Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
024 - Beim Volk der 13 Inseln

024 - Beim Volk der 13 Inseln

Titel: 024 - Beim Volk der 13 Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Rücken.
    Nachdem er Lusaanas und Matoonas Stammesgenossen zerrissen und teilweise verschlungen hatte, hatte der Izeekepir sich aus den Ruinen verzogen. Mit der Dämmerung aber kam er zurück. In seinem Nackenfell steckte ein abgebrochener Speerschaft, in seinem Schädel zwei Pfeile. Zwischen den Fängen schleppte er einen leblosen Körper über den verschneiten und blutgetränkten Platz. Die junge Kriegerin, die mit der Nachhut den Fluchtweg der beiden Gruppen decken sollte.
    Als wollte die Bestie ihre Unbesiegbarkeit demonstrieren, zerriss und verschlang sie den Leichnam direkt vor dem Eingang der Turmruine. Danach wälzte sie sich im blutigen Schnee. So lange, bis sie sich Speerschaft und Pfeile aus dem Fell gerieben hatte.
    Lusaana hatte ihr dabei zugesehen. Die Treffer in Nacken und Kopf waren kein Zufall. Nur ein einziger Krieger auf den Dreizehn Inseln hatte zuvor schon mit eigenen Augen einen Izeekepir gesehen. Ein Mann von zweiundachtzig Wintern. Der älteste Mensch auf den Inseln. Die anderen kannten die Eisbestie aus dem äußersten Norden nur vom Hörensagen. Während der letzten drei Winter hörte man öfter als sonst von Izeekepirs. Lusaana nahm an, dass die Bestien von den Eroberungszügen der Nordmänner aufgescheucht und in den Süden getrieben wurden.
    Die wenigen Berichte, die es über den riesigen Zottelpelz gab - haarsträubende Berichte -, stimmten vor allem in einem überein: Fell und Muskeln eines Izeekepirs konnten weder mit Pfeilen noch mit Speeren durchbohrt werden. Niemand konnte das Raubtier besiegen. Es sei denn, es gelang, seine Augen zu treffen.
    Die Vier, die ihren Fluchtweg verteidigen sollten, hatten auf die Augen gezielt. Und nicht getroffen. Lusaana zweifelte nicht daran, dass sie tot waren. Alle vier.
    Es war bereits dunkel, als das Schnauben und Knurren des Izeekepir im Treppenaufgang der Turmruine widerhallte. Näher und näher rückte er. Der Blutdurst und der Hunger dieser Kreatur Orguudoos kannte keine Grenzen.
    Jetzt versuchte er die Barrikade zu durchbrechen. Die Steine hinter Matoonas Rücken bewegten sich immer häufiger. Lusaana und ihre Gefährtin zuckten gleichzeitig zusammen, als ein Trümmerteil innen die Treppe hinunter polterte.
    Lusaana legte den Kopf in den Nacken und blickte in den Nachthimmel. Es schneite längst nicht mehr. Wenigstens das nicht. »Du hast uns aus den gnadenlosen Händen der Nordmänner gerettet, o Wudan«, betete sie. »Vielleicht war es mein Auftrag in dieser Welt, die Gier dieser Bestie auf mich zu lenken, damit die anderen die Erdhöhle des Feuerrohr-Priesters erreichen. Du allein weißt es, Allgewaltiger! Nun ist mein Leben zu Ende. Ich will dir danken für die siebenunddreißig Winter, die ich sehen durfte…«
    ***
    Ein finsteres Loch war die Nacht. Aruula konnte ihre eigene Hand nicht vor den Augen erkennen. Sturmböen rannten heulend gegen den eisernen Bellit an. Manchmal klatschte Schnee gegen die Cockpit-Kuppel. Manchmal wackelte die Flugmaschine. Von Zeit zu Zeit hörte man es im Fond der Maschine rascheln, wenn die Kolks ihr Gefieder schüttelten.
    Mit Einbruch der Dämmerung war Rulfan gelandet, an der Küste einer verschneiten Bucht. Er wollte den kommenden Tag abwarten. Die Nacht über weiter zu fliegen war ihm zu riskant erschienen.
    An den Waden spürte Aruula den warmen Körper des Lupas. Seine Flanken hoben und senkten sich im Rhythmus seiner Atemzüge. Ruhige tiefe Atemzüge. Sie erfüllten das Cockpit. Noch nie in ihren vierundzwanzig Wintern hatte Aruula die beruhigende, fast hypnotische Wirkung der Gegenwart eines schlafenden Tieres verspürt.
    »Bist du wach?«, fragte sie. »Ja. Hellwach.«
    »Wenn er uns verfolgt?« Aruula wurde bewusst, dass sie flüsterte. Sie hob die Stimme, um ihre Angst zu vertreiben. Die Angst vor körperlichen Schmerzen. »Wenn er in unsere Nähe kommt, wird er seine… seine Strompeitsche wieder einschalten.«
    »Wie sollte er in unsere Nähe kommen? Das Schneetreiben hat uns seinem Blick entzogen.«
    Rulfan ahnte, dass Smythes Boot mit Radar ausgerüstet war, trotzdem glaubte er sich sicher. Sie mussten längst dessen Reichweite verlassen haben. Wegen der allgegenwärtigen CF- Strahlung trugen Signale nicht weit. »Außerdem ist dieses Fluggerät schneller als sein Schiff. Viel schneller. Er wird uns an der britanischen Küste suchen. Seine Strompeitsche kann dir über die Entfernung nichts anhaben.«
    Die Küste von Britana hätte auch Rulfan gern erreicht. Doch Schneetreiben und Sturm

Weitere Kostenlose Bücher