0240 - Vampir-Kosmetik
Clive spürte sein Herz schneller schlagen. Sogar seine Knie waren weich geworden, als er dem Mädchen folgte und bis zu der Tür am Ende des Ganges schritt.
Auch diese mußte erst aufgeschlossen werden. Als die Rothaarige sie geöffnet hatte, wurde Clive enttäuscht.
Vor ihm lag ein stockdunkler Raum.
»Was soll das denn?« fragte er überrascht und wunderte sich auch über die Kühle, die ihm entgegenströmte.
»Gehen Sie schon einmal weiter«, sagte die Rothaarige, »ich mache nur eben Licht.«
Zögernd schritt Clive vor. Sehr wohl war ihm dabei nicht, das mußte er ehrlich zugeben, aber er hatte einmal in den sauren Apfel gebissen und wollte jetzt keinen Rückzieher mehr machen.
Außerdem sagte er sich, daß die Mädchen es geheimnisvoll machen mußten, denn die Sache hier durfte ja nicht auffliegen.
Es wurde tatsächlich hell.
Von der Decke her knallte ein weißer Strahl in die Mitte des Raumes und traf dort einen Stuhl.
Es war ein besonderes Sitzmöbel. Rote Polster bedeckten die Fläche. Die Rückenlehne war hoch und erinnerte an einen Ohrensessel.
Der Sessel sah ungemein bequem aus, nur paßte er nicht in den Raum; ansonsten sah Clive keinerlei andere Einrichtungsgegenstände.
Das wunderte ihn sehr. Er drehte sich um und fragte das Mädchen danach. Die Rothaarige war an der Tür stehengeblieben. Da kein Licht auf sie fiel, wirkte sie dort wie ein Schatten.
Brutal schüttelte den Kopf. »Jetzt bin ich aber noch mehr überrascht«, sprach er mit rauher Stimme. »Was ist denn nun hier los? Soll ich in diesem Raum…«
»Nein, Sir, das werden Sie nicht. Aber wir müssen vorsichtig sein, deshalb möchte ich Sie bitten, auf dem Sessel schon einmal Platz zu nehmen.«
»Und Sie?«
»Bitte, Sir, machen Sie es mir nicht unnötig schwer! Setzen Sie sich hin!«
»Seltsam finde ich das schon«, murrte Brutal. »Das hätte man mir auch sagen können.«
»Ja, es ist nicht normal, Sir. Aber wenn Sie uns zum zweiten mal besuchen kommen, werden Sie sich auf den Sessel freuen, das kann ich Ihnen sagen. Wirklich. Sie müssen verstehen, daß wir nur mit Diskretion und Vorsicht dieses Geschäft aufrecht erhalten können.«
Clive nickte. »Das merke ich langsam auch.«
»Sehen Sie. Und deshalb möchte ich Sie bitten, meine Wünsche zu erfüllen. Ihre werden anschließend auch erfüllt. Und zwar alle…« Sie hatte bei den letzten Worten einen rauchigen Klang in ihre Stimme gelegt, so daß Clive eine Gänsehaut bekam.
Clive überlegte. Gewiß war es im Interesse der Kunden, wenn man eine gewisse Vorsicht walten ließ. Er hob die Schultern, ging einige Schritte vor und setzte sich.
Es war ihm wohl aufgefallen, daß die Rothaarige an der Tür stehenblieb, aber er achtete nicht darauf. Er konnte auch nicht sehen, daß sie die Tür geschlossen hatte und jetzt ihre rechte Hand hob.
An der Wand befand sich eine schmale Leiste. Auf ihr schimmerten hell einige Knöpfe. Welche Funktionen sie erfüllten, das wußten die Kunden nicht, sondern nur die Eingeweihten.
Die Rothaarige drückte auf den obersten, nachdem sie Clive gebeten hatte, die Arme auf die Sessellehnen zu legen.
Und da geschah es.
Clive Brutal wurde völlig überrascht. Aus der Polsterung der Armlehnen schossen plötzlich stählerne Spangen, die sich gedankenschnell um seine Unterarme legten und sie festklemmten.
Wütend schrie Brutal auf. Er wollte hochspringen, bekam aber sein Hinterteil nur eine Handbreite in die Höhe, dann spürte er den reißenden Schmerz dicht über seinen Gelenken, denn die Spangen hielten ihn mit eiserner Gewalt.
Plötzlich wurde Clive Brutal klar, daß er ohne fremde Hilfe hier nicht mehr freikommen würde.
Er war ein Gefangener!
***
Seltsamerweise verspürte er nicht einmal so sehr eine große Angst, sondern Wut und Zorn.
Reingelegt hatten sie ihn. In die Falle war er gelockt worden.
Durch so ein Weib, das ihn anlächelte und es tatsächlich geschafft hatte, ihn mürbe zu machen.
Er dachte sofort an seine Frau und seine Tochter, die vielleicht im Alter der Rothaarigen war. Wenn die oder auch noch seine Geschäftsfreunde ihn sehen, würden, er wäre erledigt.
Für immer!
Das Blut war ihm in den Kopf geschossen. Sein Herz pumpte, und er versuchte mit aller Gewalt, sich von den stählernen Reifen zu befreien. Das gelang ihm jedoch nicht, sie saßen zu fest, und der Druck, den er gegen sie ausübte, erzeugte Schmerzen.
Angestrahlt wurde der Sessel. Clive konnte genau sehen, wie hart die Spangen sich um seine Gelenke
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