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0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

Titel: 0232 - Die Melodie der Tommy-Gun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Melodie der Tommy-Gun
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gegen fünf Eide!
    Unter diesen Umständen scheint es ausgeschlossen, einer Partei einen Irrtum vorwerfen zu wollen. Es bleibt nur die Erklärung, dass der Mörder sich als Doppelgänger jenes vorläufig festgenommenen Mannes hergerichtet hat, der inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Existiert unter uns ein Verwandlungskünstler, dem es möglich ist, in den Masken lebender Bürger die brutalsten Verbrechen zu begehen? Man darf gespannt sein, ob es der Polizei gelingen wird, diesen mysteriösen Sachverhalt aufzuklären…
    Ich hob den Kopf.
    »Das hört sich sehr nach Reporterfantasie an«, sagte ich skeptisch. »Die Geschichte kommt mir recht unglaubwürdig vor.«
    Phil hatte sich hinter seinen Schreibtisch gesetzt und eine Zigarette angesteckt.
    »Der Meinung war ich auch, als ich zu Hause beim Frühstück diesen Artikel las«, gab er zu. »Aber inzwischen habe ich mich bekehren lassen müssen. Der Artikel stimmt Wort für Wort.«
    »Woher weißt du das?«
    Phil grinste:
    »Ich habe beim zuständigen Revier angerufen. Captain Holmes ist der Leiter. Er bestätigte den Inhalt des Artikels.«
    Phil seufzte.
    »Du bist anscheinend noch nicht richtig wach«, brummte er. »Sonst müsste dir immerhin die Parallele auffallen.«
    Scharfes Denken gleich am frühen Morgen ist nicht gerade meine Stärke. Ich lehnte mich in meinem Schreibtischstuhl zurück und fragte achselzuckend:
    »Welche Parallele?«
    Phil stand auf.
    »Mein lieber Jerry!«, sagte er gedehnt. »Am vergangenen Montag wurde morgens um halb zehn das winzige Postamt von Manhasset auf Long Island überfallen und ausgeraubt. Da am Nachmittag die Post dort die Kriegsrenten auszahlen sollte, erbeutete der Täter die Kleinigkeit von immerhin achtzehntausend Dollar. Vielleicht erinnerst du dich, dass die zufällig anwesenden Postkunden und die Postangestellten eine ziemlich brauchbare Beschreibung des Täters liefern konnten.«
    Ich winkte ab.
    »Jetzt weiß ich, worauf du hinaus willst!«, sagte ich. »Am nächsten Nachmittag wurde von der Stadtpolizei ein Mann festgenommen, auf den die Beschreibung passte. Wir dachten schon, wir hätten den Richtigen, da stellte sich heraus, dass der Mann ein unerschütterliches Alibi besaß. Er war genau zur Zeit des Überfalles auf dem Rathaus gewesen, weil er einen neuen Pass beantragt hat. Zeugen: die gesamte Passabteilung.«
    »Sehr richtig«, nickte Phil befriedigt.
    »Na und?«, brummte ich. »Jedes Mal, wenn eineßeschreibung unter die Leute gebracht wird, schleppt man zehn bis fünfzig Leute an, auf die die Beschreibung halbwegs passen könnte. Das ist doch nichts Außergewöhnliches.«
    Phil lächelte.
    »Kannst du dich zufällig erinnern«, fragte er, »wie der Mann hieß, der den neuen Pass beantragt hatte? Der Mann der mindestens dem Räuber auf Long Island sehr ähnlich sah?«
    Ich seufzte:
    »Du gehst mir langsam auf die Nerven ! Ich sehe nicht, was das ganze Theater bedeuten soll. Außerdem kann ich mich nicht erinnern, wie der Mann hieß. Es war doch völlig gleichgültig, denn er konnte mit dem Überfall nichts zu tun haben.«
    »Augenblick«, sagte Phil und kramte im Aktenschrank. Schließlich zog er eine dünne Mappe heraus, klappte sie auf, suchte etwas und legte sie aufgeschlagen vor mich hin. Er tippte mit dem Zeigefinger auf eine bestimmte Stelle. »Da steht’s, mein Lieber!«
    Ich neigte den Kopf und las den Namen:
    »Peter John Drysen.«
    Phil zog mir die Akte weg.
    »Peter John Drysen«, wiederholte er. »Das ist demnach der Mann, der in seinem Äußeren eine starke Ähnlichkeit mit dem Räuber auf Long Island haben muss. Andererseits kann man doch wohl sagen, dass der Mann, der gestern zwei Stunden in einer Kneipe saß, während ein Polizist erschossen wurde, mit dem Mörder des Polizisten eine starke Ähnlichkeit haben muss, nicht wahr?«
    »Sonst würden ihn kaum fünf Stadträte für den Mörder gehalten haben!«, sagte ich widerwillig.
    Phil grinste schon fast unverschämt. Er spielte triumphierend seinen letzten Trumpf aus und er machte mich allerdings sprachlos:
    »Captain Holmes sagt, der Mann, den sie wieder laufen lassen mussten, weil er in der Kneipe so ein unerschütterliches Alibi hat, heißt Peter John Drysen«, erklärte Phil. »Er sieht also nicht nur einem Räuber sehr ähnlich, sondern auch dem Mörder eines Polizisten. Und das nenne ich einen sehr, sehr merkwürdigen Zufall!«
    ***
    Hilda Duncan hatte die übelste Nacht ihres Lebens hinter sich gebracht. Sie war bei der

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