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023 - Das Kastell der Toten

023 - Das Kastell der Toten

Titel: 023 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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zu stellen, die die Polizei vermutlich schon ein dutzendmal gestellt hatte. Also nickte er nur.
    »Kann ich einen Espresso und etwas zu essen bekommen?«
    »Si, capisco, Signore. Maria kocht ausgezeichnet. Aber wenn es schnell gehen soll, können Sie auch Schafskäse mit Brot bekommen. Ihr Bruder mochte Schafskäse mit Brot sehr gern.«
    Dave gab es einen Stich, aber er nickte und bestellte den Schafskäse. Schweigend ging er zu einem der Tische und ließ sich erschöpft auf den Stuhl sinken. Der trocknende Schweiß verursachte ein Frösteln auf seiner Haut. Er wartete, bis das Schankmädchen den Kaffee brachte, und trank das heiße Gebräu in großen Schlucken.
    Bei der zweiten Tasse zündete er sich eine Zigarette an. Immer noch spürte er die misstrauischen, abschätzenden Blicke der Anwesenden, und er war sich bewusst, dass draußen das halbe Dorf über sein Auftauchen munkelte. Vermutlich war er verrückt, und dies alles würde zu nichts führen. Für einen Moment überfiel ihn Mutlosigkeit. Solche Dinge passieren eben, hatte der Mann in der amerikanischen Botschaft zu ihm gesagt. Aber Dave konnte nicht glauben, dass solche Dinge an der Tagesordnung waren. Menschen verschwanden nicht spurlos — nicht einfach so und vor allem nicht hier. In New York vielleicht, wo Mord, Verbrechen und Gangsterterror herrschten. Aber in einem abgelegenen Dorf in den Abruzzen? Sicher, es gab Abgründe hier, Erdrutsche, schlechte Straßen. Aber in all diesen Fällen hätte es Spuren gegeben. Irgendwelche Hinweise. Ein Wagenwrack zum Beispiel. Oder ...
    Dave fuhr zusammen, als er die Berührung an seinem Bein spürte.
    Undeutlich erkannte er die Kartäuserkatze im Schatten. Das Tier schnurrte leise, rieb sich an seinem Knöchel. Dave beugte sich hinab, um das seidige blauschimmernde Fell zu streicheln.
    Der Schafskäse kam, in Olivenöl getaucht und mit schwarzem Pfeffer bestreut. Die Katze blinzelte und fauchte leise hinter dem Schankmädchen her. Dave grinste, goss etwas Dosenmilch in seine Untertasse und schob sie dem Tier hin, während er sich über das Essen hermachte.
    Die Beklemmung der ersten Minuten verflog.
    Dave aß mit gutem Appetit. Und er gewann auch einen Teil seiner Zuversicht zurück. Der Ort, den er auf den ersten Blick trostlos und irgendwie beängstigend gefunden hatte, erschien ihm jetzt friedlich und herrlich ruhig.
    Ein Ort ohne Gefahren, ohne Gewalt, ohne Angst. Eine Welt für sich, eine Oase, in sich abgeschlossen und sicher in ihrer Abgeschiedenheit.
    Und ein Ort, an dem ganz bestimmt keine Menschen verschwanden — wie vom Erdboden verschluckt.
    Dave beendete seine Mahlzeit und ließ sich von dem Mädchen das einfache, aber saubere Zimmer zeigen. Auch hier herrschte kühler Schatten. Er war müde, erschöpft von der langen Fahrt, und er ließ sich sofort auf das grobe weiße Leinenlaken sinken.
    Dass die Katze hinter ihm ins Zimmer gehuscht war und sich vor dem Bett auf der Bastmatte zusammenrollte, störte ihn nicht weiter.
    ***
    In den nächsten Tagen gewöhnten sich die Leute an Dave Connerys Anwesenheit — ohne allerdings ihre anfängliche Zurückhaltung aufzugeben.
    Das Gespräch mit den beiden Polizisten des Ortes brachte kein Ergebnis. Dave hatte das Gefühl, dass sie ihn für leicht verrückt hielten, und er gab den Versuch schnell wieder auf, bei ihnen Hilfe zu finden. Stattdessen bemühte er sich, genau zu rekonstruieren, was sein Bruder in den drei Tagen seiner Anwesenheit unternommen hatte. Viel kam nicht dabei heraus. Man hatte ihn im Gasthof sitzen sehen. Er hatte irgendwelche Kleinigkeiten in dem einzigen Kramladen gekauft und Ausflüge in die Umgebung unternommen. Kontakte zu Einheimischen hatte er offenbar nicht geknüpft. Dave fragte Dutzende von Menschen, unermüdlich und geduldig, er bekam bereitwillige, wenn auch unergiebige Antworten, es gelang ihm aber nicht, auch nur bei einem einzigen seiner Gesprächspartner die Mauer aus Misstrauen und Schweigen zu durchbrechen.
    Sympathie schien ihm in diesem Ort überhaupt nur ein einziges Wesen entgegenzubringen, und das war die kleine Kartäuserkatze, der er jeden Abend eine Schale Milch vor seine Zimmertür stellte. Sie gehörte niemandem, und außer ihm kümmerte sich auch offenbar niemand um sie. Aber solange er sich in dem Gasthof aufhielt, war sie immer irgendwo in der Nähe, und schließlich empfand er ihre Gegenwart beinahe als tröstlich.
    Nach vier Tagen war er immer noch keinen Schritt weitergekommen.
    Nachmittags glaubte er, eine

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