0239 - Welt unter heißer Strahlung
rechtzeitig sehen und fliehen. Diese verfluchten Meister..."
Gucky war ganz Ohr. Er wagte kaum zu atmen.
Die alte Fähigkeit... sie war verlorengegangen?
Damit konnte nur die Fähigkeit gemeint sein, sich unsichtbar machen zu können. Das Flexo-Organ!
Es funktionierte nicht mehr. Vielleicht die Strahlung, vielleicht etwas anderes.
Und die 'Meister der Insel' waren es gewesen, die Destroy zerstörten.
Das Dunkel begann sich zu lichten.
Gucky konzentrierte sich. Nun würde er endlich einen Gefangenen machen können, ohne daß er ihm entwischte. Wenn sich die Laurins nicht mehr unsichtbar machen konnten, entkamen sie auch nicht mehr.
Er wartete noch und esperte, was die Laurins sprachen. Aus ihrer Unterhaltung erfuhr er, daß in dem Tafelberg mehr als fünfhunderttausend Laurins lebten; vegetieren wäre vielleicht die zutreffendere Bezeichnung gewesen. Jetzt war Nacht. Der Eindringling sollte nicht getötet, sondern gefangengenommen werden - aber nicht aus humanen Gründen. Man wollte wissen, wer er war.
Niemand jedoch zweifelte daran, daß er von den 'Meistern der Insel' geschickt worden war. Später sollte er sterben.
Denen werde ich die Suppe versalzen, dachte Gucky wütend. Ihr Haß auf die Meister kennt keine Grenzen. Vielleicht aber hassen sie auch alles, was ihnen fremd ist. Eine Einstellung die nicht sonderlich neu ist.
Die fünf Laurins beschlossen, in den Korridor einzudringen. Sie waren überzeugt, den Gesuchten dort oder im Klimazentrum zu finden.
Gucky folgte ihnen auf den Fersen, nachdem er sich vor einem zweiten Suchfahrzeug in Sicherheit gebracht hatte. Er war davon überzeugt, daß die unterirdische Stadt noch viele Straßen hatte und daß Tausende von Laurins unterwegs waren, um ihn einzufangen.
Im Korridor war es dunkler. Gucky schlich sich ganz nahe an die fünf Laurins heran und war bald so dicht hinter ihnen, daß er sie mit der Hand berühren konnte. Sie hegten keinen Argwohn, denn sie vermuteten den Eindringling nicht hier. Sie waren vielmehr der Auffassung, daß sie ihn nur dann erwischen konnten, wenn sie sich beeilten.
Gucky grinste, als er mit einem Kurzsprung vor die Laurins gelangte und ihnen den Weg versperrte.
Er stellte sich mitten auf den Korridor und hob beide Hände.
„Seid mir gegrüßt, ihr Bohnenstangen", sagte er in Interkosmo. „Wer von euch kommt freiwillig mit?"
Er handelte mehr als leichtsinnig. Die Frage war ohnehin sinnlos, auch wenn die Laurins die Sprache der Galaxis verstanden hätten. Keiner von ihnen hätte daran gedacht, freiwillig mitzukommen. Es war Guckys Vorliebe für dramatische und besonders effektvolle Auftritte, die ihn dazu verleitete. Zum Glück war es seine unwahrscheinlich schnelle Reaktionsfähigkeit, die ihn erneut vor dem sicheren Tod bewahrte.
Die Laurins zögerten keine Sekunde, ihre Waffen emporzureißen.
Sie hatten ihre Absicht vergessen, den Eindringling lebendig zu fassen. In ihren Gehirnen war nur noch ein einziger Gedanke, und kein anderer hatte mehr Platz.
Sie wollten töten!
Gucky handelte blitzschnell.
Er sprang vor und ergriff den einen Laurin mit beiden Händen um den Leib. Damit erreichte er zweierlei. Der Laurin und auch die anderen vier wurden daran gehindert, von ihren Waffen Gebrauch zu machen. Und zweitens stellte er den notwendigen körperlichen Kontakt her, der zur Teleportation unentbehrlich war.
Zwei Sekunden später entmaterialisierte er mit seinem Gefangenen.
Er hatte unwillkürlich bei diesem Vorgang intensiv an die Stelle gedacht, an der er zuletzt mit Rhodan und den anderen Gefährten zusammengewesen war, nämlich an jene Stelle, an der der Shift gestanden hatte.
Als er dort materialisierte und dem Laurin mit einem schnellen Zugriff die Strahlpistole abnahm, mußte er feststellen, daß er die Zeit vergessen hatte. Er hatte vergessen, rechtzeitig Funkverbindung mit dem Shift aufzunehmen.
Der Shift war verschwunden.
Er stand mit seinem Gefangenen allein auf dem Grund des ausgetrockneten Ozeans.
*
Der Flugpanzer stieg weiter und erreichte schließlich den Tafelberg. Gucky hatte sich zuletzt vom Fuß der Insel aus gemeldet, was noch lange nicht bedeutete, daß er sich auch jetzt noch dort aufhielt.
Viel wahrscheinlicher war, daß er im Innern des Berges versuchte, die Angelegenheit auf seine Weise zu erledigen.
„Wir landen", entschied Rhodan. Und dann versuchen wir, Verbindung mit Gucky zu erhalten.
Vielleicht gelingt es Sengu, etwas zu sehen."
Das Plateau war flach und ohne Vegetation.
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