0239 - Welt unter heißer Strahlung
unnötig. Zwar war es in der riesigen Halle etwas heller als in der Schleusenkammer, aber sie war genauso leer.
Leer wenigstens bis auf die Maschinenanlagen und Stromgeneratoren, die in langen Reihen die Wände verdeckten und deren Summen Guckys empfindliche Ohren störte. Er schaltete die Außenmikrophone leiser.
Die fast einen Meter durchmessenden Leitungen ließen die Vermutung zu, daß hier das Zentrum der Lufterneuerung war. Die Leitungen teilten sich auf und verschwanden in den Wänden. In ihnen strömte frische Atemluft zu den einzelnen Sektionen des unterirdischen Reiches, und wie Gucky schon wußte, hatte man sie rationiert.
Er stand da und prägte sich alles genau ein, als sei er davon überzeugt, sein Wissen später einmal brauchen zu können. Das Prinzip einer Lufterneuerungsanlage mußte sich überall gleichen; große Unterschiede konnte es da kaum geben. Somit bot auch diese Anlage keinen Hinweis auf die Herkunft oder Abstammung ihrer Erbauer.
An der anderen Seite des Saales war eine Bewegung.
Sie war nur flüchtig und erzeugte bei der herabgeminderten Empfangskapazität der Außenmikrophone kein Geräusch mehr. Aber Gucky hatte sie aus den Augenwinkeln heraus wahrgenommen. Er blieb stehen und duckte sich nur etwas. Ein querliegender Maschinenblock gab genug Deckung.
Gucky versuchte, die Gedankenimpulse des Wesens aufzufangen, das zu ihm in die Halle gekommen war. Eigentlich hätte das leicht gelingen müssen, denn er kannte nun Richtung und Entfernung. So war es möglich, alle anderen Impulse auszuschalten und sich nur auf diesen einzigen zu konzentrieren.
Aber nichts.
Das Wesen dachte nicht.
Gucky wartete fast zwei Minuten, aber nichts geschah. Trotz der Maschinengeräusche erhöhte er die Empfindlichkeit der Mikrophone. Im ersten Augenblick glaubte er, die Trommelfelle müßten ihm platzen, aber dann gewöhnte er sich an den Lärm.
Er hörte plötzlich das metallische Schleifen, das langsam näherkam.
Es war rhythmisch und unterbrach das gleichmäßige Konzert der anderen Geräusche, nur deshalb konnte es Gucky heraushören, der gespannt hinter seinem Maschinenblock wartete. Seine rechte Hand ruhte auf dem Kolben der Strahlwaffe. Er plante nicht, so einfach in Sicherheit zu teleportieren. Er wollte einen Gefangenen. Und wenn sich das fremde Lebewesen wehrte, mußte man es eben überwältigen.
Gucky ahnte noch nicht, welche Enttäuschung ihm bevorstand.
Langsam schleppten sich die Minuten dahin.
Gucky wagte es nicht, sich zu rühren. Der Fremde konnte keine zehn Meter mehr entfernt sein.
Bevor er seine Deckung verließ, wollte er ihn gesehen haben. Der Mausbiber kannte den Schock, den der unverhoffte Anblick eines fremdartig gestalteten Lebewesens hervorrufen konnte, und zwar auch dann, wenn man keine Vorurteile hatte.
Das metallische Schleifen verstummte plötzlich. Immer noch keine Gedankenimpulse. Das war ungewöhnlich und ließ nur zwei Schlüsse zu.
Gucky wußte plötzlich, was auf der anderen Seite des Maschinenblocks war. In seine Enttäuschung mischte sich vorerst einmal Erleichterung. Für den geplanten Gefangenen war noch immer Zeit. Wichtig war vorerst, daß er nicht entdeckt wurde und sein Eindringen unbekannt blieb.
Langsam richtete er sich auf.
Er hatte richtig vermutet.
Der Fremde war ein Roboter.
Er besaß keine menschliche Gestalt, und seine Formen ließen keine Rückschlüsse auf seine Erbauer zu. Er hatte drei klobige Fuße, mit deren Hilfe er sich nur langsam voranbewegen konnte. Auf den dicken Säulenbeinen ruhte ein kubischer Körper mit verschiedenartigen Auswüchsen, die Tentakel oder Arme sein mochten. Da jeder anders geformt war, dienten sie unterschiedlichen Zwecken. Einen Kopf hatte der Roboter nicht, aber auf dem rechteckigen Hauptkörper saß eine faustgroße Kugel, die sich pausenlos drehte. In ihr waren vier oder fünf daumennagelgroße Kristallinsen. Der Robot konnte gleichzeitig das gesamte Blickfeld von dreihundertsechzig Grad übersehen.
Er sah Gucky sofort und blieb stehen.
Obwohl der Mausbiber im ersten Augenblick fest entschlossen war, den Roboter daran zu hindern, seine Anwesenheit hier seinen Herren zu signalisieren, zögerte er doch, ihn unschädlich zu machen.
Der Roboter hatte ihm nichts getan. Er konnte ihn nicht so einfach vernichten.
Es schien sogar wahrscheinlich, daß der Roboter keine Sendeanlage besaß. Allem Anschein nach handelte es sich um einen ganz normalen Arbeitsrobot, dem die Aufgabe zugefallen war, die Maschinen der
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