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024 - Beim Volk der 13 Inseln

024 - Beim Volk der 13 Inseln

Titel: 024 - Beim Volk der 13 Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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fellverhüllte Gestalten im Schnee - Männer, Frauen und Kinder. Soldaten in erdbraunen Wildledermänteln standen mit gezückten Schwertern und Spießen um sie herum.
    An einer kreisrunden Stelle war der Schnee Rot gefärbt. Leichen lagen dort, gefesselte Männer wurden in die Knie gezwungen, einer der Soldaten hob eben ein Beil. Doch dann ruckten alle Köpfe der Menschen nach oben. Sie starrten in den Himmel und sahen dem Helikopter entgegen. Einige Soldaten fuchtelten mit den Armen und schrien Befehle. Andere legten Speere und Bögen an.
    »Diese Bluthunde«, zischte Rulfan. »Überziehen ganz Euree mit Feuer und Tränen…« Die düstere Szene blieb unter ihnen zurück. Aruula sprach kein Wort. Die Maschine erreichte die Küstenlinie. Eine unzerstörte Siedlung breitete sich unter ihnen aus. Bis dicht an den Strand reichte sie. Zwischen den Pfahlhütten hielten sich einzelne Gestalten mit Speeren und in Ledermänteln auf.
    Die Siedlung huschte unter ihnen hinweg. Sie flogen über dem Meer. In einem natürlichen Hafen ankerten die vier kastenartigen Schiffe. Sie weckten düstere Erinnerungen in beiden - in Rulfan an den Verlust seines Steamers und seiner kleinen Crew, in Aruula an die harten Kriegstage in Laäbsisch. [6]
    In den Wogen tanzte ein Ruderboot. Halbwüchsige und Kinder jeden Alters waren darin zusammengepfercht. Nordmänner saßen auf den Ruderbänken und steuerten das Schiff von der Insel weg auf die kleine Flotte zu.
    »Gefangene«, flüsterte Aruula. »Sie nehmen die Kinder mit…«
    Schweigend sahen sie zurück auf die schwarz geteerten Dampfer. Zorn und Trauer verschlossen ihnen die Münder. Der Lupa hob den Kopf und blinzelte zwischen Aruula und seinem Herrn hin und her.
    Auf der nächsten, kleineren Insel das gleiche Bild - niedergebrannte Siedlungen, blutroter Schnee am Strand, zahllose Leichen erwachsener Männer und Frauen, die meisten ohne Kopf.
    Eine Toteninsel. Aus den Augenwinkeln bemerkte Rulfan, wie Aruula ihr Gesicht in den Händen verbarg.
    Er drehte ab und steuerte die Nachbarinsel an. Schusslärm mischte sich in das Gehämmer der Rotoren. Schon von weitem sahen sie Wolken aus Pulverdampf über dem Schnee wabern. Kleine schwarze Punkte vergrößerten sich rasch zu Kanonenbatterien, dunkle Flecken im Schnee zu Infanterie-Einheiten der Nordmänner, die gegen einen Doppelwall aus Gesteinsblöcken und Holzstämmen anrannten, der eine Siedlung umschloss und auf dessen Krone Bogenschützen den Angreifern ihre Pfeilhagel entgegenschossen. Im Inneren des Walls brannten Hütten.
    Rauchende Einschlagskrater gähnten in der Schneedecke.
    Das Kampfgeschehen kam ins Stocken, als der Helikopter über die Geschütze und das Fort hinweg donnerte. Die Angriffswelle brach zusammen, die Verteidiger ließen Bögen und Speere sinken und legten die Köpfe in die Nacken.
    »Krieg.« Rulfan nahm die Hand vom Steuerknüppel und legte sie auf Aruulas Schulter. Er spürte ihren Körper beben. »Sie haben ihren verfluchten Eroberungskrieg auch in deine Heimat getragen. Wie schrecklich. Es tut mir so Leid für dich…«
    Sie ließen die Insel hinter sich. »Flüchtlinge.« Aruula deutete nach unten. Zwei Kanus schaukelten in den Wellenfurchen, jedes mit zwanzig, fünfundzwanzig Menschen gefüllt. Hälse reckten sich nach oben. Einige deuteten aufgeregt in den Himmel. »Sie versuchen sich an die Küste von Kalskroona zu retten.«
    »Lass uns dort hinfliegen. Vielleicht finden wir Menschen aus deinem Volk. Ich will wissen, was genau sich abspielt.« Rulfan drückte den Helikopter nach unten. Der schneebedeckte Küstenstreifen flog heran. Bald schälten sich die Konturen von eingeschneiten Dünen, Buschwerk, Baumgruppen und Ruinen aus dem endlosen Weiß. In einer weiten Schleife schraubte Rulfan die Maschine noch tiefer. Über den Ruinen von Kalskroona suchte er einen geeigneten Landeplatz.
    »Der Turm!« Aruula deutete durch die Frontkuppel. »Menschen stehen dort oben!« Rulfan hielt auf den Turm zu. Sie flogen über die Ruine hinweg. Auf seiner obersten Ebene, hinter zerbrochenen Mauern, sahen sie zwei Frauen und vier Kinder. Die Kinder kauerten zwischen Trümmern, die beiden Frauen standen an der Mauer und blickten zu ihnen hoch. »Das sind Kriegerinnen meines Volkes!« Der Turm blieb zurück, Rulfan zog eine Kurve über die weiße Ruinenlandschaft. Wieder rückte der Platz mit dem Turm näher. »Da!«, schrie Aruula. »Da! Was ist das?!«
    Vor dem Turm stand ein Koloss von einem Tier auf den Hinterbeinen. Ein

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