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024 - Beim Volk der 13 Inseln

024 - Beim Volk der 13 Inseln

Titel: 024 - Beim Volk der 13 Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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ab. Kein Schneefall beeinträchtigte die Sicht. Das Meer unter ihnen glich einer aufgewühlten grauen Schmutzfläche. »Bei Orguudoo!« Aruula deutete zur Cockpitkuppel hinaus. »Er hat uns gefunden!« Ein verwaschener breiter Fleck schwebte am westlichen Horizont über die Wogen, noch weit entfernt.
    Smythes Boot.
    ***
    Er rammte den Schädel gegen die Steine, hielt inne, hob die Schnauze, schnüffelte, grunzte und bohrte die Pranke zwischen die Steine. Ein Brocken löste sich aus dem Wall, der ihn von den leckeren Nacktfleischen trennte. Krachend fiel er auf die Stufen und polterte in die Dunkelheit des Turmes hinunter. Es klang, als würde Donner durch einen Gewitterhimmel dröhnen.
    Wieder schnüffelte er. Sehen konnte er nichts, natürlich nicht, aber riechen. O wie ihr Schweiß duftete! Angst und Ohnmacht wehte zwischen den Steinritzen hindurch an seine empfindliche Nase. Er spitzte die Ohren - ihre Atemzüge, ihre Herzschläge, das Rauschen ihres Blutes. Blut, Blut, Blut… Sein Verlangen entlud sich in grollendem Gebrüll. Weiter! Mit der Flanke warf er sich gegen den Wall. Wenn es doch nicht so eng in dieser Steinhülle wäre! Er stieß ein wütendes Knurren aus. Mit beiden Pranken umklammerte er einen großen Steinbrocken und riss ihn aus der Barrikade. Unter ihm durch polterte er die Treppe hinab.
    Befriedigt lauschte er den Aufschlägen des Gesteins. Schneller und schneller wurden sie. Und lauter statt leiser…!
    Was war das? Der Stein? Er neigte den Schädel, fauchte und lauschte… Nein -etwas Anderes donnerte um den Turm herum. Hämmernd und rasch, als würde eine ganze Steinlawine vom Himmel herabstürzen! Ja, vom Himmel - es kam von oben…
    Gefahr, raunte sein Instinkt, nach draußen, sichern, kämpfen… An Flucht dachte er keinen Augenblick. Er presste sich an die spröde Steinwand, um seinen massigen Körper zu wenden, und schlidderte die Stufen hinunter. Das Gehämmer aus dem Himmel wurde lauter und lauter.
    Unten angekommen sprang er in den blutigen Schnee und richtete sich auf den Hinterläufen auf. Es war längst hell geworden, nur einzelne Schneeflocken tanzten vom Himmel. Nach allen Seiten äugte er, trottete um den Turm herum, richtete sich auf und belauerte den Dunsthimmel. Und dann sah er es, das Ding. Brüllend senkte es sich vom Meer her dem Schauplatz seines Festmahls entgegen.
    Es sieht stark aus, raunte sein Instinkt, es ist so groß wie du, vielleicht größer…
    ***
    Die Sonne musste inzwischen den Zenit erreicht haben, doch der Himmel blieb grau und dunstig wie in der Morgendämmerung oder kurz vor Einbruch der Nacht. Über den Armaturen, auf dem Display des TCs, blinkte die Anzeige für die Treibstofftanks - zwölf Prozent Reserve noch. Doch die Küste des Landes, das die Alten einst »Schweden« nannten, schälte sich längst aus den Dunstwolken, die über dem Kalten Sund lagen.
    Rulfan entdeckte eine Inselgruppe vor der schneebedeckten Küste. »Ist das deine Heimat?« Aruula zuckte mit den Schultern. »Ich habe sie noch nie von oben gesehen.«
    »Dreizehn.« Rulfan drückte die Maschine nach unten. »Ich zähle dreizehn Inseln.« Er sah Aruula von der Seite an. Mit ausdrucksloser Miene blickte sie durch die Frontkuppel des Cockpits auf die Inselgruppe hinab. Rulfan hätte nicht sagen können, was in ihr vorging.
    »Auf welcher lebtest du?«, wollte er wissen. »Auf der mittleren der ersten drei.« Aruula deutete nach vorn. »Die aussieht wie eine Speerspitze.« Ihre Stimme klang heiser.
    »Dann landen wir dort.« Die Maschine verlor noch weiter an Höhe. Die am weitesten im Meer gelegene Insel huschte unter ihnen hinweg. Gebäude und schneeverhüllte Wälder waren jetzt zu erkennen. Und vier große Schiffe. Schiffe, deren Bauweise Rulfan bekannt vorkam. Seine Lider verengten sich. »Ihr baut Schiffe wie die Nordmänner?«
    »Geh tiefer, flieg über die Inseln hinweg, lande nicht.« Aruula ging nicht auf seine Frage ein. Sie presste die Stirn gegen die Kuppelseite. »O Wudan…«, hörte Rulfan sie stöhnen. »Was ist hier geschehen…? O Wudan…!«
    Jetzt sah es auch Rulfan: Verkohlte Ruinen einer kleinen Pfahlbausiedlung an der Südseite der Insel. In einem breiten Streifen um die zerstörte Ansiedlung war der Schnee geschmolzen. Einzelne Leichen lagen im Schnee kurz vor dem Waldrand.
    Sie flogen über die Schneewipfel der Bäume. Eine weitere zerstörte Siedlung huschte unter ihnen hinweg. Die Trümmer rauchten noch. An der Nordseite der Insel hockten ein paar Dutzend

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