0234 - Wachkommando Andro-Beta
Hintergrund des großen Energietasters nahm sich die zierliche Gestalt Enrico Notamis wie ein krausköpfiger, quirlig lebhafter Zwerg aus. Enrico Notami war Major und Chef der Ortungszentrale des solaren Flaggschiffes. Überall im Schiff war bekannt, daß Notami davon träumte, einmal ein eigenes Raumschiff unter sein Kommando zu bekommen. Er pflegte privat fast nur über dieses Thema zu reden. Aber jeder wußte, daß sein Wunsch niemals in Erfüllung gehen würde, denn er war kein Astronaut, sondern Hochfrequenztechniker. Im übrigen war das gut so - es gab keinen besseren Mann für die Ortungszentrale der CREST II.
Leutnant Eyseman war zu Notamis Unterstützung abgestellt.
Millimeterweise drehte er die Einstellknöpfe des Energietasters. In einigen hundert Metern Entfernung begannen sich wuchtige Antennenblöcke zu bewegen.. Aus den Lautsprechern des Gerätes drangen zirpende Töne. Sie wurden zu schrillem Pfeifen, als der Richtkegel auf die grüne Sonne zuwanderte. Rasch drehte Finch die Einstellknöpfe weiter. Der weißschimmernde Richtkegel auf dem 3-D-Erfassungsschirm zeigte mit der Spitze auf den Ortungsreflex eines kleinen Planeten. Die Töne aus dem Lautsprecher verstummten.
Finch pfiff zufrieden vor sich hin.
Der Chef hatte befohlen, in dem angeflogenen System einen kalten Planeten geringer Masse zu suchen. Außerdem sollte der Planet unbewohnt sein.
Alles das schien auf Greenish-7 zuzutreffen, den siebten Planeten der grünen Sonne, die man Greenish genannt hatte. Zumindest lebte auf Greenish-7 keine zivilisierte Rasse, sonst hätte der Energietaster deren Energiequellen registriert.
Perry Rhodan hatte zwar nicht gesagt, weshalb er einen kalten Planeten geringer Masse suchte.
Finch glaubte es jedoch zu wissen. Das hochverdichtete Katalyseplasma, mit dem die Impulstriebwerke terranischer Raumschiffe „gefüttert" wurden, konnte bei Temperaturen um hundertachtzig Grad unter dem absoluten Nullpunkt mit geringstem technischen Aufwand gelagert werden. Man brauchte es von der relativ kleinen Erzeugungsanlage nur in gewöhnliche Terkonit-II-Tanks zu leiten, ohne die üblichen Mantelfelder einzuschalten. Das erschwerte Unbefugten die Ortung des Lagers ungemein. Aus dem gleichen Grund mußte der Planet eine geringe Masse besitzen, damit Nachschubschiffe ohne großen Energieaufwand landen und starten konnten.
Finch war gespannt auf die Ergebnisse der anderen Spezialorter.
Major Notami faßte schließlich zusammen.
„Die Forderung des Chefs kann als erfüllt gelten. Weder auf Greenish-7 noch auf den anderen sechs Planeten des Systems gibt es eine Zivilisation intelligenter Wesen. Greenish-7 erfüllt zudem alle Ansprüche, die man an ein Ausweichdepot für Katalyseplasma stellen kann - jedenfalls nehme ich an, daß der Chef diese Absicht hat. Ich werde es ihm jetzt melden."
Notami schaltete den Interkom ein. Er sprach eine Weile zu Perry Rhodan. Rhodan antwortete.
Finch versuchte, etwas von Rhodans Antwort zu verstehen. Aber der Großadministrator sprach sehr leise, und außerdem war Notamis Platz von seinem gut zehn Meter entfernt.
„Jawohl, Sir!" sagte Notami, nachdem Perry Rhodan gesprochen hatte. „Ich schicke ihn sofort los, Sir."
Er schwang sich mitsamt seinem Sessel herum und fixierte den Leutnant scharf.
„Sie sollen sich beim Chef melden, Eyseman. Was haben sie ausgefressen?"
„Ich...?" wiederholte Finch erschrocken. „Nichts, Sir. Nicht, daß ich wüßte."
Notami gestikulierte heftig.
„Es ist immer dasselbe mit euch Anwärtern. Ich warte nur darauf daß einer das Schiff zerstört, nur weil er den falschen Knopf drückt."
Finch grinste. Notami übertrieb wieder einmal. Kein Mensch konnte das Schiff versehentlich zerstören. Dazu waren die Sicherheitsblockierungen viel zu vollkommen.
„Lachen Sie nur!" rief Notami drohend. „Der Chef wird Ihnen die Flausen schon austreiben. Und nun machen Sie, daß Sie in die Zentrale kommen!"
Finch kletterte von seinem Sessel. Unter dem Gelächter der anderen Ortungstechniker stolperte er hinaus.
*
Vor der für zur Kommandozentrale rückte Finch die Schirmmütze gerade. Die Robotkontrolle erwartete ihn anscheinend schon, denn die Tür glitt vor ihm auf, bevor er sich gemeldet hatte.
Innerlich fiebernd, aber nach außen hin völlig ruhig, schritt Leutnant Eyseman auf den Kartentisch zu. Unverwandt blickte er Perry Rhodan an. Der Großadministrator stand neben einem Sessel und sah ihm aus eisgrauen, kühlen Augen entgegen.
Finch
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