0233 - Blitzgespräche mit dem Tod
nachgeschickt, um dir die Quittung dafür zu verpassen. Ich an deiner Stelle würde mir Blacky und Jack the Snake kaufen. Die beiden kommen in erster Linie als die Mörder in Betracht.«
»Nur wenn der Mord begangen wurde, bevor ich hinkam. Als ich ging, begleiteten mich die zwei hinunter und gingen in entgegengesetzter Richtung weg.«
In diesem Augenblick hatte ich so etwas wie eine Vision, die Vision eines Schattens, der gerade, als wir das Haus in der 35. betraten, durch das Dunkel huschte, ein Schatten mit kurzen Röcken. Mehr hatte ich nicht sehen können. Dieser Schatten könnte Nelly gewesen sein, die auf uns gelauert hatte.
Da wir nur ein paar hundert Yard vom Union Square entfernt waren, fuhren wir zur Bank. Der Manager gab uns bereitwilligst Auskunft.
Kay Carion hatte dort bereits seit ihrer Heirat ein Konto von ungefähr zwanzigtausend Dollar unterhalten. Soviel der Mann wußte, war es das Erbteil, das ihr von einer entfernten Verwandten zugefallen war und das sie, wie sie einmal im Scherz sagte, für schlechte Zeiten reservieren wollte. Der Scheck von zweitausendfünfhundert Dollar war der erste größere Betrag, den sie davon abhob.
Dann wurde festgestellt, wer zu dieser Zeit Dienst in der Buchhaltung und an der Kasse gehabt hatte. Der Kassierer konnte sich beim besten Willen an nichts mehr erinnern. Der Clerk, der Mrs. Carions Konto führte, gab dafür eine überraschende Aufklärung.
Der Scheck war überhaupt nicht kassiert worden, sondern wurde an die Hanover Bank, die ihn zur Verrechnung eingeschickt hatte, überwiesen.
Wir bedankten uns, und da wir jetzt neugierig geworden waren, fuhren wir, so schnell das bei dem nachmittäglichen Verkehr möglich war, den Broadway hinunter bis zur Wallstreet, wo die Hanover Bank im Schatten der Trinity-Kirche und dicht neben deren kleinem Friedhof liegt.
Wenn man von einer Großbank, bei der man nicht persönlich bekannt ist, eine Auskunft über Konten haben will, so ist es immer dasselbe Theater.
Keiner will zuständig sein, weil jeder fürchtet, hinterher Vorwürfe zu bekommen. Zuletzt landeten wir im Office des Mr. Flaberty, der als General Manager die höchste Instanz darstellte Mr. Flaberty konnte sich natürlich nicht als unzuständig bezeichnen, sondern mußte Farbe bekennen. Das Resultat seiner Rückfrage bei der Buchhaltung war überraschend.
Das Konto, auf das die zweitausendfünfhundert Dollar gutgeschrieben worden waren, war bereits am nächsten Tag aufgelöst worden. Der Kontoinhaber hieß Paul Roberts und war seit zwed Monaten bei der Hanover Bank angestellt. Vorher war er bei der Commerce Bank gewesen, und zwar zuerst in der 161. Straße und danach in der Midland Avenue. Er war dort auf eigenen Wunsch ausgeschieden, weil er sich bei der Hanover Bank finanziell verbessern konnte.
»Können wir diesen Paul Roberts sprechen?« fragte ich Mr. Flaberty.
Der setzte sich mit dem Personalchef in Verbindung und erfuhr, daß Paul Roberts am 21. August seine Stellung fristlos gekündigt, sein Konto von insgesamt dreitausendzweihundert Dollar abgehoben hatte und daß seitdem nichts mehr von ihm gehört worden war.
Wir ließen uns die Privatadresse des jungen Mannes, er war achtundzwanzig Jahre alt, geben und beeilten uns, dorthin zu kommen.
Roberts wohnte, wie uns gesagt wurde, in der Aqueduct Avenue 2116 in Bronx.
Er bewohnte dort ein Zimmer in Untermiete, war aber nicht zu Hause.
»Er ist vor ungefähr einer Woche in Urlaub gefahren«, erzählte uns seine Schlummermutter. »Er kam vom Büro und wurde von einem Vetter und dessen Freund erwartet, wie er mir beim Weggehen sagte. Die waren gekommen, um ihn zu seiner tödlich erkrankten Großmutter nach Trenton zu holen.«
»Nach Trenton zu holen?« fragte ich ungläubig. »Da hätte doch wohl auch ein Telefongespräch genügt.«
»Das dachte ich auch, aber ich hatte keine Gelegenheit, ihn zu fragen. Er hatte es sehr eilig.«
»Hat er denn Gepäck mitgenommen?«
»Ja, ein kleines Wochenend-Köfferchen.«
»Und seitdem haben Sie nichts mehr von ihm gehört?«
»Nein. Ich wunderte mich schon. Er müßte doch eigentlich entweder zurückgekommen sein oder mich ersucht haben, ihm Wäsche und einen Anzug zu schicken. Er hatte ja nicht viel mehr mit, als er auf dem Leib trug.«
Wir baten die Wirtin, uns sofort zu benachrichtigen, wenn ihr Mieter zurückkomme. Wieder auf der Straße angelangt, sahen wir uns an und sagten beide wie aus einem Mund:
»Da ist etwas faul.«
»Ich fürchte, wir werden
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