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0244 - Der Eulenmann

0244 - Der Eulenmann

Titel: 0244 - Der Eulenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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tot war, erfuhr das Dorf noch früh genug, und Philippe wollte nicht plötzlich von tausend Leuten angehalten und ausgefragt werden.
    »Er ist nicht mehr hier, Freund. Hat mir erst ein Zimmer vollständig ruiniert und ist dann abgehauen. Hier, komm mit, schau dir die Verwüstung an. Da ist kein Stein mehr auf dem anderen!«
    Daß der Wirt schamlos übertreiben konnte, wußte Philippe, aber er hatte auch von draußen gesehen, daß eines der Fenster zerstört war. Das paßte jedenfalls in sein Bild, das er von Zamorra hatte. »Wohin ist er gefahren? Es ist dringend.«
    »In der Richtung«, sagte der Wirt.
    »Nach Nervers?«
    »Möglich. Möglich, daß er auch noch weiter fährt. Hat mir nichts erzählt, dieser Randalierer, und ich habe ihn auch nicht gefragt. Ich habe ja seine Adresse.«
    Prächtig, dachte Philippe. Da brauche ich DuBreuil nicht zu fragen, weil der garantiert Lunte riecht. »Kannst du sie mir geben? Falls ich ihn nicht mehr einhole.«
    »Hier, schreib’s dir von dem Wisch ab«, brummte der Wirt. Philippe brauchte nichts aufzuschreiben, er prägte sich die Adresse nur ein. Immerhin besaß er ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Ein Schloß an der Loire also, weiter südlich… vielleicht ein Dämonenschloß. Da war etwas faul. Wie ein richtiger Gutsherr sah dieser Zamorra jedenfalls nicht aus.
    Philippe bedankte sich knapp und eilte wieder nach draußen. Dann jagte er seine »Ente« vorwärts, Zamorra und Nicole nach.
    Er mußte Zamorra erwischen und ihn zwingen, mit der Wahrheit herauszukommen. Und dann… kam die Rache.
    Rache für eine einzige, verfluchte Sekunde.
    ***
    Kommissar DuBreuil war alles andere als erfreut darüber, Sonntagsdienst schieben zu müssen. Aber was sein mußte, mußte eben sein, und deshalb bezwang er seinen eigenen Ärger und flötete seinen Assistenten auch ganz höflich an: »Jacques, fahren Sie doch noch mal in dieses Kaff St. Eloi und interviewen sie diesen Philippe Lenoir, was sich nun wirklich abgespielt hat. Vielleicht hat er seine fünf Sinne inzwischen wieder beisammen, und vielleicht sehen Sie bei Tageslicht auch noch ein paar Spuren mehr.«
    »Soll ich noch jemanden mitnehmen?«
    Da legte DuBreuil ihm die Hand auf die Schulter. »Jacques, reicht es nicht, daß wir beide heute Dienst haben? Wollen Sie die Kollegen auch noch verärgern, indem Sie sie aus ihrer heiligen Sonntagsruhe reißen?«
    »Aber uns reißt man«, maulte Jacques.
    »Irrtum, mein Lieber. Uns reißt man nicht, uns verdonnert man. Und nun sehen Sie zu, was Sie sehen können. Vielleicht ist Lenoir auch ganz froh, wenn sich jemand mit ihm mal unterhält.«
    Jacques freute sich gar nicht darüber, auch noch in dieses elende Dorf fahren zu müssen. Er war ein Stadtmensch, und wenn es nach ihm ginge, spielten sich alle Morde innerhalb der Kemstadtgrenzen von Nevers und im Zeitraum Montag bis Freitag ab, möglichst noch jeweils von neun bis siebzehn Uhr.
    Aber die Götter wollten es, daß es nicht nach ihm ging, und so mußte er jetzt den alten Peugeot an einem Sonntag Mittag ins nahe gelegene Dorf lenken. Zwischendurch mußte er noch einmal fast in den Graben, weil er die Breite eines ihm entgegenkommenden weißen Cadillacs unterschätzt hatte.
    Himmel, dachte er, wer in aller Welt fährt denn hier so einen Bonzenschlitten? Warum zum Teufel haben immer nur andere Leute das Geld und ich die Schulden?
    St. Eloi tauchte in sonntäglicher Verträumtheit vor ihm auf. Er fuhr hindurch, auf der anderen Seite wieder hinaus und sah das Wrack des angeknitterten grauen Peugeot noch immer mit dem Heck im Graben liegen. Um das Ding mußte sich auch noch jemand kümmern, fiel ihm ein. In der Nacht hatte niemand mehr daran gedacht, daß nach Behauptung dieses Zamorra hier eine Leiche gelegen hatte. Jacques machte sich einen Gedankennotiz und beschloß, von Lenoirs Bauemhäuschen aus doch anzurufen und die Kollegen von der Spurensicherung aus ihrer heiligen Sonntagsruhe zu reißen, ehe diese Angelegenheit wieder in Vergessenheit geriet.
    Die Kreuzung konnte er gar nicht verpassen, weil der grüne R 5 noch im Acker stand. Dann rollte er den Berg hinauf und fand prompt das einzelne Bauernhaus.
    Es sah verlassen aus.
    Jacques klopfte an die Tür. Von einer elektrischen Klingel schien hier noch nie jemand gehört zu haben. Dafür öffnete aber auch niemand auf das laute Klopfen. Jacques drückte probeweise auf die Klinke. Sie gab nach, und er konnte die Tür öffnen.
    Philippe hatte beschlossen, seine Haustür niemals wieder

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