024 - Irrfahrt der Skelette
kulturelle
Gut bleibt erhalten - aber ...«
Hier fügte Larry Brent an: » ... aber wir können die Menschen
verschwinden lassen. Sie sind dann einfach nicht mehr da, aber die Welt bleibt
heil...«
»Ja, X-RAY-3. Genau das hat er gesagt.«
Drei Beziehungspunkte hatten plötzlich eine einzige gemeinsame,
verbindende Linie.
»Torrance wird also auf der Andrea Morena die Kreuzfahrt machen.
Was interessiert ihn so sehr an dieser Fahrt, X-RAY-3?« fuhr X-RAY-1 fort. »Ist
es die ganz bestimmte Route, die das Schiff befährt, oder ist es die Kabine,
die Edmund Barris zufällig belegte? War das der Grund, weshalb er starb? Hätte
es nicht ein x-beliebiger anderer Passagier sein können? Das sind Fragen, die
wir umgehend beantwortet wissen müssen. Barris hat eine Kabine im Luxusteil des
Schiffes gebucht.. Jetzt hat Torrance sie belegt. Die Nummer der Kabine ist
27.«
»Dann ist anzunehmen, daß Sie in der Zwischenzeit eine
Blitzbuchung für mich vorgenommen haben. Und zwar für die Kabine Nummer 26 oder
28, nicht wahr, Sir?«
»Ich muß immer wieder Ihr Kombinationsvermögen bewundern, X-
RAY-3«, entgegnete X-RAY-1. Er lachte leise. »Es ist die Nummer 28.«
»Ich hoffe, daß sich wegen dieser Buchung nicht noch ein Passagier
das Leben genommen hat? Bei diesem unerwarteten Andrang auf der Andrea Morena.«
»Nein, es ging ohne Blutvergießen ab. Der Passagier hat sich
freundlicherweise bereit erklärt, gegen einen Aufpreis von 1000 Dollar auf
seine Buchung zu verzichten. Er fliegt jetzt auf die Bahamas.«
»Es gibt Leute, die machen Geschäfte, ohne daß sie auch nur einen
Finger zu rühren brauchen, Sir. Schade«, fügte er ein wenig bedauernd hinzu.
»Was ist schade?«
»Nun, ich hatte mich schon so sehr auf den Flug nach Delhi
gefreut. Ich habe dort eine Freundin. Eine ehemalige Tempeltänzerin. Jetzt
tritt sie als Bauchtänzerin in einem exklusiven Club auf. Ich habe sie schon
lange nicht mehr gesehen.«
»IhrPech,X-RAY-3 ...«
Larry nickte. Plötzlich hellte sich seine Miene auf. Ihm fiel
etwas ein.
»Aber scheinbar gehöre ich doch auch noch zu den Glückspilzen in
der Welt, Sir.«
Der plötzliche Begeisterungsausbruch und die fröhliche Stimme
ließen X-RAY-1 zurückfragen.
»Wie soll ich das verstehen, X-RAY-3?«
»Ich falle vom Regen in die Traufe. Delhi ist futsch, dafür wird
es auf der Andrea Morena um so schöner ... «
»Ich glaube, Sie verkennen die Situation, X-RAY-3.«
»Nein, nein, Sir, es hat alles seine Richtigkeit. Wenn Sie es
vielleicht so eingerichtet haben, daß sie die Kabine mit der Nummer 29 belegt
hat, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. »
»Wer ist sie?«
»Angela Morris, eine junge Sängerin. Kommender Weltstar. Steht sie
nicht auf der Passagierliste?«
Drei Sekunden verstrichen. Das Sprechgerät blieb still.
Larry ahnte nicht, daß nur zwei Büroräume weiter ein Blinder
rasend schnell eine aluminiumartige Folie abtastete. X-RAY-1, der blinde Leiter
der Psychoanalytischen Spezialabteilung, meldete sich mit ruhiger, aber ein
wenig erstaunter Stimme wieder.
»Eine Miss Angela Morris hat in der Tat gebucht!«
Larry strahlte, als er an das kaffeebraune Mädchen dachte, daß er
während des Fluges von Los Angeles nach New York kennengelernt hatte. »Ich
sagte es Ihnen doch, Sir ... «
»Und sie hat eine Kabine im Luxusteil belegt. Kabinennummer 33.«
Larry zuckte die Achseln. »Da kann man nichts dran ändern. Ich
werde ein paar Schritte mehr zu laufen haben, aber das ist mir das Goldkind wert,
Sir. Sie sieht entzückend aus. Wenn man die Arbeit mit einem Vergnügen
verbinden kann, dann bin ich der letzte, der das ablehnt. Ich danke Ihnen, daß
die Sache mit Indien abgeblasen wurde. Ich betätige mich lieber als
Mädchenverführer einer allerdings nicht mehr minderjährigen Schönheit denn als
Reparateur einer über sechshundert Jahre alten Uhr!«
Sie besprachen technische Einzelheiten. X-RAY-3 würden weitere
Details mitgeteilt werden, sobald der PSA-Leitung dementsprechende
Informationen Vorlagen. Die Instruktionsmappe sollte mit dem vorbereiteten
Reisegepäck, das morgen früh in den Hafen gebracht wurde, mitgeschickt werden.
Sollten in der Zwischenzeit wichtige Neuigkeiten eintreffen, dann würde Larry
Brent über die Miniaturfunkanlage seines PSA- Ringes informiert werden.
Nach diesem kurzen, aber inhaltsschweren Gespräch erhob sich Larry
Brent und verabschiedete sich von X-RAY-1.
»Well, Sir, dann hoffe ich nur noch auf gutes Wetter, viel
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