0241 - Der Teufel bündelt neue Blüten
Korb und kein Sack den Zollschuppen verlassen dürfe, ohne aufs Gründlichste untersucht worden zu sein.
Es war dies gewissermaßen eine Generalprobe, und wir hatten die leise Hoffnung, es könne sich dabei irgendein Hinweis ergeben.
Wir selbst kamen zehn Minuten vor Ankunft des Dreißigtausend-Tonners am Pier an und musterten die an Land gehenden Passagiere. Unter diesen oder unter dem Personal musste sich der Vertrauensmann der Falschmünzer befinden.
Wir interessierten uns vor allem für die Passagiere, die auch für die Rückfahrt gebucht hatten, die in vier Tagen erfolgen würde. Es waren alles in allem zwölf Leute, denen wir sofort ei-.nen Schatten auf die Fersen setzten, und über die wir Erkundigungen eingezogen.
Alle zwölf waren Briten, die angeblich geschäftlich in New York zu tun hatten, aber aus persönlichen Gründen davon absahen, die bei Weitem schnelleren Flugzeuge zu benutzen.
Wir gingen an Bord, wobei wir selbstverständlich kein Schild umhängten das uns als G-men auswies. Wir hatten eine vertrauliche Unterredung mit dem Kapitän, der uns versprach, uns in jeder Hinsicht zu unterstützen. Er stellte uns vor allem Passierscheine aus, die uns ermächtigten, das Schiff bei Tag und Nacht zu betreten und beliebig lange darauf zu verweilen.
Wir trieben uns also herum, bevölkerten die Bar, aßen auf Einladung des Kapitäns im Speisesaal einen mehrstöckigen Lunch und setzten uns in ein paar bequeme Sessel auf dem Promenadendeck, wo wir die beiden Fallreeps im Auge behalten konnten.
Um vier Uhr nachmittags waren sämtliche Passagiere mit Ausnahme von zwei Damen an Land gegangen. Die eine dieser Damen war eine alte Frau, die unterwegs an Lungenentzürnung erkrankt und nicht transportfähig war.
Die zweite hatte während der Nacht einem kräftigen Mädchen das Leben geschenkt und sollte sich noch vierundzwanzig Stunden ruhig verhalten, bevor sie zu ihrer Schwester geschafft werden würde. Die beiden kamen natürlich nicht infrage.
Der Zoll hatte, wie vorauszusehen war, nichts Verdächtiges gefunden, keine Koffer mit doppelten Böden und was dergleichen Scherze mehr sind.
Es blieb uns also nichts anderes übrig, als zu gehen, nachdem wir Lieutenant Chambers ersucht hatten, Gipsabdrücke der Fußspuren machen zu lassen und uns die ebenso wie die Patronenhülsen und die Geschosse zu schicken.
Um vier Uhr fünfzehn kam ein uns wohlbekannter Detective der Stadtpolizei an Bord, der uns glücklicherweise nicht bemerkte. Es wäre uns nicht angenehm gewesen, von ihm begrüßt zu werden. Zehn Minuten später ging er in Gesellschaft eines Schiffs-Offiziers, der zwei große Aktentaschen trug, an Land. Nach einer Stunde kamen die beiden zurück.
Diesmal waren die Aktentaschen bis zum Bersten gefüllt.
»Wer ist das?«, fragte ich den Steward, der uns gerade Tee und dazu zwei Brandy gebracht hatte.
»Ach Sie meinen Mr. Merrick, den Zahlmeister. Der geht an Land, um die nötigen Moneten zu holen. Der nimmt sich dazu jedes Mal einen Detective mit. Na ja, wenn ich mit zigtausend Dollar und Pfunden in der Tasche herumlaufen müsste, würde ich dasselbe tun. Bei uns in England passiert einem ja so leicht nichts, aber hier: Na, ich möchte hier nicht wohnen, bei der Gangsterwirtschaft ist ja keiner seines Lebens sicher.«
Ich hätte ihm eine Statistik herunterbeten können, in der bewiesen wurde, dass es in London im Verhältnis genauso viele Gangster gab, wie in New York, mit dem einzigen Unterschied, dass sie bei uns gewöhnlich schneller gefasst werden als in good old England. Aber ich hütete mich, den Mann zu vergrämen.
Wir saßen noch bis sieben Uhr abends, hatten unser Dinner und ließen uns dann von zwei Kameraden ablösen, die die Nacht über die Augen offen halten sollten. Am nächsten Morgen um acht - während der Nacht hatte 60 sich nichts getan - saßen wir schon wieder in unsere Mäntel gehüllt an Deck.
Um halb neun kam ein anderer Detective der City Police, um den Purser an Land zu begleiten. Um zehn war er zurück. Um halb elf ging er mit seinem Beschützer wieder los und kam um zwölf wieder.
Diesmal erkannte uns der Detective, als er eine halbe Stunde später diesmal allein, von Bord ging. Er kam auf uns los und begrüßte uns. Da er nun schon einmal stehen geblieben war, boten wir ihm einen Stuhl und einen Drink an.
»Einen blöden Job haben sie mir da heute auf gehalst«, beklagte er sich. »Ich muss dauern mit diesem Heini zur First National fahren und vor der Tür eine halbe Stunde
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