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0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch

0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch

Titel: 0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Angst kriecht in das Kellerloch
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verriegelten das große Tor, das hinaus auf die unterirdische Straße führte, und ließen vom Hausmeister auch die Tür abschließen, die in den Flur ging. Über beide Türen klebten wir vorläufig das Polizeisiegel. Später konnten sie durch das Siegel des Konkursgerichtes wieder ersetzt werden. Wir machten uns an die Durchsuchung der nächsten Räume, die in unserem Flur lagen, als Ben von oben zurückkam.
    »Du sollst sofort rauf zu Phil kommen, Jerry!«, keuchte er atemlos. »Irgendeine Schweinerei ist passiert!«
    »Okay. Mach du hier mit den anderen weiter, Ben. Ich gebe euch noch Bescheid, was los ist!«
    Gespannt stürmte ich eine der beiden Steintreppen hinauf, die außer den drei großen Lastaufzügen aufwärts führten. In der Halle hatte sich das Bild nur wenig verändert. Noch immer strömten aus den Fahrstühlen Gruppen von Menschen den Ausgängen zu, wo sie von den Polizisten kontrolliert wurden. Aber vor einer Fahrstuhltür hatte sich ein Ring von uniformierten Polizisten gebildet, die mit dem Rücken zum Lift hin so eng beieinanderstanden, dass es unmöglich war, zu erkennen, was hinter ihnen eigentlich vorging.
    Da ich Phil nirgends erkennen konnte, nahm ich an, dass sein Ruf mit der Versammlung vor dem Lift Zusammenhängen müsse, und eilte dorthin. Die Polizisten ließen mich durch ihren dichten Halbkreis.
    Die Fahrstuhltüren standen offen. Lieutenant Morgan, der Leiter der Mordkommission, den wir schon oben im Café wegen Looses Tod hatten anfordern müssen, stand zwei Schritte seitlich der offenen Tür und starrte reglos in den Fahrstuhl hinein.
    Ich beugte mich ein wenig vor.
    Und jetzt erkannte auch ich, was geschehen war. Auf dem Boden des Lifts lag das Fahrstuhlmädchen, das wir an diesem Tage schon kennengelernt hatten. Sie war tot. Erstochen.
    ***
    10.58 Uhr.
    Der Arzt der Mordkommission richtete sich auf. Er trat auf den Zehenspitzen auf, als er aus dem Fahrstuhl herauskam. Aus seiner Tasche entnahm er einen Wattebausch und säuberte sich die Schuhe damit.
    »Pfui Teufel«, brummte er dabei. »Ich habe schon mancherlei gesehen, aber das da - das war eine Bestie…«
    Er nahm einen zweiten Wattebausch und wischte sich die Hände ab. Der Hausmeister hielt ihm einen kleinen Abfallkorb hin. Der Arzt warf die Watte hinein.
    »Danke«, murmelte er zerstreut.
    Lieutenant Morgan hatte inzwischen auch die anderen Mitglieder seiner Mordkommission herbeibeordert. Sie standen reglos um den offenen Fahrstuhl herum, ebenso wie Phil, Captain Howard, Captain Lesfield und ich. Eine Kette von Polizisten schirmte uns ab gegen die neugierigen Blicke der Leute, die die Halle durchquerten.
    Ich zog den Arzt am Ärmel ein Stück zur Seite. Lieutenant Morgan schloss sich uns an, ebenso wie mein Freund Phil. Wir stellten uns in eine Nische der Halle.
    »Was ist Ihr Eindruck?«, fragte ich den Arzt.
    Der ergraute Mediziner wiegte den Kopf.
    »Schwer zu sagen. Ein Kampf scheint nicht stattgefunden zu haben. Jedenfalls gibt es dafür keine Anzeichen. Ich möchte doch annehmen, dass sein erster Stoß mit dem Messer das Mädchen hinten zwischen den Schulterblättern traf. Der Stich ging nicht ins Herz, aber ich glaube doch, dass die Schmerzen ausreichten, das Mädchen sofort bewusstlos werden zu lassen. Sonst…«
    Er zuckte die Achseln und stieß vernehmlich die Luft aus. Wir alle verstanden, was er hatte sagen wollen. Wenn das Mädchen nicht sofort ohnmächtig geworden war, musste sie die Hölle durchlebt haben, bevor sie starb.
    »Er hat auf sie eingestochen, als ob er von Sinnen gewesen ist«, fuhr der Arzt fort. »Entweder gehört er zu den krankhaften Naturen, die vom Anblick von Blut erregt werden wie wilde Tiere oder er war verrückt vor Wut.«
    »Wut!«, wiederholte Lieutenant Morgan und nickte. »Das könnte es gewesen sein.«
    »Woher wollen Sie es wissen?«, fragte der Arzt.
    Morgan zuckte die Achseln.
    »Wissen kann ich es nicht. Ich vermute es, weil ich zwei und zwei zusammenzählen kann. Wir wissen, dass Blythe mit dem Mädchen hier in der Halle sprach. Ein Mann beobachtete sie, der dann die Polizei anrief, noch während Blythe mit dem Mädchen sprach. Als der Mann mit dem Telefonieren fertig war, waren weder Blythe noch das Mädchen zu sehen. Man könnte also annehmen, dass er mit ihrem Fahrstuhl hinauffuhr. Später sprach Agent Decker mit dem Mädchen und sagte ihr klipp und klar, dass Blythe ein Kind ermordet habe. Wir wissen nicht, in welchen Beziehungen die beiden zueinanderstanden. Aber da

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