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0236 - Höllischer Regen

0236 - Höllischer Regen

Titel: 0236 - Höllischer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anderen. Und deshalb ließen sie ihn in Ruhe, weil sie auch so von seiner Arbeit profitierten. Denn Odinsson dachte nicht daran, mit aller Gewalt nur für seinen Brötchengeber da zu sein und für dessen Sicherheit. Odinsson war Idealist, ihm ging es um mehr: um die Sicherheit aller Menschen auf der Welt. Deshalb kümmerte er sich kaum um die normalen Geheimdienstkriege.
    Er tauchte auf, wenn es um größere Dinge ging. Daß er auf der Lohnliste des Pentagon stand, war Zufall. Vielleicht hätte er ebenso auf der anderen Seite des Globus aktiv werden können - vielleicht aber dann auch nicht mit all jenen Freiheiten, die man ihm hier ließ.
    Odinssons Nase war berüchtigt. Und in diesem Fall hatte sie Witterung aufgenommen.
    Der Mann, dessen Rang nur eine Formsache war, da er grundsätzlich auf höhere Besoldung verzichtete und mit dem, was er bekam, hervorragend auskam, schlug die Beine übereinander und wippte leicht.
    »Darf ich, Sir?« Dabei streckte er die Hand nach dem Teil aus, das auf dem Schreibtisch im Büro des Kommandanten lag.
    Colonel T. S. Washburne nickte. Lieutenant Schultz hob unbehaglich die Schultern. Odinsson registrierte es am Rand, erreichte das Metallstück mit den Fingerspitzen und zog es zu sich heran.
    Eingehend betrachtete er es.
    »Das wirklich einzige Stück, das übrig blieb«, erläuterte Schultz. »Und ausgerechnet damit wollten zwei Reporter verschwinden.«
    Odinsson nickte nur. »Östlich?«
    »Keine Verbindungen zu gegnerischen Agenten bekannt, Sir.«
    »Hm«, machte Odinsson und versank in Schweigen, während er das unförmige Metallstück eingehend von allen Seiten betrachtete.
    »Ein Teil aus der Bugverkleidung der Phantom«, erklärte Schultz unaufgefordert. »Schätzungsweise zehn Zentimeter von der Glaskanzel entfernt.«
    Odinsson reagierte nicht. Er hatte etwas entdeckt, das seine Aufmerksamkeit weckte. Seine Fingerspitzen fuhren leicht über die Außenfläche des Metallstücks. Eine schwarze-Masse, die vorher auf dem Metall nicht erkennbar gewesen war, blieb an den Fingern haften.
    Odinsson blies danach. Das Schwarze wehte davon. Nichts blieb an den Fingern zurück.
    Der Colonel legte das Metall auf den Schreibtisch zurück. »Wenn Sie das Ding jemandem an den Kopf werfen wollen, brauchen Sie schon eine besondere Wurftechnik, weil’s nicht geradeaus fliegt. Was sagt das Labor?«
    »Nichts. Keine thermische Belastung. Das Stück muß einfach herausgebrochen sein.«
    Odinsson dachte an den schwarzen Staub, der am Metall nicht zu sehen war, sondern sich in dieser Form erst nach der Berührung zeigte. Diesen Staub kannte er.
    »Auflösung der Moleküle«, brummte er. »Haben Sie mal ein Stück Telefon für mich?«
    »Bitte, bedienen Sie sich«, sagte Washburne.
    Ächzend erhob sich der Mann, dessen Alter nicht zu schätzen war, aus dem Ledersessel, hockte sich auf die Schreibtischkante und begann eine fast fünfzehnstellige Nummer auswendig zu wählen.
    »Ausland…?« wunderte sich Schultz.
    Odinsson nickte, berührte wieder die Oberfläche des Metalls und bestrich dann den Hörer des Telefons, während er wartete. Der schwarze Staub rieselte herab. »Was ist das?« fragte Washburne.
    »Staub. Sie sollten mal wischen lassen«, brummte Odinsson und dachte nicht daran, den beiden Offizieren eine Erklärung dessen zu geben, was ihm im Kopf herum spukte. Sie hätten ihn für verrückt erklärt.
    Er wartete fünf Minuten auf sein Zustandekommen des Interkontinentalgesprächs, dann drückte er auf die Gabel, gab eine Kommandozahl ein und wählte erneut. Diesmal dauerte es weniger als eine halbe Minute, bis das Freizeichen kam. »Aha«, murmelte er zufrieden.
    Washburne fragte sich, was das für ein Zahlenkode war, der die Leitung freischaltete, weil er die gern mal privat verwendet hätte, wenn zu Stoßzeiten alle Phasen überlastet waren. Aber er hatte zu spät hingesehen.
    »Hier ist Odinsson, alter Freund«, sagte der Colonel plötzlich. »Machen wir’s kurz, weil Uncle Sam fast pleite und ein Ferngespräch teuer ist. Kannst du kommen?«
    Pause.
    »Ja, sofort. Und zwar hierher. Nach Amarillo, da ist der nächste Flughafen. Dort erwartet euch eine Militärmaschine. Noch Fragen?«
    Pause.
    »Frag nicht so dumm, komm her. Bring deinen süßen Engel mit, es gibt in Amarillo eine prachtvolle Einkaufsstraße. Worum es geht? Um alte Freunde. Die Meeghs sind wieder aktiv. In zehn Stunden erwarte ich euch, spätestens! So long.«
    Er legte auf.
    »Wen haben Sie denn da herbeibeordert?«

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