Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster

0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster

Titel: 0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der letzte Raum hat keine Fenster
Vom Netzwerk:
seine Diva an der Hand und führte sie bis an die Rampe. Das Publikum schrie, grölte, klatschte und trampelte. Die Musik intonierte einen Tusch und…
    In diesem Augenblick stürzten aus der Höhe des Schnürbodens Kaskaden von Wasser herunter und verwandelten in Sekundenschnelle die Bühne in einen See, in dem Dekorationen, Schleier und alles, was nicht niet- und nagelfest war, schwammen.
    Einen Augenblick war es totenstill, dann erscholl ein vielstimmiges Kreischen, das die Trommelfelle erschütterte.
    Mercedes Passada stand ein paar Sekunden regungslos. Klatschnass, wie sie war, versuchte sie immer noch Haltung zu bewahren, während Mr. Greaseback an ihrer Seite sich in ein jämmerlich durchweichtes, triefendes Etwas verwandelte. , Wir alle, die wir in der ersten Reihe saßen, hatten eine ordentliche Taufe mitbekommen und retirierten schleunigst über die Sitze nach hinten, wobei wir allen möglichen Leuten auf die Füße traten.
    Endlich wurde der Wasserfall von oben schwächer und versiegte genauso plötzlich, wie er zu rauschen begonnen hatte. Bühnenarbeiter und Feuerwehrleute stürzten aus den Kulissen, rannten herum, platschten durch Pfützen und verwickelten sich in durchweichte Dekorationen. Mr. Greaseback schien plötzlich aus seiner Erstarrung zu erwachen.
    Er fuhr sich mit beiden Händen an den Kopf, blickte sich mit Schreck geweiteten Augen um und stieß ein Jammergeheul aus, das mich unwillkürlich an einen Hund erinnerte, dem man auf den Schwanz getreten hat.
    »Die Regenvorrichtung!«, rief Phil. »Jemand hat das Wasser angedreht, und ich will mich frikassieren lassen, wenn das nicht mit Absicht geschah.«
    Während das Publikum nach draußen drängte, fragten wir uns zur Verbindungstür nach der Bühne durch. Dahinter stand bereits ein sehr wichtig tuender Cop, der uns den Eintritt verwehrte. Wir zückten unsere Ausweise und liefen weiter.
    Hinter der Bühne war ein heilloses Durcheinander. Arbeiter und heulende Mädchen liefen sich gegenseitig im Weg herum, und keiner gab uns eine Antwort, bis wir einen Mann in einem weißen Overall erwischten.
    »Stopp! Wer sind Sie?«, fuhr ich ihn an.
    »Der Chef beleuchter, aber lassen Sie mich jetzt um Gottes willen in Ruhe. Ich habe keine Zeit für Reporter.«
    »Wir sind G-men«, erklärte ich ihm. »Wer hat die Berieselungsvorrichtung in Betrieb gesetzt?«
    »Das will ich gerade herausfinden«, sagte er, und ich merkte die Wut in seiner Stimme. »Wenn ich den Idioten erwische…«
    Er rannte los. Wir blieben ihm auf den Fersen und kamen in einen breiten, gewölbten Gang, in dem nebeneinander unzählige, elektrische Sicherungen, Schalter und Hebel angebracht waren. Der Gang war leer, aber dann sah ich einen Schatten, der um eine entfernte Ecke verschwand.
    Auch unser Führer hatte das bemerkt und raste los wie ein geölter Blitz. Zwanzig Sekunden später hörten wir seine zu wütendem Schimpfen erhobene Stimme und ein klägliches Jammergeheul.
    Wir beeilten uns, weil wir fürchteten, er könne seine Drohung wahr machen. Dann klatschte es vernehmlich.
    »Du Lump, du Bastard, du Son of a Bitch! Was hast du hier zu schaffen? Du Lump hast die Berieselungsvorrichtung eingeschaltet.«
    Jetzt bogen auch wir um die Ecke und sahen unseren Führer, der einen schnauzbärtigen, braunhäutigen und schwarzlockigen Kerl im Monteuranzug am Kragen gepackt hielt und mit aller Kraft auf ihn einschlug.
    »Hören Sie auf, Mister«, mahnte ich. »Wir wollen ja schließlich noch eine Aussage von dem Mann haben. Wenn Sie ihn totschlagen, so kann er nicht mehr reden.«
    Er schnaufte vor Aufregung, hörte aber auf, sein Opfer zu verprügeln, ohne aber dessen Rockkragen loszulassen.
    »Wer ist das?«, fragte ich.
    »Wer soll das schon sein? Pedro Gomez heißt er, ein Puertoricaner natürlich… Gestehe!«, fuhr er mit erhobener Stimme fort. »Das ist deine einzige Rettung. Wenn du nicht die Wahrheit sagst, so bringe ich dich auf den elektrischen Stuhl.«
    Der Kerl schlotterte vor Angst, deckte den Arm schützend über die blutende Nase und stammelte.
    »Aber ich hab’ doch niemanden ermordet?«
    »Natürlich! Du hast das ganze Ballett ersäuft.«
    Jetzt fing der Mann an zu heulen.
    Die Tränen liefen ihm über die Wangen und versickerten in dem buschigen Schnurrbart.
    So ging das jedenfalls nicht. Es hatte keinen Zweck, den Mann einzuschüchtern und zu pressen, er solle etwas gestehen, was er vielleicht gar nicht getan hatte. Ich befreite ihn aus dem wütenden Griff des

Weitere Kostenlose Bücher