0237 - Mit Mörderblick und Todeslächeln
steilen Hang der Mulde hoch zu wuchten.
Sie selbst fiel dabei zweimal auf die Knie, doch sie stand so unter Streß, daß sie dies kaum merkte.
Als sie es schließlich geschafft hatte und oben am Rand stand, drehte sie sich um.
Gleichzeitig mit ihr wandte auch der Mann mit der Säge seinen Kopf.
Obwohl von ihm nur seine Augen zu sehen waren, trafen sich ihre Blicke. Stella sah den Haß darin, und sie sah auch die Säge.
Das Blatt hatte jetzt ein anderes Aussehen als noch vor wenigen Minuten.
Da drehte Stella durch.
»Mörder!« gellte ihre sich überschlagende Stimme dem Unheimlichen entgegen. »Mörder…!«
Der Mann mit der Säge schraubte sich hoch.
Er wollte Stella!
Zum Glück war die Frau nicht so durcheinander, daß sie dies nicht bemerkt hätte. Sie wußte auch, daß es für sie nur noch eine Chance gab, wenn sie dem Killer entkommen wollte.
Eine Flucht quer durch den Wald!
Und sie jagte los. Die ersten Yards schob sie das Fahrrad, weil sie einfach nicht fähig war, sich in den Sattel zu schwingen. Danach rutschte sie von der Pedale ab, deren Außenkante hart gegen ihren Fuß stieß.
Das bemerkte Stella gar nicht. Sie wollte nur so rasch wie möglich dem Killer entkommen.
Wie sie schließlich in den Sattel kam, wußte sie selbst nicht zu sagen.
Auf jeden Fall saß sie plötzlich auf dem Rad, ihre Füße fanden auch die Pedalen, und sie begann damit, automatisch die Beine zu bewegen.
Bei einem ebenen Gelände hätte sie es leichter gehabt. Aber dies hier war nicht eben.
Wellenförmig verlief es, bildete Buckel, hinter denen es in rasender Schußfahrt hinabging in das Tal, um anschließend mit der gewonnenen Geschwindigkeit den nächsten Hügel zu nehmen.
Ein riskantes Auf und Ab, ein Federn im Sattel, eine gefährliche Fahrt mit zahlreichen Risiken, aber für die Frau gab es keinen anderen Weg, wenn sie dem Unhold entkommen wollte.
Sie mußte sich sehr auf das Fahren konzentrieren, durfte den Lenker nicht verreißen, und ihre Hände klammerten sich fest und hart um die beiden Griffe.
Einmal warf sie einen Blick über die Schulter. Die Zeit nahm sie sich.
Und sie sah, daß der Unhold nicht aufgegeben hatte. Er stand am Rand der Mulde, schaute ihr noch nach, hielt die tödliche Säge hoch und bewegte sich dann in seltsamen Sprüngen voran.
Er nahm die Verfolgung auf.
Dieses Wissen wurde für Stella Benson zu einem regelrechten Motor, der ihre Kräfte anspornte. Sie fuhr jetzt noch schneller, ließ sich auf nichts mehr ein und sah zu, daß sie eine Distanz zwischen sich und dem Killer bekam.
Er hatte es leichter.
Als Mensch konnte er die Buckel schneller überwinden. Zudem war es ihm auch möglich, Stella den Weg abzuschneiden.
Das wußte sie.
Aus diesem Grund fuhr sie nicht in einer geraden Linie, sondern suchte sich Wege aus, die möglichst weit von ihrem Verfolger entfernt lagen, auch wenn sie selbst dabei in Schwierigkeiten geriet, denn das Gelände ließ ein zu schnelles Fahren nicht zu.
Stella wurde durchgeschüttelt.
Manchmal spritzten Zweige und Äste in die Höhe, wenn sie darüber hinwegraste. Sie hörte das Knacken und Knirschen, aber sie achtete nicht darauf.
Die Bäume um sie herum wurden zu verwischenden Schatten, waren manchmal überhaupt nicht zu sehen. Es grenzte schon an ein Wunder, daß sie nicht gegen einen Stamm raste.
Allerdings bekam sie die Härte der Zweige und Äste zu spüren. Wenn sie nicht rasch genug den Kopf einzog, waren es die harten, waagrecht wachsenden Baumarme, die nicht nur gegen ihren Körper peitschten, sondern auch das Gesicht nicht verschonten.
Daß dabei die Haut an einigen Stellen aufriß, war eine Begleiterscheinung, um die sie sich nicht weiter kümmern konnte. Sie verspürte auch keinerlei Schmerzen, ihr war plötzlich alles egal. Sie wollte nur so schnell wie möglich weg.
Irgendwann änderte sich auch die Beschaffenheit des Bodens. Stella kam nicht mehr so glatt voran, der Untergrund wurde weicher. Sie mußte härter treten und wühlte sich praktisch voran.
Sie glaubte, sich zu erinnern, daß sich dieser Untergrund nicht weit von der Straße entfernt befand. Demnach mußte sie die Fahrbahn bald erreicht haben. Und dort war sie schneller.
Auf der glatten Strecke schaffte sie es immer, einem Läufer zu entkommen. Ihre Hoffnung verstärkte sich.
Aber sie hörte auch etwas anderes. Dumpfe, unregelmäßige Schritte, die hinter ihr aufklangen.
Dieser verdammte Kerl hatte aufgeholt. Wie weit er noch entfernt war, konnte sie nicht sagen,
Weitere Kostenlose Bücher