Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0230 - Heroin für Gangsterarme

0230 - Heroin für Gangsterarme

Titel: 0230 - Heroin für Gangsterarme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heroin für Gangsterarme
Vom Netzwerk:
Gruß zu. Sie lächelte bissig zurück. Wenn mich meine Kenntnisse nicht täuschten, war Alaska ungefähr so groß wie ganz Westeuropa und hatte eine Einwohnerzahl von etwa 200 000. Vermutlich gab es ebenso viele Bären da oben wie Menschen. Es ließ sich also gar nichts Sinnloseres denken, als einen bestimmten Mann da oben zu finden, von dem man nur weiß, daß er jagen will, also einsame Gebiete aufsuchen wird.
    Meine Stimmung war so, daß ich ein Gespräch mit Duff Spranger für angebracht hielt. Ich fand ihn oben in der Kantine, und er drehte sich so schnell um, als ich eintrat, daß es mir direkt Spaß machte, ihm von hinten auf die Schulter zu klopfen.
    »Hallo, Duff!« sagte ich.
    Jetzt mußte er sich ja umdrehen. Er tat es und war natürlich maßlos erstaunt, mich hier zu sehen. Ich schnitt ihm sein Theater mit einer kurzen Handbewegung ab.
    »Sie haben einen Artikel über die Besoldung der Bundesbeamten geschrieben«, sagte ich halblaut. »Sie wissen, daß ein paar Zahlen darin nicht stimmen und daß andere Zahlen wieder so nebeneinandergestellt wurden, daß beim Leser ein völlig falscher Eindruck entstehen muß. Merkwürdigerweise war das immer bei Zahlen der Fall, die sich auf das FBI bezogen. Wenn ein einziger G-man sich dadurch beleidigt fühlt, Duff, kann er Sie für mindestens ein halbes Jahr hinter Gitter bringen. Soweit klar?«
    Er holte tief Luft und wollte zu einer Entgegnung ansetzen.
    Bevor er seinen Wortschwall loslassen konnte, sagte ich: »Ich schlage Ihnen jetzt ein Geschäft vor: Sie beantworten mir zwei Fragen wahrheitsgemäß. Dafür garantiere ich Ihnen, daß wenigstens ich mich von Ihrer Schmiererei nicht beleidigt fühlen werde. Also?«
    Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und zeigte auf den Stuhl, der vor ihm stand. Ich schüttelte den Kopf. Es gelüstete mich nicht, mit so einem Burschen an einem Tisch zu sitzen. Was ich wollte, konnte ich auch im Stehen abmachen.
    »Nummer eins«, sagte ich. »Wo wohnt Chease?«
    Seine Antwort kam so schnell, daß sie eigentlich keine Lüge sein konnte. »In Queens«, sagte er arglos. ’
    »Wo ist Chease jetzt?«
    »Irgendwo in Alaska. Außer ihm selbst weiß kein Mensch, wo er sich genau aufhält. Wenn er Urlaub nimmt, macht er das immer so.«
    »Okay«, sagte ich und drehte mich um. Wortlos verließ ich die Kantine wieder. Als ich unten zum Hause hinauswollte, trat mir der Gorilla vom Jahrmarkt in den Weg. Sein Kopf war angelaufen und glich in der Röte einer erntereifen Tomate.
    »Hören Sie mal!« röhrte er. »Sie denken wohl, ich bin dämlich, was? Sie haben zu mir gesagt, Sie sprächen nicht Englisch! Aber das haben Sie ja in Englisch gesagt!« Ich zog die linke Hälfte der Schwingtür auf. »So?« wunderte ich mich. »Dann muß ich es plötzlich gelernt haben. Na sowas! Jetzt kann ich auch noch Englisch!«
    Ich schüttelte den Kopf, als ob ich es selbst nicht fassen könne, während ich hinausschlüpfte und die Tür genau in dem Augenblick losließ, als er hinter mir herkommen wollte. Jetzt hatte er wieder etwas, worüber er nachdenken konnte. Bis zu seinem Feierabend war er damit sicher ausreichend beschäftigt.
    ***
    »Mit Chease müssen wir warten, bis er wieder da ist«, sagte ich am selben Nachmittag zu Mr. High, unserem Distriktchef.
    »Es hat keinen Zweck, ihn ohne jeden Anhaltspunkt in Alaska suchen zu lassen, um so weniger, als er ja in einer Woche wieder hier sein will.«
    »Das ist richtig«, nickte der Chef. »Wir wollen das Problem einmal durchdenken. Angenommen, Chease hätte tatsächlich etwas mit Phils Verschwinden zu tun, dann erhebt sich die Frage, was er damit erreichen will.«
    »Darüber grüble ich schon seit Stunden nach«, seufzte ich. »Ich weiß es nicht, Chef.«
    Mr. High lächelte. »Ich weiß es auch nicht, Jerry. Aber man muß ja Fragen, die man sich selbst stellt, nicht unbedingt direkt beantworten können. Es gibt doch auch so etwas wie die negative Antwort.« Ich schüttelte den Kopf: »Keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen, Chef.«
    »Nun, wenn wir uns fragen, was Chease mit dem Verschwinden von Phil erreichen will, so können wir, glaube ich, eins mit Sicherheit sagen: Er will nicht Phils Tod erreichen. Er will Phil nicht ermorden lassen. Dazu ist Chease nicht der Mann. Er verdient mit seinem Skandalmagazin ein Heidengeld, und es gibt keinen Grund, warum er einen G-man ermorden lassen sollte. Sind Sie mit dieser meiner Ansicht einverstanden?«
    Ich nickte sofort. »Völlig, Chef«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher