0235 - Hexenabend mit Jane Collins
hatte, wenn Jane Collins nicht mehr existierte. Aber wie würde Wikka reagieren? Wie dem auch sei, Glenda Perkins war in die Schußlinie geraten, und ich gab mir die Schuld, denn hätten wir nicht diese Nacht verbracht, hätte Jane sich vielleicht nur auf mich konzentriert.
Wer hätte das vorher ahnen können?
Glenda merkte, daß ich mich mit schweren Gedanken beschäftigte, und sie drückte sich vor mir. »Nicht, John«, sagte sie. »Dich trifft keine Schuld.«
»Das sagst du so.«
»Ich hätte ebensogut nein sagen können.« Ihre dunklen Kirschaugen blickten mich an. »Aber ich habe es nicht getan, John, und ich würde es auch weiterhin nicht tun.«
Ein knappes Lächeln geisterte um meine Lippen. »Das ist alles sehr nett von dir, meine Liebe, aber ich sehe das ein wenig anders.«
»Laß uns einen Schluck trinken.« Glenda drehte sich zur Seite und griff nach ihrem Glas. Ich nahm meines ebenfalls, wollte es hochheben, als ich ihren Aufschrei hörte.
Ich wirbelte herum und sah noch, wie ihr das Glas aus der Hand rutschte. Es prallte auch zu Boden, doch kein Whisky verteilte sich dort, sondern etwas anderes - Blut!
Glenda wurde weiß. Ich mußte an mich halten, um nicht einen wilden Fluch auszustoßen. Verdammt, damit hatte ich nicht gerechnet, aber der Vorgang bewies mir, daß Jane Collins uns auf keinen Fall aus den Augen lassen würde. Nach wie vor hatte sie ihr Hexennetz über diesem Haus aufgespannt.
Mein Whisky war normal. Der von Glenda hatte sich in Blut verwandelt und dunkle Flecken auf dem Boden hinterlassen. Das Glas war dabei zum Glück heil geblieben.
»Und jetzt?« fragte meine Sekretärin.
Ich schaute auf das Kreuz, das Glenda neben die Flasche auf den Tisch gelegt hatte. Eine Antwort konnte es mir natürlich nicht geben. Aber würde es mir gelingen, durch das Kreuz die Hexe Jane Collins zu beschwören?
Nein, daran glaubte ich nicht. Jane war ja im eigentlichen Sinne kein Dämon. Sie war ein Mensch und trotzdem Hexe. Man konnte sie nicht beschwören, denn sie reagierte menschlich, obwohl sie Hexenfähigkeiten besaß.
Ich mußte trotzdem zu einem Ergebnis kommen. Jetzt entschloß ich mich innerhalb von Sekunden. Sollten die anderen doch denken, was sie wollten, aber Glenda war mir im Augenblick wichtiger.
»Pack deine Koffer, Mädchen«, sagte ich und stellte das Glas ab.
»Und dann?«
»Bleibst du bei mir.«
Im ersten Augenblick erschrak sie. Wahrscheinlich plagten sie die gleichen Gedanken wie mich. Sie dachte an Nachbarn, an die Kollegen vom Yard, das alles interessierte jetzt nicht. Ich mußte Glenda in Sicherheit wissen.
»Es gibt keinen anderen Weg.« Ich holte tief Luft. »Du sitzt tagsüber im Büro und…«
»Aber du bist doch oft nicht da«, hielt sie mir entgegen.
»Ja, das ist ein Schwachpunkt«, gab ich zu.
»Vielleicht könnte ich bei den Conollys wohnen. Sieh das nicht falsch, John, ich würde auch bei dir bleiben, aber dort ist Nadine, und sie hat doch schon einmal gegen Jane gekämpft. Wenigstens so lange, bis du es geschafft hast, die Collins zu stellen.«
Der Vorschlag war nicht schlecht. Allerdings fragte ich mich, ob man ihn den Conollys zumuten konnte. Platz hatten sie ja genug, und irgendwie sicherer war Glenda da auch.
»Nun?«
Ich nickte. »Du hast wahrscheinlich recht. Ich werde Bill Conolly mal anrufen.«
»Jetzt?«
»Natürlich. Was dachtest du denn?« Ich lächelte. »Pack schon deine Sachen. Ich bin sicher, daß Bill nichts dagegen hat.«
»Und Sheila?«
»Wird ebenfalls nicht nein sagen.«
Glenda bedachte mich mit einem so skeptischen Blick, daß ich lachen mußte.
»Beeile dich, ich regle das schon.«
Natürlich verstand ich Glendas Bedenken. Ich hätte an ihrer Stelle die gleichen gehabt. Aber das Wohnen bei den Conollys sollte ja nicht für immer sein. Ich hoffte, daß ich Jane Collins so rasch wie möglich stellen konnte und dem Spuk ein Ende bereitete.
Während ich darüber nachdachte und Glenda ihren Koffer packte, wählte ich die Nummer meines Freundes. Nicht Bill bekam ich an den Apparat, sondern Sheila.
»John hier.«
»Ahhh — du…«
Wie sie das sagte, ließ mich aufhorchen. Automatisch bekam ich ein schlechtes Gewissen. »Was ist denn los, Mädchen? Habe ich dir etwas getan?«
»Nein, du nicht, aber deine ehemalige Freundin.«
Ich schaltete schnell. »Meinst du Jane?«
»Genau die. Sie hat indirekt verhindert, daß wir ins Theater kommen. Das Bild mit den blutenden Augen, das deine Sekretärin Glenda Perkins
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