0230a - Tödliche Gier
Delikatessengeschäft kaufte er sechs große Büchsen chinesischen Tee und ließ sie sich einpacken. Dieser Kauf riß zwar ein beachtliches Loch in seine Finanzen, aber er dachte nur an das große Geschäft. Dann kaufte er auch noch in der Spirituosenabteilung eine halbe Flasche Whisky. Damit konnte er sich die nächsten paar Stunden vertreiben. Eine ganze Flasche wäre zuviel gewesen. Er brauchte in den nächsten Stunden wache Sinne, wenn er seine Geschäfte zum Erfolg führen wollte.
***
Bei unserer Ankunft im,FBI.-Gebäude lag schon die Meldung vor, daß Louis Fisher während des Transports zum Krankenhaus gestorben war. Die Nachricht überraschte uns nicht. Wir hatten schon damit gerechnet.
In einer kurzen Besprechung unterrichteten wir Mr. High über den Stand unserer Untersuchungen. Während er mit unseren Kollegen vom Narcotics Squad telefonierte, sorgten wir dafür, daß alle polizeilichen Dienststellen eine Beschreibung Chet Pallos erhielten und die Anweisung, ihn wegen (Mordes an Louis Fisher festzunehmen. Die Personalien des Verbrechers fanden wir in unserem Archiv. Chet Pallo war für uns kein Unbekannter.
Die Aussicht, Chet Pallo rasch zu finden, war größer als gewöhnlich, denn die Unterwelt half uns bei der Suche, nicht weil wir es so gewünscht hätten, sondern weil Duke Masters es befohlen hatte.
Einen einzigen Menschen unter acht Millionen zu finden, ist keine Kleinigkeit. Aber die Polizei weiß, wo ein Verbrecher am ehesten Unterschlupf sucht: in billigen Hotels, Bars und bei den Leuten, wo er sich Geld holen mußte.
Darüber klärte uns Mr. High schnell auf. Narcotics Squad kannte nur vier Großabnehmer, an die Chet Pallo Rauschgift in größeren Mengen veräußern konnte. Um den größten Vertrieb brauchten wir uns nicht zu sorgen, denn der stand dauernd unter Bewachung. Und um dort etwas zu erreichen, mußte Chet Pallo nicht nur die richtigen Verbindungen, sondern auch viel Glück haben. Eine zweite Quelle gab es in Harlem, und auch hier war es ziemlich unwahrscheinlich, daß Pallo sein Glück versuchen würde. Hier spielten Beziehungen mit. In dem Negerviertel konnte Pallo kaum auf Anhieb zu dem richtigen Mann Vordringen.
Es blieben also nur noch Rip Mattei und Sven- Larson. Beide standen unter dem Verdacht, sich am Rauschgifthandel maßgebend zu beteiligen. Aber das zu beweisen, ist in der Regel schwieriger, als man annimmt.
Wir beschlossen, diese Herren ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Wenn Chet Pallo wirklich Rauschgift gestohlen hatte — und eine andere Erklärung ließen die Ereignisse der letzten beiden Tage nicht zu —, dann mußte er auch genau wissen, wo er seine Ware absetzen konnte. Im Augenblick schien er unter Geldmangel zu leiden, sonst hätte er schon gestern New York verlassen, als sich ihm noch die Gelegenheit bot.
Bei Sven Larson hatten wir wenig Glück. Der Laden war versperrt, und an der Tür klebte ein Zettel: Wegen Krankheit vorübergehend geschlossen.
Wir benachrichtigten Mr. High und baten ihn, zu veranlassen, daß einer unserer Kollegen zu Larsons Privatwohnung geschickt würde. Allerdings versprachen wir uns wenig davon. Nach allem, was wir über Larson erfahren hatten, war es ziemlich unwahrscheinlich, daß er seine schmutzigen Geschäfte im trauten Familienkreis abwickelte.
Wir fuhren deshalb die Lexington Avenue hinauf und hielten in der Nähe der Copacabana Expresso Bar an. Den Eingang konnten wir vom Wagen aus gut im Auge behalten. Es hätte sich für uns nicht gelohnt, in die Bar zu gehen, um uns dort nach Chet Pallo zu erkundigen. Niemand hätte unsere Fragen beantwortet. Wir konnten nur hoffen, daß der Verbrecher hier auftauchte, um seine Ware anzubieten, wenn er das nicht schon längst getan hatte.
Phil starrte finster zu der Bude hinüber und hatte sein Gesicht in Sorgenfalten gelegt.
»Langsam beginne ich zu verstehen, warum die Rauschgiftabteilung solche Schwierigkeiten hat«, sagte er. »Wir bemühen uns jetzt schon zwei Tage um diesen Fall und sind nicht weiter gekommen, als bis zu Chet Pallo, einem kleinen Ganoven. Dabei hätten zwei Morde, ein Kidnapping und eine Fahrerflucht schon längst aufgeklärt sein sollen. Aber überall, wo man hingreift, erwischt man nur eine Handvoll Schlamm, mehr nicht.«
Ich nickte zustimmend.
»So sieht es wenigstens im Augenblick aus, Phil«, sagte ich. »Die Gangster, die sich mit Rauschgift befassen, sind besonders vorsichtig. Das wird ihnen sozusagen zur zweiten Natur. Aber ich hoffe, daß
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