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023 - Der grüne Bogenschütze

023 - Der grüne Bogenschütze

Titel: 023 - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gesuchte Person war und was es mit ihrem Verschwinden auf sich hatte, war ihm noch völlig unklar. Seit zwei Monaten beobachtete er diese schöne junge Dame nun schon. Wer, um alles in der Welt, aber war Mrs. Held, und weshalb suchte Valerie sie? Mr. Howett kannte er gut und war ihm sowohl diesseits wie jenseits des Atlantischen Ozeans öfters begegnet. Er war Witwer und hatte nur das eine Kind. Nichts deutete auf eine verlorengegangene Verwandte oder enge Freundin der Familie hin.
    Soweit war er mit seinen Überlegungen gekommen, als er eine alte Bekannte entdeckte. Schnell überquerte er den Rasen und trat einer elegant gekleideten Dame in den Weg, die langsam auf einem der Parkwege spazierte.
    »Wahrhaftig, ich dachte schon, ich hätte mich geirrt«, begann Jim liebenswürdig. »Wie geht es Ihnen, Fay?«
    Sie schaute ihn verständnislos an und zog die Brauen hoch.
    »Ich erinnere mich nicht, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben«, sagte sie und sah sich scheinbar nach einem Polizisten um.
    Jim Featherstone amüsierte es sehr.
    »Fay, Fay«, rief er lachend, »seien Sie nicht so abweisend und hochmütig! Was machen alle Ihre vornehmen Bekannten? Jerry ist, soviel ich weiß, noch im Gefängnis, und die übrigen halten sich in Paris versteckt, nicht wahr?«
    »Mr. Featherstone, es ist schlimm genug, daß eine Dame nicht einmal Spazierengehen kann, ohne von einem Polizeispitzel angepöbelt zu werden ...«
    »Sehr fein drücken Sie sich nicht gerade aus. Wie steht's eigentlich mit der Neuigkeit, die ich über Sie zu hören bekam?«
    »Wovon sprechen Sie?« fragte sie ungeduldig.
    »Man erzählte mir, daß Sie kürzlich geheiratet hätten. Wer ist wohl der Glückliche?«
    »Da irren Sie sich sehr, ich bin nicht verheiratet.«
    Er ging beharrlich neben ihr her.
    »Wie geht es eigentlich diesem Mischling, dem Sekretär des alten Bellamy?« erkundigte er sich nebenbei.
    »Wie kommen Sie auf den Ausdruck ›Mischling‹?« fragte sie pikiert. »Falls Sie Mr. Savini meinen, der ein guter Freund von mir ist, muß ich Ihnen sagen, daß er aus einer alten portugiesischen Familie stammt. Im übrigen weiß ich nicht, wie ich dazu komme, mich mit einem Polizeibeamten in der Öffentlichkeit zu unterhalten.«
    »Entschuldigen Sie«, murmelte Featherstone, »ich hätte natürlich daran denken sollen, daß man einen Eurasier nicht ›Mischling‹ nennt. Nebenbei, ich glaube, er ist ganz normal und ehrenhaft geworden, oder täusche ich mich?«
    Sie drehte sich gereizt zu ihm hin.
    »Mr. Featherstone, ich habe keine Lust, mit Ihnen noch weiter über meinen Freund zu sprechen. Wenn Sie mich jetzt allein ließen, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«
    »Man könnte tatsächlich glauben, daß Sie mit Julius verheiratet sind. Sollte es der Fall sein, so darf ich Ihnen wohl meinen herzlichen Glückwunsch -«
    Sie drehte sich um, bevor er den Satz beenden konnte.
    Jim Featherstone begab sich zum Carlton Hotel zurück, um seine Bekanntschaft mit Julius zu erneuern. Er traf ihn dort nicht mehr an, denn Savini war mit seinem Herrn schon unterwegs nach Garre Castle.
     
9.
     
    Man konnte dem alten Turm und den dicken Mauern von Garre Castle nicht ansehen, wie luxuriös das Schloß innen eingerichtet war. Von außen machte es einen düsteren und abschreckenden Eindruck. Nur schmale Schießscharten starrten dem Betrachter entgegen. Die Doppelfenster von Mr. Bellamys Bibliothek blieben neugierigen Augen verborgen, denn sie gingen auf die grüne Rasenfläche des inneren Hofes hinaus.
    Es hatte seinerzeit Aufsehen erregt, als Bellamy, der selbst kaum ein Buch las, und auf den geschichtliche Tradition nicht den geringsten Eindruck machte, die alte Burg für eine hohe Summe kaufte. Vielleicht aber waren es einfach die dicken, starken Mauern gewesen, die dem alten Bauunternehmer Bewunderung abnötigten. Diese trutzigen Steinmauern, die Strenge der Burgkapelle, die düsteren Kerkerzellen mit ihren schweren Türen, die ganze Macht und Majestät von Garre Castle sprachen diesen primitiven Menschen auf seltsame Weise an.
    Schon zwanzig Jahre zuvor, bei seinem ersten Besuch in England, hatte die Burg einen starken Eindruck auf ihn gemacht, und bei allen seinen späteren Plänen spielte sie eine große Rolle.
    Er liebte Garre Castle über alles. Selten blieb er eine Nacht außerhalb; wenn er in die Stadt fuhr, kehrte er nach Möglichkeit abends in seine Burg zurück. Stundenlang konnte er Art und Anlage des Mauerwerks studieren. Oft starrte er auch zu dem

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