0232 - Sieben Siegel der Magie
darin wie in einem Trikot. Schwarz war auch die Haarflut, die ihr bis auf die Schultern fiel und ein Gesicht umrahmte, das eine unnatürliche Blässe aufwies, wie bei einem Toten, der lange schon im Sarg gelegen hatte und noch nicht in das Stadium der Verwesung übergeschritten war.
Noch ein Kennzeichen besaß dieses Wesen. Es war die Maschinenpistole, die sie immer als ihren Bräutigam bezeichnete, und die sie nie aus den Augen ließ, sondern lässig um ihre Schultern gehängt hatte. Ersatzmagazine trug sie bei sich, sogar eins mit Silberkugeln, und das war das Außergewöhnliche an ihr. Denn Vampire kämpfen normalerweise nicht mit Silberkugeln. Sie hatten davor eine höllische Angst, denn das geweihte Silber war für sie tödlich.
Derjenige, der sie nicht kannte, hätte sie nie im Leben für eine Blutsaugerin gehalten, aber Barbara Pamela Scott, die auch Lady X genannt wurde, war nun mal ein Vampir. Geworden durch einen dummen Zufall, aber es ließ sich nicht mehr ändern.
Wenn sie die Lippen zurückschob, dann kamen die beiden spitzen Vampirhauer zum Vorschein. Sie wuchsen aus dem Oberkiefer.
Zusammen mit Lady X waren sie immer auf der Lauer nach einem schnellen Biss.
Diese Untote hatte es tatsächlich geschafft, die Führung der Mordliga an sich zu reißen. Niemand hätte es wohl raffinierter anstellen können als sie, denn durch hervorragendes Taktieren war es ihr gelungen, Konkurrenten auszuschalten, wie Lupina, die Königin der Wölfe. Und als Dr. Tod sein Ende erlebte, da hatte sie blitzschnell geschaltet und sofort die Führung der Mordliga an sich gerissen. Ihr gehorchten Xorron, Herr der Zombies und Untoten, aber auch Vampiro-del-mar, der Kaiser der Vampire, wie er sich immer selbst nannte. Letzterer hatte sich nur widerwillig den Befehlen der Lady X gebeugt, musste jedoch einsehen, dass sie die besseren Karten hatte, denn sie konnte sich auch unter Menschen bewegen, ohne aufzufallen, was Vampiro-del-mar oder Xorron auf keinen Fall gelungen wäre.
Lady X war gierig, doch sie war nicht so vermessen genug, um nun alles an sich reißen zu wollen. Sie kannte ihre Grenzen, und sie kannte vor allen Dingen auch die Stärken der mächtigen Dämonen, über die sie keinerlei Befehlsgewalt besaß, und die ihr Treiben sehr aufmerksam beobachteten.
Dazu gehörte auch der Spuk! Er war Herrscher im Reich der Schatten.
In seiner Dimension erlebten die schwarzen Seelen getöteter Dämonen eine ewige Qual und Hölle, und vor dem Spuk hatte selbst Asmodis Respekt, der sich in letzter Zeit sehr zurückgehalten hatte, neue Pläne schmiedete, um die Vernichtung seiner Tochter Asmodina vergessen zu machen. Solo Morasso, der die Teufelstochter umgebracht hatte, konnte er nicht mehr töten. Der war bereits erledigt, aber es gab andere, um die er sich kümmern konnte.
In die Welt des Spuks war Lady X durch den Würfel des Unheils gelangt. Wer ihn besaß, der hatte auch die Macht, denn der Würfel ließ sich nach den Wünschen seines Besitzers manipulieren. Er produzierte das, was sein Besitzer wollte. Eine unfassbare, unerklärliche und unheimliche Magie steckte in ihm, und wie sie in den etwas milchig aussehenden Würfel gelangt war, wusste keiner zu sagen. Die Herkunft des Würfels lag im Dunkeln, doch er musste uralt sein, vielleicht sogar älter als die normale Welt…
Und älter als die normale Welt war auch der Spuk. Ein ungewöhnlicher Dämon, ein Wesen, das in die Schattenwelt passte, denn es war selbst nur ein Schatten.
Wenn man es beschreiben wollte, fiel es schwer, denn der Spuk war irgendwie gestaltlos. Seine Umrisse ließen sich nie genau festhalten, sie waren in ständiger Bewegung, sie wallten, sie vibrierten, aber eine Grundform blieb trotzdem vorhanden.
Den Spuk konnte man mit einer Gestalt vergleichen, die eine lange Kutte trug und eine Kapuze über den Kopf gestülpt hatte. So in etwa wirkte er.
Er saß auf seinem Thron aus Knochen. Sie schimmerten bleich und gelblich in dieser ansonsten von unheimlichen Schwaden durchzogenen Welt, in der es nur das Grauen gab, und die noch schreckliche Geheimnisse bereithielt, die außer dem Spuk kein Mensch kannte.
Lady X hatte sich mit Hilfe des Würfels selbst in die Welt des Grauens geschafft, weil sie den Spuk brauchte. Sie wollte mit ihm einen zeitlich begrenzten Pakt schließen, denn es war etwas geschehen, das die Dämonenwelt auf keinen Fall reaktionslos hinnehmen konnte.
Nicht das Buch der grausamen Träume war plötzlich aufgetaucht, sondern ein
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