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0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster

0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster

Titel: 0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der letzte Raum hat keine Fenster
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die Passada?«
    »Als ich anrief, war sie bereits unterwegs zum Theater. Janette meinte, sie habe sich überraschend schnell erholt.«
    Es wurde neun Uhr, bis wir endlich zum Essen gingen. Dann fuhren wir zu mir nach Hause, um nach mehrtägiger Unterbrechung einmal wieder eine Partie Schach zu spielen.
    Diese zog sich bis nach Mitternacht hin. Ich bot Phil an, ihn nach Hause zu fahren, aber er lehnte ab und telefonierte nach einem Taxi.
    Allein geblieben, mixte ich mir noch einen old fashioned, brannte mir ein Stäbchen an und machte mir Gedanken über Mercedes Passada, ihren Schmuck, den dicken Mr. Greaseback und den geheimnisvollen Verehrer, der den unglücklichen Gedanken gehabt hatte, ein Collier aus fünfkarätigen Brillanten und Saphiren für sie zu kaufen.
    Um ein Uhr klingelte das Telefon.
    »Hier Sergeant Marple, 17. Polizei-Station«, meldete sich eine raue Stimme, die ich sehr gut kannte.
    Sergeant Marple war schon lange Jahre in diesem Revier, nämlich in Delancey Street. Es war eines der tollsten Reviere der ganzen Stadt, und gewöhnlich überfüllt von Ganoven, leichten Mädchen und anderem Gelichter, wie es sich eben im East End herumtreibt.
    »Was haben Sie, Sergeant?«, fragte ich.
    »Es wurde uns die Fotografie eines Mannes mit einer Hasenscharte zwecks Fahndung zuge'stellt. Ich habe einen unserer Leute, Detective Lex, damit losgeschickt, und er ruft mich eben an, dass ein Kerl, der dem Bild verzweifelt ähnlich sieht, in einer Bar in der Lafayette Street sitzt und groß angibt. Es ist die Maikäfer Bar an der Ecke von Spring Street.«
    »Die kenne ich.«
    »Ich kann natürlich nicht garantieren, dass es wirklich Ihr Mann ist. Ich habe das auch bereits dem Telefonisten des FBI gesagt, und da meinte er, er wolle mich mit Ihnen verbinden. Es sei Ihr Fall.«
    »Schön. Ich werde mir den Burschen ansehen«, sagte ich, »hoffentlich ist er noch dort, bis ich hinkomme.«
    Ich fuhr in die Schuhe und das Jackett, nahm den Regenmantel vom Haken und stülpte den Hut auf den Kopf. Dann brauste ich ab.
    Der Verkehr hatte sich gelichtet und die großen Theater am Broadway sich geleert. Nur in den Nachtclubs war noch Betrieb. So kam ich überraschend schnell vorwärts und bog am Union Square in die Forth Avenue ein, deren Verlängerung die Lafayette Street ist. Die Maikäfer Bar lag gerade an der Grenze der Gegend, in der halbwegs solide Leute einen Bummel machen. Bereits zwei Blocks weiter begann China Town und damit das finsterste East End.
    So nahe stoßen sich in New York die Gegensätze.
    Das elektrische Auge öffnete mir die Tür, und ich betrat das Lokal, das zu drei vierteln von einer hufeisenförmigen Bar eingenommen wurde, hinter der fünf Barkeeper ihres Amtes walteten. Ich brauchte nicht lange zu suchen, um den Mann mit der Hasenlippe ausfindig zu machen.
    Er saß auf einem Hocker vor einem Whisky und schwadronierte. Er trug einen Schnurrbart genau wie der Bursche vom Mittag, aber er war es nicht.
    »Einen on the rocks«, rief ich dem Barkeeper zu und setzte mich zur Rechten des Mannes mit dem entstellten Gesicht.
    Ich hatte nicht die Absicht, hier Wurzeln zu schlagen, aber da ich schon einmal hier war, konnte ein Drink nichts schaden. Ich fühlte, wie mein Nachbar mich kritisch musterte, aber ich blickte absichtlich in eine andere Richtung. Ich wusste ganz genau, wie empfindlich sie sind, wenn man sie ansieht.
    »Und ich sage euch, ich bin genauso ein Kerl wie jeder andere«, deklamierte er und schlug zur Bekräftigung auf die Theke. »Ich kann nichts dazu, dass meine Mutter mir diese Schnauze mitgegeben hat. Hat vielleicht einer etwas dagegen?«
    Er sah sich nach allen Seiten um und unglücklicherweise konnte ein grüner Junge seine Gesichtszüge nicht beherrschen und grinste.
    »Warum feixt du, bloody Bastard? Gefalle ich dir etwa nicht? Soll ich dir die Visage so polieren, dass sie noch viel übler aussieht als meine? Wenn ich dich in die Finger bekomme, so würdest du hinterher sofort mit mir tauschen. Passt dir das nicht, du krummer Hund?« Er sprang von seinem Hocker und schwang eine Faust von der Größe einer mittleren Hammelkeule.
    Bevor der andere auch nur eine Bewegung machen konnte, war er rücklings vom Hocker geflogen und versuchte stöhnend, wieder auf die Beine zu kommen. Er drückte die Hand gegen das getroffene Auge und zischte: »Ich wollte ja gar nichts von Ihnen. Wenn Sie sich einmal wieder prügeln wollen, so gehen Sie nach der Bowery.«
    »Und suchen Sie sich jemand, der Ihnen

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