0241 - Der Teufel bündelt neue Blüten
bemühen sich - bisher leider erfolglos - zu ergründen, wie die Falsifikate eingeschmuggelt werden und von wem.«
»Da dürfte doch wohl wirklich nicht schwer sein. Es wäre Sache des Zolls, das herauszubekommen.«
»Das sagen Sie, Jerry. Erinnern Sie sich noch an den Fall, der gefälschten Dollars, die als junge Bohnen in Konservenbüchsen aus Frankreich hierher geschafft wurden?«
»Aber wir haben es herausbekommen, und in London verlässt man sich auf uns. Das ist der grundlegende Unterschied«, widersprach ich.
»Stimmt aber dass wir, oder wenn ich mich recht erinnere, dass Sie das Rätsel lösten, bürdet uns die Verpflichtung auf, auch diesen Fall erfolgreich zu Ende zu bringen. Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass Ihnen das gelingen wird. Sie haben alle Vollmachten, die Sie sich wünschen können.«
»Das Einzige, was uns noch fehlt, Chef, ist ein Elektronengehirn, das wir mit diesen Vollmachten und Indizien füttern können, und das sofort den Namen des Mörders ausspuckt«, grinste ich.
»Scheren Sie sich raus«, lachte Mr. High. »Vielleicht wird in absehbarer Zeit so ein Apparat erfunden, dann sind wir alle arbeitslos.«
Dann hockten wir in meinem Office und kamen uns vor wie der kleine Junge, der sich den Hals besonders sauber gewaschen hat und dann doch nicht fotografiert wird.
Es wurde sechs und es wurde halb sieben Uhr. Wir hatten immer noch gehofft, die Fahndung nach Dr. Blackwood werde einen Erfolg haben, aber wir wurden enttäuscht.
Um sieben Uhr gingen wir zu DINTY MOORES in der 46 Straße zum Essen.
Das Restaurant war bekannt für sein - wie es in den Inseraten hieß, »handgroßen Steaks und Shops!«. Handgroß ist zwar ein relativer Begriff.
Es gibt kleine, und es gibt große Hände. Und der Geschäftsführer erzählte mit besonderem Behagen immer wieder den Witz von dem Hafenarbeiter mit Handschuhnummer zwanzig, der darauf bestanden hatte, ein handgroßes Steak serviert zu bekommen.
Er bekam es, und die Fotografie des Mannes, seiner Pranke und des Steaks zierte heute noch die Wand des Lokals.
Nachdem wir uns den Bauch gehörig vollgeschlagen hatten, sagte Phil:
»Was nun? Ich habe nicht die geringste Lust, nach Hause zu gehen.«
»Dann mache ich dir einen Vorschlag. Wir gehen zu unserer dicken Freundin, der ›Beauty Queen‹ am Canal Place.«
»Der Laden, in dem wir neulich die ›Zwillinge‹ aufgegriffen haben. Eigentlich wollte ich ja vornehm ausgehen, aber…« frozzelte mein Freund.
»Ich gehe auch mit dir ins HILTON oder ins MURRY HILL, wenn es unbedingt sein muss sogar ins RITZ CARLTON, vorausgesetzt, dass du die Rechnung bezahlst.«
»Das könnte dir so passen .Dann gehen wir lieber zu der Dicken.«
***
Es war neun Uhr fünfzehn, als wir den Wagen parkten und das letzte Stück zu Fuß gingen.
Wenn wir geglaubt hatten, wir würden mit Freude empfangen, so hatten wir uns gründlich getäuscht.
Die Dicke hinter der-Theke tat so, als habe sie uns niemals gesehen.
Die platinblonde Annie drehte uns sofort den Rücken zu und verzog sich in die äußerste Ecke, wo sie sich bei einer Rotte von Jugendlichen niederließ.
Wir fanden zwei leere Hocker an der Bar setzten uns und warteten. Aber die Wirtin kümmerte sich nicht um uns.
»Hallo, Darling. Wir möchten einen Drink«, rief ich und klopfte mit dem Knöchel auf die Theke.
»Ich kann auf euch verzichten«, antwortete sie giftig. »Neulich habt ihr mir die Gäste vertrieben. Siebenunddreißig Dollar habe ich dabei eingebüßt. Ich pfeife auf eure Kundschaft.«
»Die Gäste hast du dir selbst vertrieben, HONEY«, grinste ich. »Du hättest ja die Zwillinge nicht auf uns zu hetzen brauchen. Dann hätte es keinen Krach gegeben, und die beiden säßen nicht im Kasten. Gib uns zwei Scotch.«
Sie maulte und schenkte ein. Ich hob mein Glas gegen das Licht und prüfte, bevor ich es über die Eiswürfel entleerte.
»Zu wenig«, feixte ich. »Soll ich dir die Gewerbepolizei auf den Hals schicken, weil du unter dem Strich einschenkst?«
Sie goss nach, und bei ihrer Wut bekam ich mehr, als sie beabsichtigt hatte.
»So ist’s richtig«, lachte ich.
Sie ärgerte sich schrecklich. Es war nicht nur persönliche Antipathie, die die Alte veranlasst hatte, uns hinauszugraulen. Dahinter steckte mehr.
Die Zwillinge waren bei Mrs. Coster gewesen und hatten ein Päckchen gefälschter Zehn-Pfundnoten gesucht, gefunden und mitgenommen.
Ich war außerdem davon überzeugt, dass sie Harrington ermordet hatten, obwohl der letzte
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