassender und dennoch höflicher Geste, wie sie nur ein gräflicher Diener auszuführen in der Lage ist, bedeutete er dem Taxifahrer, sich mit seiner motorisierten Droschke wieder zu entfernen.
    Clement verneigte sich leicht vor Zamorra. »Darf ich Ihnen mein ausdrückliches Bedauern ausdrücken, Sie nicht zu einem kleinen Imbiß ins Haus einladen zu dürfen. Aber der Graf ist bedauerlicherweise derzeit ein wenig indisponiert, gleichermaßen ist es ihm ein Anliegen, daß Monsieur Bois das Haus baldmöglichst verläßt. Darf ich Sie allerdings zu einem späteren Termin herzlich einladen…?«
    Zamorra legte die Stirn in Dackelfalten und sah von Clement zu Raffael und wieder zurück.
    »Was ist dnen hier los?« wunderte er sich. »Ich dachte, Sie beide wären gute Freunde…«
    »Diese Tatsache ist nach wie vor gegeben«, wandte Raffael ein. »Dennoch ist es besser, wenn ich gehe, Monsieur le professeur.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern und musterte Clement kopfschüttelnd. »Na gut«, sagte er dann. »Kommen Sie, Raffael, steigen Sie ein. Wir sind ohnehin auf dem Rückweg zum Château Montagne.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging zum Wagen. Raffael folgte ihm, ein wenig unglücklich, wie es schien.
    »Ich denke, Sie haben uns einiges zu erzählen«, schlug Zamorra vor, als Raffael im Cadillac untertauchte. »Was zum Teufel war denn los? Hat der alte de Blaussec Sie etwa rausgeschmissen? Sie haben sich doch wohl nicht in Ihrem jugendlichen Leichtsinn seiner lieben Frau Gemahlin unsittlich genähert?«
    »Monsieur!« entrüstete sich Raffael. »Ich darf Sie doch sehr bitten, mir keine derartigen Unbotmäßigkeiten zu unterstellen, zumal der Graf de Blaussec sich seit fünfzehn Jahren eines verwitweten Daseins erfreut.« Raffael hüstelte, als er erkannte, welche Frechheit er da gerade formuliert hatte. »Pardon, Monsieur. Doch zwischen Monsieur Ferrac und meiner Wenigkeit lebte ein… äh… etwas lockerer Umgangston auf, der anscheinend auf mich abfärbte. Ich bitte um Verzeihung für meine dialektische Entgleisung.«
    Nicole lachte auf.
    »Nun geben Sie sich doch nicht so geschraubt, Raffael«, sagte sie. »Ich hoffte gerade, Sie würden zu einem normalen Menschen…«
    »Aber Mademoiselle«, seufzte Raffael.
    Zamorra schmunzelte. »Na los, Raffael. Oder möchten Sie uns nicht erzählen, was dieser jähe Abgang zu bedeuten hat?«
    Raffael schluckte.
    Nicole startete den Wagen, dessen Verdeck sie der warmen Abendluft halber wieder zurückgeklappt hatte. Im Rückspiegel sah sie Clement Ferrac im Eingangsportal des Herrenhauses stehen und dem Wagen nachblicken. Sie sah aber auch, wie Raffael sekundenlang schmerzhaft das Gesicht verzog. Aber dann war alles wieder normal, und Nicole glaubte an eine optische Täuschung.
    ***
    Hinter den Vorhängen, die das Innere eines Zimmers vor den Sonnenstrahlen schützten, öffneten sich zwei schwarze, glühende Augen. Eine Hand streckte sich aus, schob den Vorhang ein wenig zur Seite.
    Das Augenpaar sah in die untergehende Sonne, die wie ein grell flammendes, blendendes Fanal über den Bergen jenseits der Loire hing und sich langsam senkte, um die Gipfel in flüssiges Feuer zu tauchen. Doch die Augen hielten dem grellen Lodern stand.

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