0237 - Die drei Sternenbrüder
und nur ein geringer Rest sich in die Richtung verlieren konnte, aus der sie gekommen waren. Er wußte nicht, wie empfindlich die Wahrnehmungsorgane des Neugierigen auf elektromagnetische Strahlung reagierten.
Auf jeden Fall aber hielt er es für besser, sich vorzusehen.
Dann rief er die Kaulquappe. Er wußte, wie es um seine Chancen bestellt war. Weit vor ihm ragte die riesige Maulklappe Hunderte von Kilometern weit in die Höhe und absorbierte jedes Quant der geringen Sendeenergie, die der Helmgenerator darauf abstrahlte. Der Empfänger, den er erreichen wollte, lag auf der anderen Seite der Klappe, und seine einzige Hoffnung lag darin, daß die Unebenheiten des Geländes einen Teil des elektromagnetischen Wellenbündels so zersplittern, ablenken und reflektieren würden, daß ein paar Impulse sich schließlich von der Seite her in die Maulhöhlung schlichen und dort empfangen werden konnten.
Die Aussichten standen nicht besser als eins zu hundert, schätzte er mißmutig.
Immer und immer wieder sprach er die Kodeworte: „Häuptling eins an Häuptling drei. Bitte grüßen Sie."
Zehn Meter weiter hielt Hess mitunter in der Arbeit inne und preßte sich beide Hände mit flehender Gebärde seitlich an den Helm. Kims Sender arbeitete auf Höchstleistung, und in Hess, Empfänger mußte es sich anhören, als ginge die Welt unter.
„Häuptling eins an Häuptling drei..."
Keine Reaktion. Immer öfter warf Kim einen Blick auf die Uhr. Eine Stunde von den vereinbarten fünf war herum. Wenn er im Lauf der nächsten vierzig Minuten keinen Kontakt bekam, mußte er seinen Plan grundlegend ändern, und es war mehr als fraglich, ob sich der Neugierige ein zweites Mal auf ein solches Spiel einlassen würde.
„Häuptling eins an Häuptling drei..."
Seitdem sie die BAGALO verlassen hatten, waren mehr als sieben Stunden vergangen. Seit fast sechs Stunden hatte das Schiff jegliche Verbindung mit ihnen verloren. Kim versuchte sich vorzustellen, wie der Erste Offizier auf ihr langes Schweigen reagieren würde. Vielleicht hatte er die Lage für bedenklich gehalten und den Moby verlassen. Vielleicht war die Kaulquappe, die er mit seinen verzweifelten Hilferufen zu erreichen versuchte, gar nicht mehr da.
„Häuptling eins an Häuptling drei..."
Der krächzende, verwaschene Klang einer weit entfernten Stimme durchzuckte ihn wie ein elektrischer Schlag.
„Häuptling drei... Häupt... eins... sind Sie?"
„Hess, Ruhe!" schrie Kim in höchster Erregung.
Dann antwortete er mit knappen Sätzen, wobei er die Worte langsam und deutlich aussprach. Er beschrieb seinen Standort und die Manöver, die Häuptling drei mit seiner Kaulquappe ausführen mußte, um besseren Funkkontakt zu erhalten. Schließlich fügte er noch hinzu, daß höchste Eile geboten sei.
Anscheinend war er verstanden worden. Drei vier Minuten vergingen in banger Erwartung, dann hörte er plötzlich klar und deutlich die Stimme seines Dritten Offiziers: „Befehle ausgeführt, Sir! Ich befinde mich jetzt zweitausend Kilometer seitlich der Maulöffnung etwa in der Mitte zwischen den beiden Kiefern. Bitte bestätigen Sie!"
„Können Sie mich hören?" fragte Kim hastig.
Die Antwort kam unverzüglich.
„Ausgezeichnet, Sir."
„Gut. Dann hören Sie zu, nehmen Sie die Befehle auf Band - und vor allem eins: Sobald Sie alles gehört und verstanden haben, handeln Sie! Es geht um Leben und Tod, und jede eingesparte Sekunde erhöht unsere Chancen. Ist das klar?"
„Klar, Sir."
Kim erteilte seine Anweisungen. Die BAGALO hatte ihren derzeitigen Standort sofort zu verlassen.
Sie sollte am äußeren Rand der Maulöffnung auf Position gehen. Die Kaulquappe hatte einen Shift zu entsenden der von der BAGALO einige Gerätschaften übernahm, die Kim für die weitere Ausführung seines Planes brauchte. Der Shift sollte von der BAGALO auf dem schnellsten Weg zu dem Punkt vorstoßen, an dem Kim und Hess sich im Augenblick befanden. Die Kaulquappe selbst hatte an Ort und Stelle zu bleiben, um die Funkverbindung zu gewährleisten. Die BAGALO machte sich überdies für einen Blitzstart bereit.
Der Empfang der Befehle wurde bestätigt. Danach brach für Kim Dosenthal die Ungewißheit des Wartens an. Von jetzt an lag nichts mehr an ihm. Alles kam darauf an, wie schnell seine Offiziere reagierten Er fühlte sich erschöpft und zerschlagen. Müde sah er zu, wie sich der Felsbrocken formte, den Hess mit seinem Blaster aus dem Boden löste. Das Ding war schwer, und trotz der geringen
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