0243 - Die Schädelkette
und zog sich, als sie sich in Höhe des Halses befand, blitzschnell zusammen.
Der Gangster wurde nicht nach hinten gerissen, sondern weiter in die Knie gedrückt. Dabei rutschte auch die Hand mit dem Messer nach unten, schlitzte noch einen Teil der Kleidung auf, hinterließ aber sonst keinerlei Wunden.
Aus dem Mund des Mannes drang ein Röcheln.
Van Dyck lächelte. Er schaute aus kalten Augen zu, wie die Kette den Mann tötete. Und die Schädel nahmen dabei eine andere Farbe an. Der beinerne, gelbweiße Ton trat zurück, und ein seltsames Grün verschaffte sich unter der dünnen Knochenhaut freie Bahn. Es breitete sich wie ein Schleier aus, wurde innen noch verstärkt und drang in die Diamanten ein, wobei er diese geschliffenen Steine mit einem kalten grünen Feuer erfüllte.
Die Kettenglieder umspannten den Hals des Mannes von zwei Seiten, und die ließen ihm nicht die Spur einer Chance. Sie waren hart, aus bestem Stahl, hinzu kam die unheimliche Magie, die sie leitete und den Gangster zu einem hilflosen Bündel machte.
Den Mund hatte er so weit aufgerissen, daß er sich fast den Unterkiefer ausrenkte. Die Augen waren aus den Höhlen getreten, noch einmal wollte er sich aufbäumen — vergebens, die Kette war stärker.
Sie tötete ihn.
Und van Dyck lächelte.
Ja, er schaute lächelnd zu, wie seine Kette, gesteuert von seinen Gedanken, reagierte.
So mußte es sein!
Ohne daß er etwas dazu tat, löste sie sich von dem Hals des Opfers und schwebte allmählich in die Höhe. Noch immer leuchteten die Schädel in dem seltsamen Grün, aber die Farbe verblaßte allmählich.
Wie lange der schreckliche Mord gedauert hatte, wußte van Dyck nicht zu sagen. Für ihn war die Zeit bedeutungslos geworden, aber in seinen Augen stahl sich ein Leuchten. Der gleiche Ausdruck, der sich breitmachte, wenn er ein gutes Geschäft getätigt hatte.
Das Leuchten eines Siegers!
Die erste Hürde hatte er genommen, und die Kette tat, was er wollte. Sie schaffte ihm die Schwierigkeiten vom Hals!
Was war er für ein Glückspilz!
Tief atmete er durch. Im selben Augenblick dachte er an den zweiten Gangster, der sich noch in der ersten Klasse befand. Bisher hatte der Mann nicht eingegriffen, aber das würde sich ändern. Er mußte einfach mißtrauisch werden.
Und er wurde es.
Van Dyck hörte die Stimme. Sie klang rauh, zitterte vor Erregung, die Spannung mußte den Mann gefangenhalten. »Was ist denn? Komm hoch!«
Der Mann bekam keine Antwort.
Es wurde sehr still in der ersten Klasse. Auch aus der zweiten war kein Wort zu hören. Nur die Geräusche der Triebwerke drangen noch als Summen an die Ohren der Anwesenden.
Van Dyk wartete ab. Sein kaltes Lächeln kerbte die Lippen, ein lauernder, abschätzender Ausdruck lag in seinen Augen. Wenn er nach rechts schaute, sah er die Handgranate auf dem Sitz liegen.
Der andere besaß noch eine zweite!
Die Gefahr bestand nach wie vor. Dem Messerstich hatte er sich widersetzen können, ob ihm dies auch bei einer scharfen Handgranate gelingen würde, war fraglich.
Als zusammengesunkenes Bündel lag der Tote zwischen zwei Sitzen.
Die Kette schwebte über ihm, sie schien eine Art von Lauerstellung eingenommen zu haben, und das grünliche Leuchten war nicht völlig verschwunden.
Van Dyck spürte die Gedanken. ›Keine Angst, wir schaffen ihn auch noch. Die Schädel der Zauberpriester sind unbesiegbar, und sie zeigen sich dem dankbar, der sie geholt hat.‹
Schritte!
Jetzt horchte van Dyck auf. Der andere Gangster hatte es nicht mehr ausgehalten, er kam näher, und als die Schritte aufklangen, da reagierte auch die Kette.
Sie verschwand.
Von dem Milliardär aus gesehen, huschte sie nach links weg, so daß sie von dem Gangster nicht entdeckt werden konnte. Sie reagierte selbständig, und das war für van Dyck das größte.
Er sah den Schatten.
Jetzt war der Gangster da!
Zuerst schaute er nach links, wo die Handgranate lag. Van Dyck hatte für einen Moment das Gefühl, der Mann würde es sich überlegen und die Granate an sich nehmen, dann jedoch blickte er in die andere Richtung und sah seinen Kumpan zwischen den Sitzen.
Für einen Moment schien er zu versteifen. Riesengroß kam van Dyck die Hand vor, die das höllische Ei hielt. Wenn er es jetzt schleuderte, dann war alles umsonst.
Er warf es nicht.
Über die Gründe konnte höchstens gerätselt werden. Wahrscheinlich zählte er nicht zu der obersten Spitze des Quartetts und war nur ein Befehlsempfänger.
Wenn man die Drohung wahr
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