024 - Irrfahrt der Skelette
Sonnenschein
und eine herrliche Überfahrt. Ich werde Ihnen von den Bahamas eine
Ansichtskarte schicken.«
»Versprechen Sie sich nicht zuviel«, bekam er noch zu hören. »Wir
müssen über Torrances Absichten unterrichtet sein. Ich habe das dumpfe Gefühl,
daß er möglicherweise sehr viel mehr über die rätselhaften Sichtungen
herrenloser Segelboote weiß, als wir ahnen. Ein Auge müssen Sie also ständig
auf Professor David Torrance richten!«
»Dann bleiben mir immer noch das andere Auge und meine beiden
Hände für Angela, Sir. Ich danke Ihnen für Ihre Rücksichtnahme ... «
●
Professor David Torrance bereitete am späten Abend dieses Tages
alles für seine Seereise vor. Viel gab es da nicht mehr zu tun, denn das
Wichtigste hatte er bereits vor einigen Tagen abgeschlossen. Nicht einen
Augenblick lang hatte er bezweifelt, daß er an der Fahrt der Andrea Morena
teilnehmen würde.
Die Koffer standen bereit, und nur einer war noch leer. Den packte
er jetzt. Mit einem recht eigenwilligen Inhalt.
Es handelte sich um zwei etwa benzinkanister-große, weiße
Plastikbehälter. Der eine war mit einem roten Verschluß und der schwarzen
Aufschrift X gekennzeichnet, der andere unterschied sich davon durch eine blaue
Verschlußkappe und die Aufschrift B. Beide Behälter behandelte Torrance mit
größter Vorsicht.
Sie enthielten ein flüssiges Gas, dem ein chemischer Stabilisator
beigegeben worden war, um zu verhindern, daß sich der Inhalt unter ungünstigen
klimatischen Bedingungen auf mehr als zehn Grad Celsius erwärmte.
Einen zusätzlichen Isolierschutz boten die Doppelwandungen, die
ein Vakuum einschlossen. Beide Behälter hatte Torrance noch aus der Zeit, als
er in den Labors für chemische und biologische Vernichtungswaffen tätig war.
Die Behälter waren damals zum Müll gewandert, weil sie den strengen Qualitätskontrollen
nicht standgehalten hatten. Torrance hatte aus eigener Initiative die beiden
winzigen undichten Stellen beseitigt; er besaß die beiden Kanister nun seit
über fünf Jahren. Sie waren für ihn lebenswichtig geworden.
Seine Augen glänzten, als er beide Behälter in den Koffer
verstaute und ihn dann verschloß. Das Taxi war bereits bestellt. Morgen
nachmittag würde er sich zum Hafen fahren lassen. Außer den beiden Koffern und
kleinem Handgepäck nahm er nichts mit. Aber in dem Handgepäck befand sich eine
aus Hartplastik fabrizierte Spraydose, die es im wahrsten Sinn des Wortes in
sich hatte. Diese Dose würde er, sobald er das Schiff betreten hatte, ständig
bei sich tragen.
Torrances Plan lag in allen Einzelheiten fest.
Die Andrea Morena würde sein Schiff werden! Das festgelegte Ziel
würde sie nie erreichen, und die Menschen an Bord sollten den Ausgangshafen
nicht Wiedersehen. Ihr Tod war beschlossene Sache!
●
Larry Brent war einer der ersten Gäste an Bord der Andrea Morena.
Das Luxusschiff führ unter italienischer Flagge. Die MS Andrea Morena war 168
Meter lang und zwanzig Meter breit. Sie entwickelte 18 Knoten
Reisegeschwindigkeit.
X-RAY-3 interessierte sich als Mann und besonders als
Reiseschriftsteller für die technische Seite. Als Agent der PSA waren es in
Wirklichkeit ganz andere Dinge, die ihn beschäftigten, die er aber weniger
auffällig zeigte.
Er belegte seine Kabine und machte sich mit der Umgebung vertraut.
Als neugieriger Reiseschriftsteller brachte er es sogar zuwege, einen Blick auf
die Brücke zu werfen, in das Reich des Kapitäns und der Offiziere. Es lag ihm
sehr viel daran, die Verantwortlichen des Luxusdampfers kennenzulernen. Aber
hier ließ sich nichts ablesen. Larry war mit seinen ersten Recherchen nicht
zufrieden. Er mußte sich stets vor
Augen halten, daß sein Aufenthalt deshalb zustandegekommen war,
weil die Computerauswertungen einen Verdacht erkennen ließen, der bisher durch
nichts zu halten war.
Aufgrund des letzten Telefongesprächs mit X-RAY-1, kurz vor
Betreten der MS Andrea Morena, wußte Larry Brent, daß keine neuen Details
hinzugekommen waren. Die Nachforschungen der Polizeibehörden liefen weiter,
aber es sah ganz so aus, als ob die Selbstmordversion so gut wie akzeptiert
sei. Nach menschlichem Ermessen wies nichts daraufhin, daß Barris einem
Verbrechen zum Opfer gefallen war. Und der Großwildjäger hatte seine Probleme
gehabt - soviel stand fest. In einem Moment menschlicher Schwäche hatte er eben
aufgegeben ...
Nur X-RAY-1 gab sich mit dieser Darstellung nicht zufrieden. Die
PSA hatte ganz andere
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