0243 - Die Schädelkette
gerichtet, die der Mann in der Hand hielt.
»Gefällt sie Ihnen?« fragte er.
Die Stewardeß wurde bleich. Sie atmete schwer, und sie hatte nichts dagegen, als der Milliardär seine Hand ausstreckte und mit den Fingern an ihrem Oberschenkel hochtastete, zu sehr stand die Frau im Bann dieser makabren Kette. Dann löste van Dyck seine Hand und griff nach dem Whiskyglas, bevor es vom Tablett rutschen konnte.
»Es ist eine wunderbare Kette, nicht wahr?« fragte er, wobei er sie mit einer Hand hochhielt.
»Was…was ist das?«
»Teufelswerk, meine Kleine. Spürst du nicht, wie sie bereits von deinem Geist Besitz ergreift? Sie wird alles tun, was ich will, das mußt du dir merken. Alles…«
Er stand auf. Die Kette hielt er dabei hoch. Sie bildete ein von seinem Gelenk herabhängendes Oval, durch das er schauen konnte und direkt in das Gesicht der Frau sah.
»Auch du wirst alles tun«, erklärte er mit heiserer Stimme. »Hast du noch gut behalten, was ich dir vorhin gesagt habe? Die Kette kann dich zwingen, in ihr stecken unheimliche Kräfte, die vor Tausenden von Jahren beschworen worden sind…«
Die Stewardeß schwieg. Sie wußte selbst nicht, was mit ihr los war, denn der eigene Wille wurde ausgeschaltet. Die Kette hatte sie in ihren Bann gezogen.
Warum sagst du nichts? Warum…? formulierte sie in Gedanken.
Nicht sie sprach, sondern die Stimme des Flugkapitäns. Sie drang aus dem Lautsprecher und klang längst nicht mehr so ruhig wie bei der Begrüßung der Fluggäste.
Aber was sie sagte, war von einer ungeheuren Brisanz und warf die Pläne des Milliardärs vorerst völlig um.
»Bitte behalten Sie die Ruhe, meine Damen und Herren, denn wir befinden uns in der Hand von Highjackern. Vier Männer sind es. Einer befindet sich bei uns im Cockpit. Und sie haben gedroht, das Flugzeug zu sprengen…«
Jeder der Passagiere hatte die Stimme des Flugkapitäns vernommen, und an keinem waren die Sätze spurlos vorübergegangen. Die Menschen in der ersten Klasse sprangen von ihren Sitzen. Sie redeten durcheinander, es entstand ein Chaos. Angst stahl sich in die Augen der zumeist wohlhabenden Passagiere, und manch einer tastete heimlich nach seinem Koffer oder der Brieftasche.
Nur van Dyck hatte sich hingesetzt, während die Stewardeß zurückgewichen war.
Der Milliardär beteiligte sich nicht an der allgemeinen Aufregung. In seinem Kopf bewegten sich die Gedanken sortiert und gezielt. Er verspürte überhaupt keine Angst, nicht einmal Unbehagen, was zumindest normal gewesen wäre, sondern eine Art Spannung, denn da war eine andere Macht, die ihm Kraft gab.
Er lächelte sogar und winkte der Stewardeß. »Wenn Sie in meiner Nähe bleiben, geschieht Ihnen nichts. Ich…«
»Bleiben Sie da!« schrie die Frau. Der Blickkontakt zu van Dyck wurde ihr genommen, weil ein Mann auf die Tür zurannte, die die erste Klasse von der zweiten trennte.
Er befand sich noch einen halben Schritt von ihr entfernt, als sie aufgestoßen wurde. So heftig, daß der Mann nicht mehr ausweichen konnte und das Türblatt voll mitbekam.
Es klatschte in sein Gesicht. Der Mann schrie auf, taumelte zurück und preßte seine Hand gegen die Nase, aus der Blut rann und als roter Streifen unter dem Handballen hervortrat.
Für das Aufstoßen der Tür zeigten sich zwei Männer verantwortlich.
Terroristen oder Highjacker.
Sie stürmten in den Raum. Dunkelhäutige Gestalten, die einen arabischen Einschlag besaßen und mit Handgranaten bewaffnet waren…
***
Im nächsten Moment verschlimmerte sich die Panik. Das Auftauchen der beiden Verbrecher sorgte dafür. Die Menschen schrien zwar nicht mehr, aber die Angst trieb sie dennoch zurück und ließ ihre Augen starr werden.
»Zurück, alle!« peitschte der Befehl des ersten Gangsters. Mit seiner freien Rechten packte er die Stewardeß und schleuderte sie durch den breiten Gang zwischen den Sitzen nach vorn, wo sich eine kleine Bar befand.
Dort mußten sich die Passagiere versammeln.
Nur einer blieb sitzen.
Peter van Dyck!
Zuerst wollten die Verbrecher es nicht glauben. Ihre Augen weiteten sich ungläubig. Der Kerl, der auch das Kommando hatte, schnellte auf ihn zu und hielt ihm die Handgranate dicht vor das Gesicht. Van Dyck spürte den heißen Atem, der ihm entgegenwehte. »Hör zu, du Schwein, das gilt auch für dich!«.
»Reißen Sie sich zusammen«, erwiderte van Dyck.
Er bekam keine neue Antwort, denn der Gangster hatte die Kette gesehen, die Peter van Dyck noch immer in der Hand hielt. Die
Weitere Kostenlose Bücher