0234 - Das Rätsel von Stonehenge
Es ist etwas in mir… etwas Dämonisches!«
»Ich ahnte es«, murmelte er. Vorsichtig glitten seine Fingerspitzen zum Hals, tasteten über die antrocknenden roten Tröpfchen. »Vampir?«
»Spinne«, flüsterte Nicole.
Kerr nickte bedächtig.
»Es scheint unser Schicksal zu sein«, sagte er, »daß wir uns in letzter Zeit häufiger gegenseitig bekämpfen, als daß wir uns helfen. Damals in Soho war ich der Bösewicht, diesmal bist du’s.« [1]
»Ich hoffe«, murmelte Nicole, »die Spinne konnte noch nicht bei dir aktiv werden.«
Kerr hob die Schultern und lauschte in sich hinein. Aber er konnte keine Veränderung feststellen. Noch nicht. Aber was bedeutete das denn schon, wenn sie es mit Meeghs zu tun hatten?
»Wer ist diese Frau?« fragte er.
Nicole erklärte es ihm. Kerr griff sich an die Stirn. »Deshalb das Wunderwelten-Stigma. Wie ist so etwas möglich?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Nicole. »Was sollen wir jetzt tun?«
Kerr beobachtete sie. Er war mißtrauisch. Ihre Nacktheit berührte ihn in diesem Augenblick nicht.
»Was schlägst du vor?« fragte er lauernd. »Vor allem: wie soll ich dir trauen? Wenn etwas Dämonisches in dir ist, kannst du dich jederzeit wieder gegen mich stellen…«
Sie hob die schmalen Schultern.
»Jetzt bist du darauf vorbereitet«, sagte sie. »Du mußt jederzeit damit rechnen, daß das andere von mir Gewalt ergreift. Oh, Kerr… ich will das alles nicht! Kannst du mir nicht helfen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte er. »Müssen wir das hier auf dem Korridor besprechen?«
Nicole hob den Kopf und sah sich um. Dann machte sie eine auffordernde Bewegung und schritt ein paar Meter weiter vorwärts. Kerr beobachtete sie aufmerksam, nahm jede Bewegung in sich auf. Unwillkürlich verglich er sie mit einer Katze. Nicole hatte ihn schon immer fasziniert, und wenn da nicht Babs wäre… aber die Liebe zu Babs war stärker als alles andere.
Nicole sah er nur mit den Augen des Forschers und Kämpfers! Sie war vielleicht seine Gegnerin!
Ihre Hand berührte einen unsichtbaren Kontakt. Eine vorher nicht erkennbare kreisförmige Tür glitt auf.
»Komm«, forderte Nicole.
Kerr folgte ihr vorsichtig. Der Raum, den sie betraten, war schwarz und leer bis auf einige Möbel, die man mit viel Fantasie als Sessel oder Ruhelager ansehen konnte. Auf einem dieser Sessel ließ sich Nicole nieder und zog die Beine an, die sie mit den Armen umschloß.
»Wie kommst du in dieses… dieses Schiff?« fragte sie.
Kerr begann von seiner Gefangennahme zu erzählen. Anschließend war Nicole an der Reihe. Von Zamorras Verbleib wußten sie beide ebensowenig wie von der Rolle, die Merlin spielte - das heißt, Kerr ahnte nach seiner Begegnung mit Zamorra zwischen den Monolithen von Stonehenge einiges. Aber er schwieg. Er wußte nicht, inwieweit das Dämonische Nicole kontrollierte, und er wollte nicht zum Verräter werden. Es war besser, eine normale Nicole unwissend zu halten als eine Dämonin mit Informationen zu versorgen.
»Und was machen wir jetzt?« fragte Nicole.
Kerr klopfte auf die Tasche seines Trenchcoats, den er immer noch trug. »Wir werden versuchen, die Kontrolle über dieses Dämonenraumschiff zu übernehmen.«
»Meinst du, daß wir das schaffen können?« fragte Nicole.
»Wir müssen es versuchen. Wir müssen nebenbei noch mehr tun. Nicole, hast du während deiner Anwesenheit dreizehn besonders gekennzeichnete Kammern bemerkt?«
»Dreizehn…?«
»Die Kammern, in denen die dreizehn Chibb gefangengehalten werden. Wenn wir sie befreien könnten, wären sie uns eine große Hilfe. Sie sind hochtechnisierte Wesen, sie vermögen dieses Raumschiff weitaus besser zu fliegen als wir.«
Nicole hob die Schultern.
»Ich habe nichts bemerkt«, sagte sie.
Kerr sah auf seine Schuhspitzen. Er fühlte sich unbehaglich, und dieses Unbehagen wurde von Minute zu Minute stärker. Irgend etwas war hier faul.
Eine Gefahr näherte sich.
Das Dämonische in Nicole?
Aber dann nahm er etwas auf. Seine Druiden-Sinne verrieten es ihm. Jemand kam, aber dieser Jemand war nicht menschlich! Kerr konnte seine Gedanken nicht wahrnehmen!
Blitzschnell fuhr er herum, als sich die Eingangsluke öffnete, und zog die Waffe.
Doch der Korridor hinter der Tür -war leer!
Da drückte Keer ab.
Er jagte die verbliebenen Kugeln aus dem Magazin, direkt in das Unsichtbare hinein, das sich auf ihn stürzte!
***
Zamorra wurde gepackt und gegen die Wand gerissen. Er spürte den harten Aufprall, dann gab etwas krachend und
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