024 - Irrfahrt der Skelette
würde man nur ein paar Tage
verbringen.
Das Hauptvergnügen selbst sollte die Seereise sein. Larry
bezweifelte, ob die Schränke in der Luxuskabine, welche die Fremde belegte, die
gesamte Garderobe aufnehmen konnten.
Erst als die Tür hinter der Orientalin zuklappte, kam er wieder
richtig zu sich und begriff, daß die Kabine der Fremden genau neben der von
Angela Morris lag - und daß sie ohne Begleitung war.
Als die Stewards die Kabine verließen, gab Larry Gino mit einem
leichten Anheben des Zeigefingers zu verstehen, daß er ihn gerne gesprochen
hätte. Gino, auf Gesten gedrillt, hatte die Augen überall und doch nirgends.
Larry glaubte schon, daß der Steward seine Bewegung unmöglich
mitbekommen hatte, als Gino sich um seine eigene Achse drehte und auf den
Amerikaner zukam.
Wie durch Zauberei wechselte eine Dollarnote ihren Besitzer.
»Wie heißt sie?« fragte Larry fast unhörbar.
Er hätte überhaupt nichts zu sagen brauchen. Gino begriff auch so,
worum es ging.
»Sie ist Araberin und heißt Clea Utrami. — Aber Sir«, er zuckte
bedauernd die Schultern. »Sie machen es mir schwer. Ich kann schlecht
arrangieren, daß ich beide Damen am gleichen Tisch plaziere. Sie müßten sich
schon für eine entscheiden.«
X-RAY-3
nickte. »Wem sagen Sie das, Gino! Wer die Wahl hat... «
»Aber Sie werden sicher einen Weg finden. Probieren Sie zunächst
die eine aus, Kabine 33, Sir! Spätestens auf den Bermudas können Sie ja einen
kleinen Streit provozieren. Und dann können Sie sich der anderen zuwenden.«
»Eine gute Idee, Gino«, entgegnete X-RAY-3. Der Steward schien mit
ähnlichen Situationen schon des öfteren konfrontiert worden zu sein. Er hatte
Erfahrung.
»Sie müssen allerdings damit rechnen, daß die Araberin innerhalb
des ersten Tages ihren Flirt haben wird.«
»Sie denken aber auch an alles. Den Burschen müßte ich dann mit
rauhen Mitteln ausschalten.«
»Ich kann Ihnen da wenig helfen.«
»Das sehe ich ein, Gino, Ich kann schließlich nicht verlangen, daß
Sie ein Duell für mich austragen. Nun, mir wird schon was einfallen.«
»Meinen Rat werde ich Ihnen gern zur Verfügung stellen, Sir.«
Mit diesen Worten wandte sich der Steward ab, eilte zu der
schmalen Stiege und verschwand zwischen den ankommenden Gästen.
Larry suchte seine Kabine auf. In der Tat beschäftigte ihn nun ein
zusätzliches Problem.
●
David Torrance hatte wahrscheinlich von allen Reisenden die
wenigste Mühe mit dem Einräumen. Außer zwei Anzügen, mehreren Hemden und etwas
Wäsche hatte er kaum etwas dabei, was in den Schrank gehörte.
Den zweiten Koffer öffnete er überhaupt nicht. Er kippte ihn
vorsichtig um und schob ihn unter das Bett.
Bis zur Abfahrt fehlten noch zwanzig Minuten.
Aus dem Maschinenraum ertönte das Geräusch der anlaufenden
Turbinen.
Mit offenen Augen lag Torrance auf dem Bett und starrte gegen die
Decke. Er bekam die Ansage des Kapitäns, der die 365 Reisenden an Bord
begrüßte, nur unvollkommen mit Es wurde ihm auch nicht bewußt, als das Schiff
ablegte. Der weiße Luxusdampfer verließ den Hafen von New York.
Ein kühler, regnerischer Novembertag blieb zurück. Das Schiff
hatte Kurs auf südliche Breiten genommen, und schon in wenigen Tagen würde man
mitten im Sommer sein ...
●
X-RAY-3 trug einen dunklen Abendanzug, als er den Speisesaal
aufsuchte. Auf dem Weg dorthin verließ auch die junge Araberin ihre Kabine. Die
Orientalin trug ein schneeweißes Kleid, eine Stola, welche die braunen,
samtenen Schultern bedeckte, und ein Abendtäschchen.
Larry verlangsamte seinen Schritt, so daß Clea Utrami ihn überholen
mußte. Sie betrat vor ihm die Treppe.
X-RAY-3 machte einen ersten Annäherungsversuch, indem er grüßte
und gleich darauf zu sprechen kam, daß er hoffe, die Reise würde angenehm
verlaufen.
Der Charme, mit dem er sprach, die Art und Weise, wie er sich verhielt,
weder aufdringlich noch lässig, weder steif noch arrogant, verhalfen ihm dazu,
sofort ihre Sympathie zu gewinnen.
Larry, welterfahren, sympathisch und sich seiner Erfolge bewußt,
benahm sich mit einer ihm selbstverständlichen Natürlichkeit, die dennoch eines
zum Ziel hatte: die Orientalin näher kennenzulernen. Er verbarg diese Absicht
nicht. Er war ein Mann.
Die Reaktion Clea Utramis auf seinen Annäherungsversuch war
genauso natürlich. Sie war sich ihres Wertes und ihrer Schönheit ebenso bewußt.
Und sie kannte die Reaktionen der Männer, mit denen sie bisher zusammengekommen
war, sehr
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