0229 - Herrin der Dunkelwelt
dieser Ungewißheit nicht leben, und sie richtete sich aus ihrer liegenden Stellung auf. Ein Schatten bewegte sich durch das Gebiet der flaming stones. Myxin war gekommen.
Als er Kara sah, blieb er vor ihr stehen. Er war klein von Gestalt, wirkte meist ein wenig hilflos und wurde deshalb oft unterschätzt. Aber wer ihn richtig kennengelernt hatte, der unterschätzte ihn kein zweites Mal, das stand fest. Er schaute auf Kara nieder. »Du schläfst nicht?«
»Nein.«
Myxin nahm neben ihr Platz. Wie immer trug er seinen langen dunklen Mantel. Seine Haut schimmerte leicht grünlich, sie unterschied sich damit von der eines Menschen.
Der kleine Magier drehte den Kopf. Von der Seite schaute er seine Begleiterin an. »Wenn du nicht schlafen kannst, mußt du einen Grund haben.«
»Den habe ich. Es war ein Traum. Ein gefährlicher Traum. Eine regelrechte Bedrohung.«
»Und von wem ging sie aus?«
»Alassia!«
Myxin reagierte kaum. Er senkte nur den Kopf und schaute auf seine angezogenen Beine. »Alassia also«, murmelte er. »Alassia also«, murmelte er. »Alassia…«
»Du kennst sie?« Karas Stimme zitterte ein wenig.
»Du denn nicht?« Myxin zeigte sich sehr überrascht.
»Ich weiß im Moment nicht, wo ich ihren Namen unterbringen soll«, erklärte Kara.
»Sie ist die Schatten-Prinzessin, die Königin der Nacht wird sie auch genannt, Herrscherin über das Dunkelreich. Ich habe von ihr des öfteren gehört. Früher stand sie groß da, als der Spuk noch nicht so mächtig war, und vor Asmodina.«
Kara ruckte herum. »Dunkelwelt!« flüsterte sie. »Die Herrin der Dunkelwelt. Jetzt weiß ich es auch wieder. In ihrer Welt gibt es kein Licht. Dort herrscht die ewige Nacht.«
»Genau.«
»Aber was soll mein Traum bedeuten?«
»Was hast du denn genau geträumt?«
»Das ist schwer zu erklären. Ich sah nur immer Alassia, mehr nicht. Nur die Frau.«
»Ein wirklich seltsamer Traum«, gab Myxin zu und runzelte nachdenklich die Stirn.
»Wenn ich nur wüßte, was er zu bedeuten hat.«
»Eine Warnung vor ihr.«
»Meinst du?«
»Da bin ich mir fast sicher. Ich kann mir vorstellen, daß Alassia uns einen Besuch abstatten will.«
»Welch einen Grund sollte sie haben?«
»Du hast selbst vorhin von Asmodina gesprochen. Sie ist nicht mehr. Vielleicht sieht Alassia jetzt ihre Chance. Möglich ist in diesem Fall alles.«
»Ja, das könnte sein«, murmelte Kara. »Aber was will sie genau? Ihre Welt ist eine andere. Die Dimension ohne Licht, nur die Dunkelheit regiert…«
»Ich kann es dir nicht sagen.«
»Vielleicht sollte ich versuchen, über mein Schwert Kontakt mit ihr aufzunehmen.«
Myxin fand die Idee nicht schlecht. »Aber es ist gefährlich«, warnte er Kara.
Die Schöne aus dem Totenreich hob die schmalen Schultern. »Ich kann es nicht so genau sagen, weil ich noch keinen Kontakt mit ihr gehabt habe.«
»Dafür ich.«
»Wann?«
»Noch vor meiner Niederlage, die der Schwarze Tod mir zugefügt hat. Damals, in Atlantis. Wie du weißt, haben auf mein Kommando die schwarzen Vampire gehört. Es gab zahlreiche Dämonen, die sehr neidisch darauf waren, unter ihnen befand sich auch Alassia. Sie versuchte einmal, mir meine Diener abspenstig zu machen.«
»Aber sie hat es nicht geschafft?«
»Nein, das nicht.« Der kleine Magier schaute hoch zu den unendlich weit entfernten Sternen.
»Geschafft hat sie es wirklich nicht, aber einige Vampire sind in ihre Dunkelwelt geschleudert worden und wurden nie mehr gesehen. Die Welt ohne Licht hat sie regelrecht verschlungen.«
Kara nickte, bevor sie aufstand. »Ich werde es trotzdem versuchen. Kontakt muß ich einfach bekommen, denn ich kann auf diese Art und Weise nicht weiterleben, nicht mit dieser bohrenden Ungewißheit. Ich muß der Gefahr ins Auge sehen.«
»Wir sollten vielleicht John Sinclair informieren«, schlug Myxin vor. »Wenn sie tatsächlich erscheint, dann bedeutet sie eine so große Gefahr, daß wir gewappnet sein müssen.«
»Wie kann man sie besiegen?« fragte Kara plötzlich.
Da hob Myxin die schmalen Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht durch das Gegenteil der Dunkelheit, durch Licht.«
Von Kara erhielt der kleine Magier keine Antwort. Sie hatte sich abgewendet und zog ihr Schwert aus der Scheide. Trotz der Dunkelheit glänzte die goldene Klinge.
»Und John?« fragte sie.
Plötzlich lächelte Myxin und war im nächsten Augenblick verschwunden. Er hatte sich wegteleportiert. Nach London…
***
Zwei Farbfernseher, zwei Recorder, Kassetten und
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