023 - Der grüne Bogenschütze
zurechtfinden.«
Featherstone stieg mit dem Inspektor und ein paar Männern der Flußpolizei ins Motorboot. Systematisch suchten sie die weitere Umgebung des Schiffes ab. Von Zeit zu Zeit ließ Jim den Motor abstellen, und sie lauschten, ob sie nicht das Geräusch von Ruderschlägen hören könnten. Doch erst nahe beim Nordufer hatten sie damit Erfolg.
»Hier ist ein Boot in der Nähe - hören Sie?« flüsterte der Inspektor und streckte gespannt den Kopf vor.
Auch Jim hörte jetzt das unregelmäßige Klatschen von Rudern, die ins Wasser tauchten. Langsam fuhren sie auf die Stelle zu, von wo das Geräusch kam. Schon tauchten am Ufer die Umrisse eines großen Warenspeichers aus dem Nebel auf, da sah Jim auch das Boot. Ein Mann saß darin und ruderte. Er steuerte auf eine der hier zahlreichen Anlegestellen zu.
Das Motorboot nahm mit rauschender Bugwelle die Verfolgung auf und erreichte das Ufer, gerade als der Mann ausstieg.
»Stopp!« rief Jim und sprang mit einem Satz auf den schmalen Landungssteg.
Der Mann drehte sich um und starrte ihn an.
»Sie - Mr. Featherstone?«
Jim war aufs äußerste verblüfft. Es war Mr. Howetts Stimme.
»Mr. Howett - was, um Himmels willen, machen Sie hier?«
»Nun, ich hörte, daß Sie an Bord der ›Contessa‹ gehen wollten und folgte Ihnen«, erklärte Howett ruhig. »Dieses Boot mietete ich von einem Mann, der gerade vom Fluß her damit kam - es muß etwas weiter oben am Kai gewesen sein.«
Diese Erklärung klang so merkwürdig, daß Jim sie sofort als Ausrede angesehen hätte, wenn sie von einem anderen vorgebracht worden wäre. Er war sprachlos.
»So reden Sie doch - haben Sie Valerie gefunden?«
»Es tut mir leid - nein. Sie war nicht an Bord. Smith ist tot.«
»Tot? Und Valerie ist nicht an Bord? Mein Gott - wie kam Smith um?«
»Er wurde vom grünen Bogenschützen getötet.«
Mr. Howett antwortete nicht.
»Valerie ist entweder entkommen, oder man hat sie im letzten Augenblick vom Schiff entführt«, fuhr Jim fort. »Ich fahre jetzt zu Scotland Yard zurück - wollen Sie mich begleiten, Mr. Howett?«
»Smith ist tot? Wirklich tot?«
»Sie können sich darauf verlassen - mausetot.«
Jim setzte Mr. Howett unterwegs im Hotel ab und fuhr nach Scotland Yard, wo ihn keine neuen Nachrichten erwarteten. In seinem Büro schrieb er noch einen kurzen Bericht.
45.
Als Jim nach Hause aufbrechen wollte, wurde ihm Fay Clayton gemeldet. Sie sah übermüdet aus und hatte gerötete Augen.
»Haben Sie Julius nicht gefunden?« fragte sie.
Jim schüttelte den Kopf und erzählte kurz, was sich auf der ›Contessa‹ zugetragen hatte.
»Smith hatte ihn auf dem Dampfer gefangengesetzt. Allem Anschein nach ist er aber entkommen. Ich hoffe nur, daß er in Sicherheit ist. Sagen Sie, Fay, ist Julius eigentlich ein guter Schwimmer?«
»Er schwimmt ausgezeichnet«, meinte sie fast stolz. »Aber warum fragen Sie?«
»Nun, weil ich annehme, daß er über Bord gesprungen ist.«
Sie wurde wieder unsicher.
»Er ist sicher ertrunken. Warum lassen Sie nicht nach ihm suchen, Captain?«
»Beruhigen Sie sich, er ist bestimmt in Sicherheit. Gehen Sie jetzt nach Hause, Fay, sobald ich etwas erfahre, bekommen Sie Nachricht.«
Die Autobusse und Untergrundbahnen hatten um diese Zeit den Betrieb schon eingestellt, und da sie auch kein Taxi auftreiben konnte, ging sie zu Fuß nach Hause. Es war schon zwei Uhr, als sie müde und erschöpft den Häuserblock erreichte, in dem ihre Wohnung lag. Vor der Tür hielt ein Auto. Sie erinnerte sich, daß der Wagen vor ein paar Minuten an ihr vorbeigefahren war.
Vor dem Hauseingang stand ein Mann. Es war Abel Bellamy.
»Ich möchte einen Freund besuchen, der hier wohnt«, brummte er, als sie hinzukam. »Die Haustür ist geschlossen ...«
»Was fällt Ihnen ein, Mr. Bellamy -«, fuhr sie ihn böse an, »nachdem Sie meinen Mann hinausgeworfen haben, wundert es mich, was Sie um diese Zeit hier zu suchen haben!«
Bellamy musterte sie ärgerlich.
»Ach, Sie sind also seine Frau - Mrs. Savini? Ich bin gekommen, um Ihrem Mann etwas mitzuteilen.«
»Das können Sie auch mir sagen. Aber bitte, schnell, ich bin müde.«
»Ich habe entdeckt, daß dreitausend Dollar aus meinem Geldschrank verschwunden sind, und wollte ihm nur sagen, daß ich ihn verhaften lassen werde!«
»Kommen Sie herein! Sie können mir die Geschichte drinnen genau erzählen.« Sie ging die Treppe hinauf voran bis zur Wohnung und schloß auf. »Hier ...« Sie drehte im Wohnzimmer das
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