0231 - Wenn es Nacht wird in Soho
magische Revolverkugel.
Sanguinus-Kerr stoppte den Wagen vor dem Krankenhaus. Er stieg aus und eilte die Stufen zum gläsernen Eingang hinauf.
Verschlossen!
Sanguinus zwang Kerr zum zeitlosen Sprung. Augenblicke später befand sich der Dämon in der kleinen Pförtnerloge. Er griff nach den Karteikarten und durchforschte sie.
Ja! Da war das Zimmer, in dem dieser Zamorra lag!
Sanguinus suchte es auf und sah Zamorra vor sich liegen, die Augen geschlossen, das silberne Amulett vor der Brust. Der Dämon brauchte kein Licht, um jede Einzelheit zu kennen. Sein Element war die Nacht, hier sah er besser als Menschen am hellen Tag.
Das Amulett störte ihn nicht. Quirileinen hätte es fast vernichtet, und wäre Sanguinus allein, so hätte es auch ihm zu schaffen gemacht wie damals in der Blutburg. Doch der Dämon war nicht allein.
Kerr, der Silbermond-Druide, war sein Helfer! Die Druidenkraft schirmte den Dämon ab. Das Amulett nahm nur Kerr wahr, nicht aber den unheimlichen Dybbuk, der in seinem Körper wohnte und sich immer mehr ausbreitete. Und so konnte es weder Sanguinus angreifen noch Zamorra warnen.
Sanguinus-Kerr verzog das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. Er würde ganz sicher gehen.
Er würde diesen Zamorra nicht magisch angreifen. Das war zu riskant, denn Zamorra war selbst ein Magier. Es ging ja alles viel einfacher.
Sanguinus-Kerr legte seine Hände um den Hals des Parapsychologen und drückte erbarmungslos zu…
Nein! schrie Kerr, aber sein Schrei ging unter, wurde von dem Dämon einfach unterdrückt. Der Druide hatte keine Chance, seinem Freund zu helfen. Der Dämon mordete ihn…
***
Fahrzeuge hielten. Menschen eilten zu den beiden Unfallwagen. In den Häusern gingen Lichter an. Uber den Vauxhall züngelten Flammen, breiteten sich rasch aus. Innerhalb weniger Augenblicke war die Kreuzung verstopft. Nur ein kleiner Rest britischen Ordnungssinns hielt in jeder Fahrtrichtung eine Gasse für Sanitätsfahrzeuge frei. Jemand telefonierte hastig, während andere die junge Frau aus dem brennenden Wagen zerrten. Die weißen Schaumstrahlen kleiner Feuerlöschpatronen jagten in die Flammen, dämmten den Brand ein. Dann tauchten zwei Krankenwagen auf.
Für den Fahrer des gelben Triumph kam alle Hilfe zu spät. Er war nicht angeschnallt und brach sich bereits beim Zusammenprall beider Wagen das Genick. Für Barbara Crawford bestand Hoffnung.
»Schock, Gehirnerschütterung. Die Kopfverletzung ist harmlos… aber warum blutet sie so wenig? Kopfverletzungen sehen doch immer so furchtbar aus, weil sie so entsetzlich stark bluten, obgleich meist nichts los ist…«
»Ganz vorsichtig transportieren! Wer weiß, was mit ihr los ist! Innere Verletzungen?«
Langsam setzte sich der Krankenwagen in Bewegung. Die gellenden Sirenen fegten die Straßen frei. Und die beiden Notärzte im Wagen begriffen nicht, weshalb so wenig Blut austrat.
Verblutete die Frau nach innen?
Die Fahrt bis zum Krankenhaus schien eine Ewigkeit zu dauern.
***
Quirileinen schwebte wieder im schwarzen Nichts. Er gebot über die Macht, die Sanguinus ihm gab. Er war stark! Nichts und niemand konnte ihn aufhalten.
Aber da war noch etwas. Quirileinen entsann sich. Er wollte etwas von dem Dämon, etwas Persönliches. Die Aufhebung eines hypnotischen Befehls.
Aber… er kam nicht in Kontakt!
Er konnte Sanguinus zwar dazu zwingen, mit seiner Macht etwas zu tun, aber er konnte nicht zu ihm sprechen! Der Zwang wirkte nur auf Dritte.
Sanguinus selbst blieb unerreichbar, war nicht zu zwingen… nur seine Macht!
Quirileinen heulte und tobte, als er erkannte, wie machtlos er war. Sanguinus ließ sich von ihm nicht niederwerfen, er lieh ihm nur seine Macht gegen andere, nicht aber gegen sich selbst!
Quirileinen fluchte, verwünschte Sanguinus. Seine Verwünschungen verhallten in der Schwärze. Endlich, nach einer ganzen Weile, löste er die Verbindung wieder. Die Schwärze schwand, und übergangslos fand sich der alte Magier in seiner vertrauten Umgebung zwischen den dreizehn Toten wieder.
Er brach zusammen. Wirres Gestammel drang über seine Lippen. Wut und Verzweiflung schüttelten ihn. Er hatte soeben erneut die Grenzen seiner ungeheuren Macht gezeigt bekommen.
»Sanguinus, du Satan«, flüsterte er heiser und kreischte erneut Verwünschungen.
Mitleidlos sah ihn eine gefesselte junge Frau an und dachte sich ihren Teil.
***
Von einem Moment zum anderen schwand der Druck in Kerrs Bewußtsein. Der Druide riß beide Augen weit auf, als könne
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