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024 - Beim Volk der 13 Inseln

024 - Beim Volk der 13 Inseln

Titel: 024 - Beim Volk der 13 Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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entfernte, kam eine kurze Klinge an einem grauen Stiel zum Vorschein.
    Aruula wusste nicht, dass man so ein Ding in der Zeit vor Kristofluu »Skalpell« genannt hatte. Aber sie erinnerte sich schmerzlich genau an den Moment, in dem sie so ein Ding schon einmal gesehen hatte.
    Das war noch nicht lange her…
    ***
    Smythe verbiss sich geradezu in seine Fundstücke. »Sehen sie nicht harmlos aus?« Immer wieder betrachtete er die Bruchstücke des Kristalls, betastete sie, hielt sie gegen das Licht und legte kleine Splitter unter sein Mikroskop.
    »Sehen sie nicht aus wie nutzloser Müll?«
    Die Nosfera hockten schläfrig am Boden. Doch keiner der vier wagte es einzunicken. Sie kannten ihren Meister - er brauchte ein Publikum für seine endlosen Monologe. Und sie gaben sich alle Mühe, sein Publikum zu sein.
    Bis tief in die Nacht hinein arbeitete Smythe. Natürlich konnte er das verweste Gewebe des Toten nicht an Ort und Stelle untersuchen. Dazu brauchte er mehr Zeit und andere Instrumente.
    Er legte die abgeschnittenen Finger in Formaldehyd. Irgendwann würde er sie genauer untersuchen.
    Aber eine Bakterienkultur anzulegen war kein Problem. Er hatte die Watte mit den Abstrichen in Nährlösung gelegt und in seinen kleinen Autoclaven geschoben. Schon nach wenigen Stunden begannen die Kulturen zu wachsen.
    »Die Herren Kollegen aus Le Havre haben sich getäuscht.« Er blickte vom Mikroskop auf und rieb sich die Hände. »Von wegen ›wachstumsgehemmt‹! Meine kleinen Tierchen hier wachsen wie Pilze nach einem warmen Spätsommerregen! Sie haben sich getäuscht!« Er blickte auf die Kristalltrümmer neben dem Mikroskop. »Oder Christopher- Floyds letzte Grüße sind nicht mehr die, die sie einmal waren… Kann natürlich auch sein… die Kristalle haben sich verändert… wer weiß… Ihr versteht doch?« Die Nosfera nickten eifrig.
    »Also - hört meine Theorie: Dieser Müll hier kann weder Bakterienwachstum hemmen noch das Erbgut von Kleinsäugern verändern und erst recht keine Idioten aus gesunden Exemplaren der Gattung Homo sapiens machen. Kapiert?«
    Wieder nickten seine Getreuen. »Vielleicht, weil der Kristall zerbrochen ist«, rutschte es einem von ihnen heraus.
    »Schwachsinn!«, geiferte Smythe. »Kristall ist Kristall! Zerbrochen oder nicht - die Substanz bleibt erhalten! Ist doch logisch, oder?!« Die Nosfera nickten hastig. »Andererseits…« Smythe rieb sich das Kinn. Nachdenklich betrachtete er die Bruchstücke.
    »Andererseits - wieso gibt es dann solche Mumiengesichter wie euch auf dieser Welt?« Er grinste die Nosfera an. »Hat euch der liebe Gott an einem schlechten Tag aus dem Ärmel geschüttelt? Nein, nein… vielleicht hast du Recht… Vielleicht kann er nichts mehr bewirken, weil er zerbrochen ist… Aber warum ist er überhaupt zerbrochen?« Nichts konnte Smythes Monolog bremsen. »Ich erinnere mich in der Datenbank von Le Havre gelesen zu haben, dass Christopher-Floyd letzte Grüße unglaublich dicht und unglaublich hart sind - unzerbrechlich gewissermaßen…« Er winkte ab.
    »Ich komm schon noch dahinter… Los, los - zusammenräumen!« Er warf einen flüchtigen Blick auf das Display seines Empfängers - und erstarrte.
    Mit einem Sprung war er bei dem Gerät und riss es in die Höhe. »Der Impuls - er ist wieder da!«, brüllte er so unvermittelt, dass die Blutsauger zusammenzuckten. »Die Jagd geht weiter! Die Schlampe ist ganz nah… und dieser Grauhaarige… und Drax natürlich… War es doch eine Fehlfunktion?«
    Sie packten Instrumente und Fundstücke zusammen und verließen den Bunker. »Egal was es war, ich komm schon noch dahinter… Hauptsache, ich schnappe die drei endlich…« Smythe redete noch, als sie die schneeverhüllten Ruinen der Stadt erreichten.
    ***
    Im Schutz der Dunkelheit paddelten sie der Küste entgegen. Die Kälte kroch Aruula durch das Fell hindurch in alle Glieder. Sie kniete am Bug eines der vorderen Kanus. Behutsam stieß sie das Paddel ins Wasser. Die Wunde in ihrer Leiste schmerzte. Rulfan hatte sie von der Strompeitsche befreit. Sie schüttelte die Erinnerung an die brennenden Schmerzen ab. Und die Erinnerung an Smythe. Nie wieder wollte sie einem Menschen so hilflos ausgeliefert sein.
    Mit drei Kanus waren sie aufgebrochen. Zwei zogen ein drittes hinter sich her. Der Izeekepir lag darin. Mit Ketten gebunden und noch immer betäubt.
    »Hörst du das Rauschen der Brandung?« Rulfans Stimme war dicht an ihrem Ohr. Er flüsterte. »Die Küste ist

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