0237 - Mit Mörderblick und Todeslächeln
sich bereits halb über sein Opfer gebeugt und den Arm mit der schrecklichen Waffe ausgestreckt. Da schreckte ihn der Hupton auf. Er wandte den Kopf.
Sein Ledergesicht starrte dem heranfahrenden silbergrauen Bentley entgegen. Die Entfernung war sehr schnell zusammengeschmolzen, da ich mit ziemlich hoher Geschwindigkeit gefahren war.
Was würde der andere tun?
Bleiben?
Ich mußte bremsen. Mein Fuß nagelte das Pedal nach unten. Hätte ich ein paar Sekunden gezögert, wäre ich zu nahe an die auf dem Boden liegende Frau herangekommen.
So stoppte ich gerade noch rechtzeitig ab.
Ich hatte inzwischen erkannt, daß der Mann kein Messer bei sich trug, sondern eine Säge. Und er dachte auch nicht daran aufzugeben, er wollte mich aus dem Weg räumen.
Im toten Winkel des Wagens war es ihm gelungen, sich heranzuschleichen. Wie ein Geist erschien er plötzlich neben der Fahrerseite. Die Säge hielt er halbhoch. Ich konnte seine Ledermaske sehen und erkannte auch die tödlichen, grausamen Augen, die in das Innere des Fahrzeugs starrten. Selbst das hohe, gefährliche Geräusch seiner Waffe vernahm ich, und im nächsten Augenblick schnitt das gezackte Blatt schon gegen die Scheibe meines Wagens.
Es ist schwer, das Geräusch zu beschreiben, das entstand, als er die Scheibe durchsägte. Es war wie eine Todesmelodie. Das Glas wurde plötzlich unklar, es bekam einen milchigen Schimmer und mußte im nächsten Augenblick platzen.
Ich zögerte keine Sekunde länger, rutschte nach links auf den Beifahrersitz und öffnete die Tür an dieser Seite.
Kaum stand sie offen, als ich das hohe, singende Geräusch deutlicher vernahm. Gleichzeitig ging auch die Scheibe zu Bruch. Sie krümelte, löste sich auf, und ich zog meine Beretta.
Da war er schon bei mir.
Wie ein Blitz mußte er um den Wagen herumgekommen sein, tauchte als Schreckgespenst vor mir auf und hielt seine gefährliche Handsäge hoch, um mit dem scharfen Blatt meinen Kopf zu treffen.
Ich tauchte zur Seite weg und verpaßte ihm einen Karatetritt, der ihn gegen den Kotflügel schleuderte.
Schießen wollte ich nur im äußersten Notfall. Diesen Widerling mußte ich unbeschadet zwischen die Finger bekommen, damit er mir noch einiges erzählen konnte. Irgendwie hatte ich das unbestimmte Gefühl, daß unser Fall und das Auftauchen dieses Unholds miteinander in Verbindung standen.
Als ich nach vorn hechtete, da hatte er bereits reagiert. Wieder erinnerte er mich an seinen Reaktionen an einen Schatten. Er hatte sich abgestoßen, war um den Wagen herumgelaufen und verschwand im Gebüsch am Straßenrand.
Ich hörte noch das Brechen und Knacken der Äste, seine dumpfen Schritte, dann war von ihm nichts mehr zu sehen.
Ich atmete tief ein. Jetzt hatte ich die Wahl. Sollte ich ihn verfolgen oder mich erst um die neben dem Rad liegende Frau kümmern? Ich wußte nicht, wie schwer sie verletzt war. Vielleicht mußte sie dringend in ärztliche Behandlung. Deshalb ließ ich den Mann mit der Säge vorerst laufen und ging zu der blondhaarigen Person.
Sie rührte sich nicht. Aber ich hörte ihr leises Weinen, als ich mich zu ihr niederbeugte.
Sacht berührte ich sie an der rechten Schulter, und sie zuckte zusammen, um noch im gleichen Moment mit einem Schrei auf den Lippen in die Höhe zu fahren.
»Bitte, beruhigen Sie sich«, sagte ich hastig. »Ich tue Ihnen nichts. Sie müssen…«
»Nein, nein!« schrie sie und schlug nach mir. Einmal streiften ihre Fingernägel meinen Hals. An der Stelle spürte ich einen beißenden Schmerz, um den ich mich nicht kümmern wollte. Die Frau war jetzt wichtiger.
»Madam!« Meine Stimme klang beschwörend, und es gelang mir zum Glück, ihre Hände festzuhalten.
Sie erschlaffte. Auf einmal war jeder Widerstand in ihr erloschen. Vor mir lag ein angstzitterndes Bündel, das nicht fähig war, das Schreckliche zu verkraften.
Ich hoffte, sie mit einem Lächeln weiterhin beruhigen zu können, doch der entsetzte Ausdruck war aus ihren Augen nicht fortzubekommen.
Diese Frau vor mir mußte ungemein Schlimmes hinter sich haben.
Danach versuchte ich es mit Worten, teilte ihr mit, wer ich war und daß ich ihr helfen wollte.
Sie verstand mich.
»Bitte«, flüsterte sie plötzlich.
»bitte…«
»Reden Sie, Madam.«
»Jim, er ist…«
Sie begann wieder zu weinen, so daß mir nichts anderes übrigblieb, als zu schweigen.
Ich ließ sie auch liegen und räumte erst einmal das Rad von der Straße, denn es lag dort als Verkehrshindernis. Danach ging ich zu
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