0243 - Die Schädelkette
Er gab sie nicht heraus und hielt seinen Koffer so fest wie den wertvollsten Schatz auf Erden.
Fast unbeobachtet wurden die Leichen der vier Gangster aus der Maschine geholt. Die Polizisten wunderten sich über die Zeichen an den Hälsen der Toten. Sie schimmerten leicht grünlich, und sie zeigten Abdrücke von Totenköpfen.
So etwas war ihnen noch nie untergekommen. Sie redeten darüber, und automatisch kam die Sprache auf die geheimnisvolle Kette, von der alle Welt sprach.
»Dann muß es sie doch gegeben haben«, bemerkte einer der Männer.
»Aber das ist nicht unser Bier«, fügte er hinzu und hob die Schultern.
»Los, schaffen wir die Leichen weg!«
In Kunststoffwannen lagen die Toten. Sie wurden zu einem Spezialfahrzeug gebracht, das sie sofort abtransportierte.
Derjenige aber, der alles zu verantworten hatte, hüllte sich in Schweigen.
Er schaffte es auch, den Reportern zu entkommen, setzte sich dann allerdings mit der Flughafenleitung in Verbindung, bevor er mit der Polizei sprach und seine Aussagen zu Protokoll gab.
Man wollte ihm jede Bitte erfüllen, aber er hatte nur eine Frage. Van Dyck wollte den Namen der Stewardeß wissen und auch das Hotel, in dem sie während des Londoner Aufenthaltes wohnte.
Sie hieß Kay Windsor.
»Ich bedanke mich«, sagte der Milliardär und lächelte wölfisch, als er den Raum verließ.
Niemand sah es.
Für alle Welt war dieser Mann der große Held…
***
Ich hatte Sir James Powell und auch Suko von meinem nächtlichen Erlebnis berichtet.
Beide waren erstaunt und gleichzeitig auch erleichtert, denn eine erkannte Gefahr ist eine halbe.
»Können Sie irgendwo ansetzen?« fragte unser Chef.
»Noch nicht, aber wahrscheinlich brauchen wir nicht weit zu laufen. Alles soll sich hier in London abspielen.«
»Sechs Totenköpfe, die müßten doch zu finden sein«, meinte Suko.
»Oder etwa nicht?«
»Ich hoffe es.«
Nach diesem Gespräch zogen wir uns wieder in unser gemeinsames Büro zurück. Die Meldungen der vergangenen Nacht lagen auf unseren Schreibtischen. Wir gingen sie sehr genau durch, vielleicht war schon etwas passiert, von dem wir nur noch nichts wußten.
Gegen Mittag erschien Glenda plötzlich. Sie hielt etwas in der Hand, das nach dem Extrablatt einer Zeitung aussah. Damit wedelte sie, als wollte sie die letzten Reste der Druckerschwärze noch trocknen.
»Gibt's neuen Kaffee?« fragte ich sie und bog mein Kreuz durch, da es vom langen Sitzen schon steif geworden war.
»Nein.«
»Habe ich dir was getan?«
»Du sollst nicht Kaffee trinken, sondern arbeiten«, erklärte sie mir. »Außerdem sollte es euch wirklich mal interessieren, daß es auch noch andere Helden in der Welt gibt.«
»Sprichst du von unseren Zwillingsbrüdern?« erkundigte ich mich grinsend.
»Ich wußte überhaupt nicht, daß einer von euch einen Milliardär als Zwillingsbruder hat.«
»Da würde ich sofort kündigen!« rief Suko.
»Und ich mich auf eine Insel zurückziehen«, bemerkte ich. »Aber nur mit einer Sekretärin.«
Glenda drehte sich um. »Siehst du hier eine, die mit dir fahren will?«
»Ich meine dich doch.«
»Tut mir leid, John. Auf der einsamen Insel gibt es keinen Strom. Und ich kann nur auf einer elektrischen Maschine tippen.«
»Dann lerne um.«
»Später. Lest erst mal die Meldung, die ich von einer Kollegin bekam. Sie brachte das Extrablatt aus der Mittagspause mit.«
»Ach, über den Helden.«
»Sehr richtig, John, über ihn.« Glenda gab mir das Blatt. Es war in der Tat noch druckfrisch. Auf der Vorderseite zeigte es ein großes Bild. Eine soeben gelandete Maschine, aus der Passagiere stiegen. Einer der zahlreichen Köpfe war weiß umrandet. Das mußte der Held sein, von dem Glenda gesprochen hatte.
Suko erhob sich von seinem Platz, trat hinter mich, schaute mir über die Schulter und las den Text mit mir zusammen.
EIN MANN ÜBERWÄLTIGT VIER LUFTPIRATEN
So lautete die reißerische Überschrift. Aus den Gesprächen der mitgeflogenen Passagiere hatten die Reporter eine unwahrscheinliche Story zusammengestellt. Sie nannten den Mann einen Superhelden mit überirdischen Kräften.
Zum Schluß des Berichts lasen wir den für uns entscheidenden Satz.
Wortwörtlich stand dort geschrieben, und jetzt las ich laut vor.
»Der Besitzer zahlreicher Diamantenbergwerke hat die vier Luftpiraten mit einer geheimnisvollen, aus Totenschädeln bestehenden Kette überwältigt. So wurde es von zahlreichen Zeugen bestätigt, obwohl der Held selbst sich darüber
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