0232 - Sieben Siegel der Magie
es ihr hinterlassen, und sie fühlte sich dort äußerst wohl, denn sie hatte das Haus nach ihren Vorstellungen umbauen und auch ausbauen lassen.
Das Taxi brachte die Horror-Oma bis dicht vor die Haustür. Sie zahlte, stieg aus, hatte noch ein freundliches Wort für den Fahrer und stieß das kleine Tor des Vorgartens auf. Über den schmalen plattierten Weg schritt sie auf die Haustür zu, wobei sie sich ein paar Mal umschaute und das wertvolle Buch nach wie vor fest unter den Arm geklemmt hielt. Es war niemand da, der sie verfolgte, sie hatte sich umsonst Sorgen gemacht, doch das schlechte Gefühl ließ sich einfach nicht abschütteln.
Lady Sarah hatte zuviel schon erlebt, sie wusste genau, dass die Dämonen niemals aufgaben, und hinter dem Buch waren sie besonders her. Fast bereute sie es, nicht auf Sukos Vorschlag eingegangen zu sein, denn allein fühlte sie sich doch ein wenig einsam in dem leeren Haus.
Da sah man schon mal Gespenster, wo keine waren. Besonders wenn eine echte Bedrohung in der Luft lag, wurden die Nerven strapaziert.
Vor der Tür blieb sie stehen, schaute noch einmal in die Runde und holte erst dann den Schlüssel hervor. Dreimal drehte sie ihn im Schloss, bevor sie die Tür aufstoßen konnte.
Der Flur war gefliest. Er hatte noch sein altes Flair behalten, ebenso wie das gesamte Haus, das die Jahrhundertwende schon erlebt hatte, inzwischen jedoch modernisiert worden war.
Lady Sarah machte erst einmal Licht. Die düsteren Schatten wichen der Helligkeit, und die Horror-Oma atmete auf. Mit Licht sah die Welt schon ganz anders aus.
Sie legte ihren Mantel ab und hängte ihn an die Garderobe. Dann strich sie durch ihre grau gewordenen Haare und ordnete ihre Ketten, die so etwas wie ein Markenzeichen für sie waren, denn Kettengeklirr kündigte immer das Kommen der Horror-Oma an.
Rechts lag das Wohnzimmer. Eingerichtet mit alten Möbeln und ungemein gemütlich. John Sinclair fühlte sich dort immer sehr wohl, er kam gern zu Besuch, um ein wenig zu plaudern. Sie überlegte, ob sie noch das Holz im Kamin anzünden sollte, entschied sich dann anders, das Buch war wichtiger.
Sie wollte es lesen, aber zuvor musste sie Tee zubereiten. Das gehörte nun einmal dazu.
Ihre Küche war modern eingerichtet. Da fehlte es an nichts, was die Arbeit so bequem wie möglich machte. Lady Sarah ließ Wasser in den Kessel laufen und stellte ihn dann auf den Herd. Aus einem Regal nahm sie die Teedose. Nie hätte sie sich dazu bereit erklärt, einen Teebeutel aufzugießen, so etwas war unter ihrer Würde. Als Engländerin musste man den Tee einfach zubereiten, wie es schon die Vorfahren getan hatten.
Das Buch hatte sie im Wohnraum gelassen. Während das Wasser kochte, wollte sie in dem Wälzer blättern.
Kaum stand der Teekessel auf der Platte, als sich das Telefon meldete.
Der Apparat befand sich im Wohnraum, und Lady Sarah war beim ersten Klingeln zusammengezuckt, dann sagte sie sich, dass es bestimmt jemand vom Sinclair-Team war, der anrief, und sie beeilte sich, in das andere Zimmer zu gelangen, wo sie den Hörer abnahm.
»Ja…«, meldete sie sich.
Mrs. Goldwyn bekam keine Antwort. Sie wusste überhaupt nicht, ob sich jemand am anderen Ende der Leitung befand, denn sie vernahm nicht einmal ein Atmen.
Kalt floss es der Horror-Oma über den Rücken. Nicht, dass sie starke Angst bekommen hätte, aber dieser Anruf war ihr nicht geheuer. Er klang so nach Kontrolle.
Noch einmal hakte sie nach. Als sie wiederum keine Antwort bekam, legte sie auf.
Für einige Sekunden blieb sie in der Haltung stehen. Den Arm vorgestreckt, die Hand auf dem Hörer. Sie hatte die Lippen zusammengepresst und atmete durch die Nase. Sollte sie John Sinclair oder Suko von dem Anruf in Kenntnis setzen? Vielleicht war es besser, andererseits wollte sie nicht die Pferde scheu machen. Vielleicht hatte sich wirklich jemand verwählt, ein unhöflicher Mensch unter Umständen, der seinen Fehler nicht zugeben wollte.
Sie schüttelte den Kopf, ließ den Hörer los. Zudem wartete das Teewasser.
Sarah Goldwyn machte kehrt und verließ das Zimmer. Sie wollte den Tee fertig haben, wenn John Sinclair und Suko kamen, und sie legte auch ein wenig Gebäck heraus. Immer wieder drehten sich ihre Gedanken um das Buch. Sie konnte es kaum erwarten, darin zu lesen, und es fiel ihr schwer, den allgemeinen Aufgaben nachzugehen.
Das Wasser war jetzt gut. Es hatte genau die richtige Temperatur und stand dicht vor dem Sprudeln. Lady Sarah nahm den Teekessel und
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