0238 - Die Angst kriecht in das Kellerloch
Blythe mit ihr sprach, ist die Annahme erlaubt, dass er das Mädchen kannte. Dehnen wir diese Annahme bis zu dem Punkt aus, dass sie ihn verstecken wollte. Er kann ihr sonst was vorgelogen haben. Nicht jedes Mädchen bleibt auf der Straße stehen und sieht sich die Bilder auf einem Steckbrief an. Als sie aber von Agent Decker gehört hatte, was Blythe verschuldet hatte, änderte sich ihre Einstellung zu ihm. Agent Decker hat uns erklärt, er habe den Eindruck gehabt, das Mädchen hätte Mitleid mit Blythe empfunden. Aber ich glaube nicht, dass eine Frau mehr Mitleid mit einem Kindesmörder als Abscheu vor ihm empfinden kann. Sie sagte ihm also, dass sie die Wahrheit erfahren hätte, dass er nicht länger mit ihrer Hilfe rechnen dürfte, dass er das von ihr beschaffte Versteck verlassen sollte. Möglicherweise sagte sie ihm sogar, sie wollte ihn der Polizei melden. Das brachte ihn so in Rage, dass er wie von Sinnen auf sie einstach.«
Morgan sah uns fragend an. Ich nickte ernst.
»So kann es durchaus gewesen sein«, sagte ich zustimmend. »Aber das ist im Augenblick ja gar nicht so wichtig. Wenn Sie nachforschen lassen, Morgan, ob das Mädchen ein eigenes Zimmer im Haus hatte oder sonst einen Platz, wo sie Blythe für ein paar Stunden versteckt halten konnte, werden Sie schon herausfinden, ob Ihre Theorie stimmen kann oder nicht. Machen Sie das mit Ihren Leuten. Wir anderen setzen jetzt die Suche nach Blythe fort. Für uns hat dieser Mord eines geändert: Wir stehen unter größerem Zeitdruck als vorher. Denn nun muss wirklich damit gerechnet werden, dass Blythe in jeder Minute einen neuen Mord begehen kann. Wir müssen intensiver und schneller suchen als bisher. Setzen Sie Ihre Arbeit fort, Morgan, wir tun es mit der unseren.«
»Viel Erfolg«, sagte Morgan ernst. »Und wenn Sie den Burschen lebend in die Finger kriegen, Cotton: Bringen Sie ihn mir. Ein einziges Mal möchte ich ihn noch vor die Leiche dieses ermordeten Mädchens stellen. Ich muss mich vergewissern, ob denn nicht die leiseste Regung von Menschlichkeit in diesem Mann noch vorhanden ist. Ich muss das einfach wissen. Sonst verzweifelt man ja an der Menschheit…«
***
Er drehte sich um und begann mit seinem Spurensicherungsdienst seine unerfreuliche Arbeit. Auch wir wandten uns wieder unserer eigentlichen Aufgabe zu. Howard, Lesfield, Phil und ich begaben uns zu dem Tisch, den man für uns bereitgestellt hatte. Hausmeister Bacon hatte inzwischen irgendwoher auch ein paar Stühle besorgt. Wir setzten uns.
»Ich habe mir die Sache überlegt«, sagte ich. »Unsere Leute durchsuchen jetzt bereits die sechste Etage. Wir verändern unsere Aufstellungen, damit 44 wir mehr Leute freibekommen für die Durchsuchung der Stockwerke.«
Howard beugte sich interessiert vor. »Wie wollen Sie denn das erreichen?«, fragte er.
»Das ist ganz einfach«, erwiderte ich. »Im Augenblick halten wir noch alle Fahrstühle besetzt, sämtliche Ausgänge und die Feuerleitern. Von den Feuerleitern und den Fahrstühlen können wir unsere Leute nicht zurückziehen. Aber von den vielen Haupt- und Nebenausgängen können wir es. Wir brauchen jeweils nur die Treppen unterhalb der Etage zu besetzen, die gerade durchsucht wird. Es gibt im ganzen Haus nur zwei Treppenschächte. Die können von je drei Mann bequem abgeriegelt werden, während wir jetzt allein an die vierzig Mann an den Ausgängen stehen haben und draußen auf der Straße.«
»Das ist ein guter Gedanke«, stimmte Captain Lesfield zu. »Erstens gewinnen wir dadurch weitere Leute zur Durchsuchung der Stockwerke, und zweitens kann unten im Haus der normale Betrieb wieder einsetzen.«
»Richtig«, sagte Phil. »Es bleibt jetzt bei folgenden Maßnahmen: 1. Die Feuerleitern bleiben besetzt, wobei die Posten auf den Leitern sich mit den Durchsuchungskommandos jeweils eine Etage höher begeben. 2. Die Fahrstühle bleiben besetzt wie bisher. Zwei Fahrstühle dürfen zwischen der vierten Etage und dem Erdgeschoss verkehren, bis das sechste Geschoss durchsucht ist, dann können diese beiden Fahrstühle die fünfte Etage mit einbeziehen und so fort. Wir lassen immer ein Stockwerk dazwischen. Die anderen Fahrstühle können ungehindert im oberen Teil des Hauses verkehren bis herab zur nächsthöheren Etage als der, die wir gerade durchsuchen. Neun Fahrstühle sind im Ganzen im Dienst, pro Fahrstuhl zwei Mann, das macht achtzehn Männer für die Lifts. 3. Je drei Mann kommen in die beiden Treppenhäuser unterhalb jener Etage, die
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