0243 - Die Schädelkette
grausamen Träume hatte ich sie in die Hand bekommen, und vielleicht wurde sie auch von meiner Gedankenkraft getragen, denn ich wünschte mir immer, daß sie das Ziel traf.
Über den trennenden Zaun flog sie weg, im schrägen Winkel wirbelte der Bumerang dann auf sein Ziel zu.
Unser Gegner sah die Gefahr. Er wollte ihr noch entkommen und sprang in die Höhe.
Das war sein Fehler.
Die Waffe kam wie ein Fallbeil, und sie traf seinen häßlichen Hyänenschädel. Genau konnten wir nicht erkennen, was sich vor uns auf der Löweninsel abspielte, wir sahen nur wirbelnde Teile, dann die hochgerissenen Arme, und plötzlich kippte der widerliche Hyänenschädel zur Seite.
Er fiel dem Boden entgegen, prallte auf die schräge Steinkante, hüpfte weiter und rollte noch ein Stück über den Boden in Richtung Graben, bevor er liegenblieb.
Der Torso stand noch.
Und die Frau schrie.
Sie hatte sich halb aufgerichtet, einen Arm ausgestreckt und die Hand gegen den Stein gestützt. Die andere hielt sie vor ihren Mund gepreßt.
Sie mußte schreckliche Angst ausstehen.
Während Suko bereits losrannte und auch seine Dämonenpeitsche zog, schaute ich dorthin, wo sich mein Bumerang befand. Seine Wucht war durch den Treffer gebremst worden, und er lag ein ziemliches Stück hinter dem kopflosen Monstrum am Boden.
Okay, den Hyänenschädel hatten wir vom Körper schlagen können, aber da war noch etwas anderes.
Die Kette!
Sie existierte nach wie vor. Und die einzelnen Schädel leuchteten in einem giftigen Grün.
Vom Halsstumpf des Monstrums hatte sich die Kette gelöst. Sie schwebte jetzt über ihm und befand sich auch weiterhin in Bewegung.
An einem Fleck blieb sie nie.
Das konnte für Suko gefährlich werden, obwohl er seine Dämonenpeitsche bereits ausgefahren hatte.
»Vorsicht, Suko!« schrie ich.
Mein Partner befand sich bereits auf dem Steg. Auch er sah die Kette und schlug nach ihr.
Sie wich aus.
Das alles nahm ich wahr, während ich mit gewaltigen Sätzen meinem Freund und Kollegen folgte. Auf dem Übergang mußte ich mich vorsehen und die Laufgeschwindigkeit zurücknehmen, dann aber hatte ich es geschafft und sah meinen Partner bei der Frau.
Er sprach mit ihr, was ich nicht verstehen konnte, denn ich konzentrierte mich auf die Schädelkette und deren unheimliche Magie.
Sie spielte ihren Zauber aus und die Schädel veränderten sich auf schreckliche Art und Weise…
***
Der Torso lebte noch!
Aber er befand sich zum Glück so weit von der Frau entfernt, daß ihr weder die Schlange, noch die Pranke gefährlich werden konnten.
Deshalb nahm sich der Chinese die Zeit und redete hastig, aber dennoch beruhigend auf sie ein.
Sie starrte ihn aus schockweiten Augen an. Ihre Kleidung war zum Teil zerrissen, und die Haut schimmerte durch.
Der Torso wankte zurück.
Ein schreckliches Bild. Normale menschliche Beine und Füße, aber rechts ein Schlangenarm und links die Pranke eines Löwen, wobei ihm beides noch gefährlich werden konnte.
Geduckt kletterte Suko über die Steine. Er wollte von der Seite kommen und dann zuschlagen.
Da wirbelte der Torso herum.
Plötzlich setzte er die Löwenpranke ein, und sie schlug nach dem Inspektor.
Es wurde gefährlich für Suko, denn auch die Schlange ringelte sich weit hervor, hatte ihr kleines Maul geöffnet und zeigte nicht nur die Zunge, sondern auch gefährliche Giftzähne.
Suko wich ihr aus und schlug aus der Drehung mit der Dämonenpeitsche nach dem Reptil.
Er traf gut.
Die drei Riemen wickelten sich um die Schlange, und als Suko riß, da fetzte er sie förmlich auseinander.
Der Torso kippte ihm entgegen.
Mit dem Fuß trat Suko zu, spürte weichen Widerstand und schleuderte den Kopflosen zurück.
Durch eine wilde Bewegung löste er die Reste der Schlange aus der Umklammerung der Peitsche, das Reptil wurde weit weggeworfen, und dann konnte sich Suko um den restlichen Teil kümmern.
Sein Gesicht war verzerrt, als er dreimal zuhieb, gegen den Torso einmal und gegen die Pranke doppelt so oft.
Kein Schrei brandete ihm entgegen. Es war ein stummes Sterben, ein lautloses Vergehen dieses furchtbaren Monsters, das einmal ein Mensch gewesen war.
Doch davon blieb nicht mehr viel zurück. Nur ein Torso mit zwei Beinen, die seltsam verdreht vom Unterteil abstanden.
Peter van Dyck existierte nicht mehr.
Jedoch die Schädelkette!
***
Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als ich sah, was mit den Schädeln geschah.
Oft hatte ich erlebt, daß aus normalen Köpfen
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