024 - Irrfahrt der Skelette
Möglichkeiten. Brent schöpfte sie aus. Bisher hatte sich
der geheimnisvolle Leiter seine Einsatzpläne immer sehr genau überlegt. Und
seit dem Bestehen der PSA gab es keinen Fehler, den man X-RAY-1 bei seinen
Entscheidungen hätte ankreiden können.
Diese Tatsache hielt sich Larry ebenfalls vor Augen. So
unwahrscheinlich die Zusammenhänge zwischen den herrenlosen Segelbooten, dem
Mord an Barris und der Kreuzfahrt Torrances auch waren - sie bestanden!
Hauchdünne Fäden ließen sich ziehen. Und es war die Aufgabe eines Spezialisten,
wie Larry Brent es zweifellos war, hier einzuhaken.
Er beobachtete die Menschen an Bord und schlenderte über die
Decks. Er war wohl der einzige Reisende, der ziemlich genau wußte, welche
Kabinen von welchen Passagieren belegt waren. X-RAY-3 hatte die Passagierliste
studiert.
Gegen achtzehn Uhr waren bereits fünfzig Prozent der Passagiere an
Bord. Die Bordköche und Stewards waren zu diesem Zeitpunkt eifrig beim Wirken.
Wenn die MS Andrea Morena pünktlich um acht Uhr den Hafen verließ,
dann wollte ein Großteil der Gäste schon das Abendessen einnehmen. Der
Speisesaal und die drei Restaurants luden dazu ein. Die Plätze waren genau
verteilt, und Larry hielt auf dem Promenadendeck den Steward an.
Er hieß Gino, ein sympathischer Italiener mit lustigen Augen und
zahllosen Lachfältchen.
» ... hören Sie zu, Gino«, flüsterte er. »In Kabine 33 wird eine
Dame einziehen. Angela Morris. Wenn Sie es arrangieren, daß sie und ich
vielleicht - rein zufällig natürlich - am gleichen Tisch säßen, dann ... «
Eine Dollarnote verschwand in Ginos Hand. Der Steward lächelte.
»Schon arrangiert, Sir! Sie werden zufrieden sein. Sollten Sie
auch während der Reise besondere Wünsche haben, wenden Sie sich nur
vertrauensvoll an mich.«
»Ich werde es nicht vergessen, Gino«, antwortete Larry.
Zehn Minuten später sah der PSA-Agent Professor David Torrance auf
dem Promenadendeck. Ein Steward trug die beiden Koffer des wächsern
aussehenden, hageren Mannes. Eine Aktentasche trug Torrance selbst.
Larry saß auf einer Bank und hatte von hier aus eine vortreffliche
Aussicht, sowohl in das Schiff als auch auf das Meer.
X-RAY-3 war von Torrance etwas weniger als zwanzig Meter entfernt.
Der Steward und der Professor verschwanden in der Kabine Nr. 27. Larry wußte,
daß von jetzt an eine äußerst diffizile Vorarbeit geleistet werden mußte.
Er mußte alles über Torrances Absichten und Ziele erfahren ...
●
Nur wenige Minuten nach Torrance kam Angela Morris an Bord. Sie
sah den Amerikaner nicht, der, die Beine übereinandergeschlagen, auf der Bank
saß und die Bordzeitung studierte.
In ihrem hellgrauen Kostüm sah das Girl verführerisch aus. Sie
bewegte sich derart graziös, daß die Blicke eines Mannes unwillkürlich ihren
Bewegungen folgten. Stillvergnügt lächelte X-RAY-3 vor sich hin.
Sie würde wohl mehr als verwundert sein, wenn er nachher als ihr
Tischnachbar erschien:
Seine Aufmerksamkeit wurde wenige Minuten nach der Ankunft von
Angela Morris abermals in Anspruch genommen. Er hatte im Laufe des späten
Nachmittags viele schöne Frauen an Bord kommen sehen, allein oder in
Begleitung, aber das Supergeschöpf, das in diesem Augenblick über das
Promenadendeck schlenderte, übertrumpfte al les. Larry hob die Augenbrauen.
Alles an ihm spannte sich.
Sie war eine Exotin, die an Rasse und Eleganz die hübsche Angela
noch bei weitem übertraf. Ihre Haut hatte in etwa die Tönung der Angelas, ein
bißchen heller, weicher, sahniger ...
Unwillkürlich hielt Brent den Atem an. Die Schönheit dieser Frau
faszinierte ihn.
Das lange, blau-schwarze Haar fiel weich und fließend auf ihre
Schultern. Die Fremde hatte ein edles, gleichmäßiges Gesicht, eine klassische
Nase und große, pechschwarze Augen mit langen, seidigen Wimpern. Sie trug ein
beigefarbenes, enges Kleid. Die langen, wohlgeformten Beine zeichneten sich
darunter ab.
Larry vermutete, daß sie eine Orientalin war. Es gab verschiedene
Anhaltspunkte, die eine solche Annahme rechtfertigten.
Die Fremde blieb nur etwa drei Meter von ihm entfernt stehen. Die
beiden Stewards trugen eine Unmenge Gepäckstücke.
Der dritte Steward - Gino - kam vom Eingang her auf die Kabinentür
zu und trug ebenfalls noch zwei schwere Koffer.
Die Reisende hatte sich mit Kleidung eingedeckt, als wolle sie ein
paar Monate auf See bleiben, nicht nur drei Wochen. Sowohl auf den Bermudas als
auch auf den Bahamas und schließlich in Panama
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