023 - Der grüne Bogenschütze
vor.
Julius wartete eine Weile und öffnete dann das Deckfenster so weit es ging. Mit den Füßen voran zwängte er sich durch die Öffnung, hing einen Augenblick an den Händen und stand dann auf dem Tisch. Valerie war erschrocken aufgesprungen.
»Mr. - Mr. Savini ...« stammelte sie.
»Ruhig - nicht sprechen!« zischte Julius.
Er sprang auf den Boden und ging zur Tür. Es war nichts zu hören, doch konnte Coldharbour Smith jeden Augenblick zurückkommen. Schnell knipste er das Licht aus und tastete sich an den Tisch zurück.
»Ich bin hinten auf dem Wagen mitgefahren und Ihnen bis hierher gefolgt«, flüsterte er hastig, »Vielleicht kann ich Sie befreien ...«
Er verstummte. Oben auf Deck war ein schwerer, schlürfender Schritt zu vernehmen. Der Strahl einer Lampe fiel schräg in die Kajüte, jemand bückte sich - der hochgestellte Fensterrahmen fiel krachend zu, und gleichzeitig wurde der Riegel, der die Bodenluke sicherte, vorgeschoben. Jede Möglichkeit, auf diesem Weg zu entkommen, war damit abgeschnitten.
»Hm - das ist schlecht«, murmelte Julius. »Jetzt bleibt nichts übrig als zu warten, bis Coldharbour wieder kommt. Legen Sie sich inzwischen ruhig etwas hin, versuchen Sie ein wenig zu schlafen, Miss Howett. Wahrscheinlich wird es einige Zeit dauern.«
Er sah sich nach einer Waffe um und brach, in Ermangelung von etwas Besserem, schließlich ein wackliges Stuhlbein ab, mit dem er sich in den Winkel hinter der Türe setzte.
Valerie hatte sich nach einigem Sträuben doch in die kleine Koje gelegt und fiel bald in einen tiefen Erschöpfungsschlaf. Auch Julius war entsetzlich müde, alle Glieder taten ihm weh, nur mit Mühe konnte er sich eine Weile wachhalten, bis ihn dann doch ein unruhiger Schlummer überkam.
Es war schon Morgen, Julius reckte sich eben gähnend, als das Deckfenster aufgerissen wurde. Das grinsende Gesicht von Coldharbour Smith erschien in der Öffnung.
»Guten Morgen, Darling - gut geschla...« Er entdeckte plötzlich Julius und verschwand blitzartig.
Savini umklammerte sein Stuhlbein, er bekam es jetzt doch mit der Angst zu tun und hätte viel darum gegeben, wenn in diesem Augenblick die Polizei erschienen wäre.
Zu weiteren Überlegungen blieb keine Zeit, schon drehte sich der Schlüssel im Schloß, Julius duckte sich, um Coldharbour anzuspringen - aber als die Tür aufgestoßen wurde, sah er sich nur der bedrohlich auf ihn gerichteten Mündung einer Pistole gegenüber. Er ließ sein Stuhlbein sinken.
»Sieh einer an, Julius ist hier!« sagte Smith und trat ganz in die Kajüte. »Wer hat Sie denn hierhergeschickt?«
Um eine Ausrede war Julius noch nie verlegen gewesen, und sie kam auch jetzt prompt, mit größter Selbstverständlichkeit: »Natürlich Mr. Bellamy - er schickte mich an Bord, um Ihnen zu sagen, daß Miss Howett sofort nach Garre Castle zurückgebracht werden soll.«
Smith grinste.
»Der Teufel soll mich holen, wenn ich das glaube! Angenommen, Sie hätten einen Auftrag, warum erscheinen Sie dann nicht bei mir? Und wozu demolieren Sie das Schiffsmobiliar?« Er zeigte auf das Stuhlbein. »Ich werde mit Bellamy telefonieren. Vermutlich hat Sie ein ganz anderer hergeschickt - Mr. Featherstone, wie?«
Smith stieß einen schrillen Pfiff aus, worauf ein Matrose erschien, dem er tuschelnd einen Befehl gab. Nach einer Weile kam der Matrose mit einem Paar rostiger Handschellen zurück.
»Genau wie bei der Polizei! Los, komm schon ...«
Die Eisen schnappten ein, Smith packte Savini am Kragen und stieß ihn vor sich her bis zu der kleinen Falltür am Bug, wo die Ankerketten aufbewahrt wurden.
»Hinunter mit dir - setz dich hin!« Smith band Julius, der keinen Widerstand leistete, die Füße zusammen. »Was ich mit dir mache, überlege ich mir, wenn wir auf hoher See sind!« Er warf die Falltür zu und legte den Riegel vor.
Julius verzog hämisch das Gesicht. Die Handschellen waren viel zu weit für ihn. Noch bevor Coldharbours Schritte ganz verhallt waren, hatte er seine Fesseln abgestreift.
42.
In den frühen Abendstunden stand ein Geheimpolizist, die Hände in den Hosentaschen, anscheinend gelangweilt auf der Commercial Road. Als er ein bekanntes Gesicht in der Menge entdeckte, schob er sich mit zielbewußter Nachlässigkeit in den vorüberflutenden Menschenstrom hinein.
»Na, Lacy, wie geht's?«
Darauf verhaftete er seinen Mann ordnungsgemäß.
Zehn Minuten später saß Lacy in einer Zelle von Scotland Yard. Vor ihm stand Featherstone.
»Beihilfe
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